Wienfluss

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Wienfluss mit seinen Zubringern und seinem Einzugsgebiet um 1825
Daten zum Objekt
Kartenausschnitt aus Wien Kulturgut

Der Wienfluss (1., 3., 4., 5., 6., 12., 13., 14., 15. Bezirk), kurzweg "Wien" genannt, ist mit einer Gesamtlänge von 34 Kilometern der größte Wiener Donauzubringer und der Hauptfluss des Wienerwalds.

Verlauf

Der Fluss entspringt am Fuß des Kaiserbrunnbergs im Wienerwald und führt dort den Namen "Dürre Wien". Nach der Einmündung des durch Seitenbäche gespeisten Pfalzauer Bachs (auch "Kalte Wien" genannt) heißt das Gerinne "Wienfluss". Er durchquert die Stadt vom Westen und mündet etwas flussabwärts der Aspernbrücke bei der Urania in den Donaukanal. Auf seinem Weg durch das (heutige) Stadtgebiet nimmt beziehungsweise nahm er (weil die meisten in die Wien mündenden Bäche überwölbt sind und in die Sammelkanäle links und rechts der Wien münden) links den Weidling-, Tullner-, Gablitz-, Mauer-, Halter-, Rosen- und Ameisbach, rechts den Brenntenmaiß-, Wolfsgraben-, Dam- und Deutschwaldbach (früher Baunzenbach genannt), das Rotwasser, den Grünauer und den Lainzer Bach auf.

Das Einzugsgebiet des Wienflusses ist etwa 230 Quadratkilometer groß, davon liegen 60 Quadratkilometer in dicht verbautem urbanen Gebiet, 170 Quadratkilometer in ruralem oder bewaldetem Territorium. Die Gesamtlänge beträgt 34 Kilometer, davon liegen rund 17 Kilometer im Wiener Stadtgebiet.

Abflussregime

Der Wienfluss hat alpinen Charakter und gilt daher als Wildwasser. Sein Abflussregime ist von extremen Schwankungen geprägt. Während er die meiste Zeit des Jahres nur sehr wenig Wasser führt, kann der während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen erheblich anschwellen, wobei seine Wassermenge manchmal bis zu 2.000 Mal größer ist als bei Trockenheit (Überschwemmungen). Sowohl Niedrigwasser als auch massive Schäden durch Hochwässer stellten eine große Herausforderung für die Bewohnerinnen und Bewohner, Nutzerinnen und Nutzer und die Verwaltung dar. Niedrigwasser war für die vielen Mühlen an der Wien problematisch, die manchmal bei Niedrigwasser für mehrere Monate nicht mahlen konnten. 1802 standen die Mühlen zum Beispiel für acht Monate still. Die Mühlen befanden sich nicht direkt an der Wien, sondern an mehreren bei Wehren (Mariabrunner, Meidlinger, Gumpendorfer Wehr) abgeleiteten Mühlbächen. Die Abzweigung von nicht unbeachtlichen Wassermengen aus dem Hauptfluss verminderten die Wassermenge in der Wien weiter, so dass abgelagerter Unrat und eingeleitetes Abwasser nur sehr langsam weggespült wurden (Wasserverschmutzung Wienfluss). Die Hochwässer an der Wien, wie auch bei den anderen Wienerwaldbächen, kamen flutwellenartig überraschend schnell, vergingen in der Regel aber auch schnell. Der Ottakringer Bach floss ursprünglich durch die Stadt und wurde im frühen 13. Jahrhundert in den Wienfluss umgeleitet.

Der heutige Fluss ist über weite Strecken durch Sohlpflasterungen vom Grundwasserkörper getrennt. Bis zur großen Regulierung um 1900 war hingegen der Austausch von Wasser, Nährstoffen und Organismen zwischen dem Fluss, seinem Umland und dem Grundwasser möglich.

Der Wienfluss bis 1683

Wann genau die Menschen begonnen haben, regulierend einzugreifen und den Fluss für ihre Zwecke zu adaptieren, ist nicht überliefert. Anzunehmen ist, dass erste Mühlen entlang des Wienflusses um 1100 angelegt wurden. Teile der bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestandenen Mühlbäche gingen wahrscheinlich auf natürliche Nebenarme des Wienflusses zurück. Diese wurden im Laufe der Zeit verlängert, indem kürzere Arme miteinander verbunden und deren Sohlen erhöht wurden. So erreichte man bei einzelnen Mühlen Fallhöhen von bis zu 3 Meter. Die Mühlbäche verliefen – sofern es die Grundbesitzverhältnisse zuließen – möglichst weit entfernt vom eigentlichen Fluss, um sie vor Erosion durch die sich seitlich verlagernden Arme zu schützen. In Phasen mit verstärkten Hochwässern bildete der Wienfluss ein breites, verzweigtes Schotterbett aus. Gerinnebreiten von 200 Meter und mehr waren keine Seltenheit. Bei geringerer Flussdynamik wurden die offenen Schotterbänke alsbald von Pioniergehölzen, wie verschiedenen Weidenarten und der Deutschen Tamariske, besiedelt. Die Verzweigungen wurden weniger, das Gerinne schmäler und der Fluss entwickelte einen stärker gewundenen Lauf. Während das Sohlgefälle zwischen der heutigen Stadtgrenze und dem Linienwall ehemals rund 5 ‰ betrug, nahm es flussab davon im Übergangsbereich zum Auen-Niveau der Donau auf ca. 3 ‰ ab. Im Mittel waren es 4,4 ‰. Aufgrund des geringeren Gefälles und der damit verbundenen Ablagerung von Sedimenten entstanden am Unterlauf auch größere bewachsene Inseln, die zum Teil bis Mitte des 17. Jahrhunderts bestanden.

Wien im Jahr 1529 mit der um 1200 errichteten alten Stadtmauer und seinen befestigten Vorstädten. Ein Nebenarm bzw. Mühlbach, an dem vier Mühlen lagen, verlief von der Steinernen Brücke (St.B.) vor dem Kärntnertor durch die Vorstadt Scheffstraße bis zum Wiener Arm (M.=Mühle). Ottakringer Bach und Alser Bach waren damals umgeleitet. Über die genaue Lage der Siedlungsflächen und Befestigungen der Vorstädte um 1529 ist wenig bekannt.

Ein längerer Nebenarm des Wienflusses am späteren Glacis zwischen der Steinernen Brücke vor dem Kärntnertor und dem Wiener Arm, an dem alleine vier Mühlen lagen, war großteils bereits 1529 kanalartig reguliert. Bis 1547 wurde auch der verbliebene Abschnitt, an dem sich die Spitalsmühle befand, in einen schmäleren Mühlbach umgewandelt. Hingegen dürfte der ebenfalls für den Mühlenbetrieb genutzte Nebenarm zwischen dem Gumpendorfer Wehr und der Steinernen Brücke (Kärntnertorbrücke) in den heutigen Bezirken Margareten und Wieden noch bis in die 1650er-Jahre bestanden haben. Die Insel zwischen den beiden Wienflussarmen ist auch im Plan von Niklas Meldeman 1530 gut zu sehen. Spätestens beim Bau des Freihauses auf der Wieden um 1660 wurden Teile des Nebenarms zugeschüttet und ein neuer, schmal regulierter Mühlbach geschaffen. Bis zu seiner Auflassung 1856 verlief der Bach entlang des Freihauses durch die heutige Mühlgasse, um direkt bei der Kärntnertorbrücke in den Wienfluss zu münden. Gleich unterhalb dieser Brücke befand sich das nächste Wehr, bei dem das Wasser bis 1683 in besagten Mühlbach am Glacis weitergeleitet wurde.

Damit die geringe Abflussmenge des Wienflusses nicht im breiten Tal versickerte und für die Mühlen verloren ging, wurde das Wasser jahrhundertelang bereits bei Mariabrunn direkt unterhalb der Mauerbachmündung in den Mariabrunner Mühlbach ausgeleitet. Seitenbäche wie der Halterbach und der Rosenbach bei Hütteldorf wurden genutzt, um dem Mühlbach zusätzliches Wasser zuzuführen. Südlich von Baumgarten befand sich ein zweites Wehr, bei dem der Mühlbach von der linken zur rechten Seite des Wienflusses wechselte, um bis nach Hietzing zur Mündung des Lainzer Bachs zu verlaufen. Aus dem Lainzer Bach kommende Hochwässer wurden mittels eines Überlaufgrabens direkt in den Wienfluss geleitet. Im Normalbetrieb floss das Wasser im Schönbrunner Mühlbach weiter zur Kattermühle auf dem Areal des späteren Schlossparks Schönbrunn und schließlich bis zum dritten Wienflusswehr bei Meidling. Von hier floss das Wasser auf der linken Seite des Wienflusses durch die Ortschaft Gumpendorf, um beim gleichnamigen vierten Wehr wieder auf die rechte Seite geleitet zu werden.

Ausschnitt aus einem Plan von Johann Georg Fischer mit Spitalsmühle, Mühlbach am Glacis und der Steinernen Brücke kurz vor der Zweiten Türkenbelagerung

Damit war beinahe der gesamte Lauf des Wienflusses von Mühlbächen begleitet, die Wasser führten, das dem Fluss fehlte. Heute fließen im langjährigen Mittel 1,3 m³ Wasser pro Sekunde in den Donaukanal. Vor dem Bau des Kanalsystems hatte der Wienfluss bei seiner Mündung einen mittleren Abfluss von rund 2,0 m³/s, inklusive des zeitweise eingeleiteten Ottakringer Bachs waren es knapp 2,1 m³/s. Der Abfluss konnte in Trockenperioden sogar unter 100 l/s fallen. Bei Nieder- oder Mittelwasser konnte daher von einem „Fließen“ im Flussbett kaum die Rede sein. Das verbliebene Wasser verlor sich in den Tiefen des Schotterbetts oder blieb in mit Feinsedimenten ausgekleideten Rinnen oberflächlich stehen. Die meisten historischen Darstellungen des Wienflusses geben wahrscheinlich ein beschönigtes Bild mit optisch ansprechender Wasserführung wieder. Bei Hochwässern konnte sich aber der beschauliche Charakter des Wienflusses schlagartig ändern. Intensive Sedimentumschichtungen an der Flusssohle, Erosion größerer Uferbereiche und ausgedehnte Überschwemmungen am Talboden prägten dann das Bild.

Die Dörfer des Wientals standen auf älteren, etwas höheren Bereichen des Talbodens. Befanden sie sich zu nah am Fluss, dann waren sie nicht nur durch wiederkehrende Überschwemmungen, sondern auch durch Ufererosion bedroht. 1518 erfahren wir erstmals von Arbeiten zur Erhaltung des Katterburg-Wehrs (vermutlich jenes südlich von Baumgarten ) und ab 1579 sind beinahe jährlich Meldungen zur Wiederinstandsetzung des hölzernen Uferschutzes bei der Katterburg überliefert. Wienflusswasser wurde vermutlich bereits während der Ersten Türkenbelagerung über einen eigenen Dotationskanal in den Stadtgraben geleitet, denn 1533 musste er ausgeräumt werden. Der später als „Münzgraben“ bezeichnete Kanal zweigte wohl vom Mühlbach am damals bebauten Glacis ab und endete im Stadtgraben bei der Wasserkunstbastei. Aufgrund drohender Überschwemmungen und wegen des hohen Grundwasserspiegels musste der Wienfluss für den weiteren Ausbau der Befestigungsanlagen 1549 im Bereich des heutigen Karlsplatzes reguliert werden. Weitere Überlegungen, etwa den Wienfluss aus sanitären Gründen überhaupt in die Stadt umzuleiten, wurden nicht weiterverfolgt.

Die Mühlen am Glacis mussten im 17. Jahrhundert der Erweiterung der Stadtbefestigung weichen. In Jakob Hoefnagels bekannter Vogelschau von Wien aus dem Jahr 1609 bzw. 1617 ist der Mühlbach noch inmitten der dicht besiedelten Vorstadt zu sehen, danach verlieren sich seine Spuren. Ein Plan von Johann Georg Fischer legt allerdings nahe, dass die Spitalsmühle und ein Teil des Mühlbachs bis zur Belagerung 1683 existiert haben.

1683-1830

Leander Anguissola, ein gefragter Ingenieur und Kartograf, wurde 1713 vom Hofkriegsrat mit Regulierungsarbeiten am Wienfluss beauftragt. Dieser war den Befestigungsanlagen flussauf der Stubenbrücke zu nahe gekommen, hatte das Glacis ausgewaschen und die äußeren Wehrbauten unterspült. Anguissola ließ den großen Flussbogen am heutigen Schwarzenbergplatz begradigen und das alte Flussbett abdämmen. Im Sommer 1716 durchbrach der Wienfluss aber die neu errichtete Abdämmung und strömte in sein altes Bett. Außerdem begann er am Glacis abermals Flussbögen auszubilden. Daher wurden 1717 mehrere Maßnahmen zur Wiederherstellung des begradigten Laufs vorgeschlagen, wovon einige 1723 auch umgesetzt wurden. Aber auch die neuen Wasserbauten konnten nicht verhindern, dass der Fluss bis 1750 sein Bett ausweitete und oberhalb der Stubenbrücke einen pendelnden Lauf entwickelte.

Seit der Erweiterung des Glacis auf 600 Schritt (ca. 450 m) Breite nach der Zweiten Türkenbelagerung mündete der Wiedner Mühlbach nicht mehr bei der Steinernen Brücke vor dem Kärntnertor in die Wien, sondern bei der neuen Bärenmühle rund 250 m flussaufwärts. Auch das Wehr im Wienfluss für die Wasserausleitung in den Glacis-Mühlbach wurde abgebrochen. Stattdessen wurde bis 1704 unterhalb der Kärntnertorbrücke ein sogenanntes „Brückenwehr“ (eine Sohlrampe) eingebaut, um die Unterspülung der Brückenpfeiler und der Widerlager zu verhindern. In diesem Fall könnte es noch einen anderen Grund gegeben haben: Ohne Aufstau wäre vermutlich die Wasserzufuhr über den Münzgraben zum Stadtgraben gefährdet gewesen. Zwischen 1710 und 1750 wurde ein weiteres Brückenwehr direkt bei der Stubenbrücke eingebaut. Mit der Errichtung des Linienwalls im Jahr 1704 musste alsbald auch der Wienfluss zum Schutz der neuen Fortifikationslinie lokal stabilisiert werden. Die durch den Wienfluss verursachte Lücke in der Wallanlage zwischen Gumpendorf und Hundsturm wurde durch einen Palisadenzaun geschlossen, was bei Hochwässern problematisch sein konnte.

Einengung des Hochwasserabflussraums am Wienfluss durch den Ausbau des Schlosses Schönbrunn einerseits und die Ausweitung der Gartenanlagen in Penzing andererseits (Situation um 1755). Die Ablenkung des Flusses resultierte in einer Auskolkung des nördlichen Ufers flussab von Penzing.

Schwierigkeiten mit der Dynamik des Gewässers gab es auch weiter flussauf beim Schloss Schönbrunn, das seit 1695 fortlaufend erweitert worden war. Durch den Ausbau des Schlosses und die Aufschüttung des Vorplatzes breitete sich die Anlage immer weiter in den Hochwasserabflussraum der Wien aus. Zum Schutz der Schlossanlage mussten Uferschutzbauten errichtet werden, die den Fluss gegen das nördliche Ufer ablenkten. Dort entstand durch Ufererosion eine große Bucht. Den ältesten verfügbaren Plänen zufolge dürften aber auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Penzing an der ungünstigen Situation beteiligt gewesen sein, hatten sie doch ihre zum Teil aufgeschütteten und mit Mauern gesicherten Gärten ebenfalls immer weiter zum Fluss hin ausgedehnt. Dadurch verringerte sich der Hochwasserabflussraum massiv, an der engsten Stelle wurde er von ehemals ungefähr 150 m auf 70 m Breite im Jahr 1755 eingeengt. Eine derartige Reduktion der Abflussbreite führt unweigerlich zu einem verzögerten Hochwasserabfluss und folglich noch höheren Wasserspiegeln. Zudem kann sich die Strömung an der Engstelle und direkt flussab davon erhöhen, wodurch die Ufererosion erhöht wird. Flussauf des Schlosses existierten Mitte des 18. Jahrhunderts mit Ausnahme der Wehre und Mühlbäche keine nennenswerten Wasserbauten. Erwähnenswert ist aber das massive, 320 m lange Baumgartner Wehr, bei dem der Mühlbach, von Mariabrunn kommend, auf die andere Seite des Wienflusses weiter nach Hietzing geleitet wurde. Flussauf dieses Wehrs lagerten sich große Mengen an Schotter und Sand ab, sodass der Wienfluss hier eine Breite von 240 m erreichte. Bei größeren Hochwässern konnten diese Sedimentmassen in Bewegung geraten, das bedeutete an einem Fluss mit Wildbachcharakter wie der Wien größte Gefahr für die Unterlieger.

Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wissen wir nur von vier berichtenswerten Hochwässern: 1711, 1716, 1741 und 1744, wobei ab 1716 jedes Mal der Schlosspark verwüstet oder das Schloss überschwemmt wurde. In der folgenden Hochwasserphase, die an der Donau starke Zerstörungen mit sich brachte, wurden auch die Anrainerinnen und Anrainer des Wienflusses hart getroffen. Zwischen 1768 und 1785 ereigneten sich 13 Hochwässer, sechs davon waren besonders verheerend. In Reaktion auf die Überflutung des Schlosses im Jahr 1768 wurde nur ein Jahr später unter der Leitung von Sigismund Hubert mit der umfangreichen Regulierung der Wien beim Schloss begonnen. Beim Hochwasser 1774 drangen die Wassermassen sogar in die Schlossküche ein. Es folgten die ersten großangelegten Regulierungsprojekte, die allesamt unausgeführt blieben.

Von Jean Baptiste de Demenge Brequin geplante Wienflussregulierung bei Schönbrunn, 1783

Durch die Hochwässer weiteten sich zwischen 1768 und 1783 Flussbögen aus und erodierten an den Prallufern Weideland, Wiesen und Weingärten. Dabei wurde das Flussbett in einigen Abschnitten außerhalb des Linienwalls immer breiter, bis neue bewachsene Inseln im Fluss entstanden. Das Hochwasser vom Sommer 1785 stellte alle vorherigen Überschwemmungen in den Schatten, setzte einmal mehr das Schloss unter Wasser und hinterließ Schäden entlang des gesamten Flusses. Die Erosion von landwirtschaftlichen Nutzflächen war beachtlich: Alleine zwischen Ober- und Unter-St.-Veit gingen im Zeitraum von 1783 bis 1825 fast 9 ha an Wiesen und Weiden verloren, wovon vermutlich ein Großteil dem Hochwasser 1785 zuzuschreiben ist; ebenso rund 7 ha flussauf von Sechshaus. Im Jahr 1789 wurde zwar neuerlich Anlauf für eine vollständige Regulierung zwischen dem Baumgartner Wehr und Schönbrunn genommen, bis auf den Einbau von Spornen zum Schutz der Ufer geschah allrdings kaum etwas.

Erst mit der neuen Welle an Hochwässern 1805 (zweifach), 1806 und 1813, die jedes Mal das Gumpendorfer Wehr zerstörten, sah man sich genötigt, die Regulierung voranzutreiben. Das Baumgartner Wehr, das einen starken Rückstau verursachte, wurde 1808 demoliert und stattdessen eine hölzerne Trogbrücke („Bruckwasserleitung“) für die Querung des Mühlbachs errichtet. Infolgedessen verbreiterte sich das Flussbett direkt oberhalb der Trogbrücke auf bis zu 270 m. Weiters wurden zwischen Weidlingau und Hütteldorf drei massive Dämme errichtet, um größere Flussbögen zu begradigen. Seit 1805 wurde auch wieder über die systematische Regulierung der Wien innerhalb des Linienwalls diskutiert. Das Projekt wurde primär aus hygienischen Überlegungen genehmigt und zwischen 1814 und 1817 umgesetzt.

1830-1918

„Es ist sonach hiemit die ernste Absicht ausgesprochen: den Krankheitszustand dieses Wildbaches zu beheben, worauf erst dann die Wien einen Anspruch auf die bisher usurpirte Benennung eines Nebenflüsschens der Donau machen könnte. Wer kennt nicht die Wien und deren Unarten ? Sie ist als Schattenseite Wiens fast weltbekannt! Ein gleiches Exemplar ist in den cultivirten Ländern [ … ] nirgends zu finden. Jedermann, der sonst überall das fliessende Wasser mit Vergnügen betrachtet, wendet sich mit Unwillen von dieser Ausgeburt der verwahrlosten Natur ab.“[1]

Dieser Befund Viktor von Domaszewskis aus dem Jahr 1878 ist bezeichnend für das Verhältnis der Wienerinnen und Wiener zum stark verschmutzten Wienfluss im 19. Jahrhundert. Ähnlich wie bei der Donau wurden deshalb auch für die Wien immer wieder größere Regulierungsprojekte vorgeschlagen, es blieb aber lange Zeit bei einem Stückwerk lokaler Wasserbauten. Zu einer umfassenden Regulierung sollte es erst rund 25 Jahre nach der großen Donauregulierung kommen. Nach der Choleraepidemie 1831/32 begann man unverzüglich mit dem Bau der beiden Cholerakanäle vom Donaukanal entlang des Wienflusses bis zum Linienwall – zuerst am rechten Ufer (1831–1834) und bald darauf am linken Ufer (1836–1839). Zeitgleich mit dem rechten Cholerakanal wurde auch die Mündung des Wienflusses in den Donaukanal umgebaut. Das nach der Märzrevolution 1848 initiierte Arbeitsbeschaffungsprogramm ermöglichte zudem die Regulierung des direkt flussauf der Mündung liegenden Flussabschnitts beim damaligen Hauptzollamt. Die Uferböschungen wurden innerhalb des Linienwalls nach und nach gepflastert und der Flusslauf beim Gumpendorfer Schlachthaus sowie am Schwarzenbergplatz verschwenkt.

Die größten Veränderungen ergaben sich jedoch durch die Auflassung der Mühlbäche innerhalb des Linienwalls. Das beim Hochwasser von 1847 zerstörte Meidlinger Wehr wurde nicht mehr wiederhergestellt und der zugehörige Mühlbach allmählich zugeschüttet. Im Jahr 1856 wurde schließlich auch das Wehr bei Gumpendorf abgerissen, nachdem es mehrmals bei Hochwässern zerstört worden war. Damit wurde auch der durch Margareten und Wieden fließende Mühlbach obsolet. Bei der Auflassung des Wehrs spielte auch das Jahrhunderthochwasser 1851, das größte seit der katastrophalen Flut von 1785, eine Rolle. Späteren Berechnungen zufolge betrug der damalige Abfluss inklusive der beiden Sammelkanäle 595 m³/s, womit es als 500-jährliches Hochwasser eingestuft wurde. Später diente dieses Hochwasser für die große Wienflussregulierung um 1900 als Bemessungsgrundlage für die Dimensionierung der neuen Flussprofile.

Hydrotechnische Aufnahme des Wienflusses durch Studenten des Polytechnikums unter der Leitung von Joseph Stummer von Traunfels, 1847-1857
Stand der Regulierung am Wienfluss zwischen Ober-St.-Veit und Schönbrunn um 1875. Ehemalige Mühlen waren bereits zu Fabriken ausgebaut und die dem Wienfluss innerhalb der Auenzone abgerungenen Flächen wurden allmählich besiedelt.

Während der Wienfluss innerhalb des Linienwalls zur Jahrhundertmitte bereits weitgehend reguliert war, ließ die Situation außerhalb des Walls – nach damaliger Einschätzung – noch sehr zu wünschen übrig. Zwar wurde der Fluss 1847 bis 1857 umfassend kartiert und beschrieben, beim Bau der Westbahn um 1855 wurden aber nur die notwendigsten Wasserbaumaßnahmen vorgenommen. So musste das Bett des Wienflusses zwischen dem Bahnhof Hütteldorf und Auhof begradigt und eingeengt werden, um Platz für die Bahnlinie zu schaffen; ebenso flussauf von Weidlingau. Da eine Regulierung des Flusses nach einheitlichen Planungsprinzipien nicht zustande kam, wurden die Anrainerinnen und Anrainer der Wien dazu verpflichtet, die Kosten für Uferschutzmaßnahmen selbst zu tragen. Dies artete in eine völlig ungeregelte Betriebsamkeit aus. Einige Grundbesitzer schützten ihre Ufer mittels Weidenpflanzungen, befestigten Uferböschungen oder Ufermauern. Andere blieben untätig. Primär ging es den am Fluss lebenden Menschen um den Schutz ihrer eigenen Grundstücke und dafür war es am besten, wenn man die Strömung zum gegenüberliegenden Ufer ablenken konnte: Ein sicheres Rezept für einen mangelhaften Hochwasserschutz.

Der Wienfluss vor der umfassenden Regulierung auf Höhe Kettenbrücke (Blick Richtung 6. Bezirk), aufgenommen 1890

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Wienfluss außerhalb des Linienwalls im Bereich Gaudenzdorf/Meidling erst teilweise reguliert, beim Schloss Schönbrunn und in Hietzing beinahe vollständig, flussauf davon aber noch kaum. Oberhalb von Hietzing wurden dem Fluss einige Flächen abgerungen, in denen unter anderem zwei mit Flusswasser gespeiste Freibäder errichtet wurden. In den 1860er-Jahren wurden weitere Uferabschnitte gesichert oder mit Weidenpflanzungen stabilisiert. Um 1875 waren bereits sämtliche Ufer vom Linienwall bis kurz oberhalb der Verbindungsbahnbrücke nach Speising stabilisiert. Während die beiden Mühlbäche innerhalb des Linienwalls bereits aufgelassen waren, existierten der Mariabrunner und der Hietzinger Mühlbach weiterhin. Sie waren nach wie vor mittels einer Trogbrücke über den Wienfluss miteinander verbunden. Bis zum Jahr 1875 war auch noch der Pfeiffersche Mühlbach in Sechshaus in Betrieb. Dafür war bereits 1793 das sogenannte Gaudenzdorfer Wehr ungefähr 150 m unterhalb des Meidlinger Wehrs errichtet worden. Von diesem zweigte linksseitig der Mühlbach ab, der Wasser zur 1790 gegründeten „Pfeifferschen Lederfabrik“ (ab 1844 „Lederfabrik Suess“) und später auch noch zu einer Farbholzschneidemühle in Sechshaus leitete, bevor er vor dem Linienwall wieder in den Wienfluss mündete. Im Jahr 1854 war die Mühle jedoch schon in einem schlechten Zustand und nicht mehr sehr produktiv. Die zunehmenden Gewerbebetriebe und Fabriken entlang des Wienflusses benötigten nämlich nicht nur ständig mehr Wasser, sondern verschmutzten auch das im Fluss verbliebene Restwasser stark. Zudem wurde das Flussbett für Schotter- und Sandgewinnung durchwühlt und im Winter auch für die Eisgewinnung herangezogen. Dementsprechend schlecht war es auch um die Gewässerfauna bestellt.

Betonierung eines Gewölberinges unterhalb der Elisabethbrücke, 1898

Es lässt sich festhalten, dass der Wienfluss bereits vor der 1894 begonnenen umfassenden Regulierung weitgehend reguliert war, wenn auch die Uferverbauung aus einem Flickwerk unterschiedlich ausgeführter Wasserbauten bestand. Analog zur Donau lässt sich auch am Wienfluss beobachten, dass alte Wasserbaupraktiken solange weitergeführt wurden, bis steigender Flächenverbrauch und Nutzungsdruck völlig neue Planungsparadigmen unumgänglich machten. Bereits während der Großen Donauregulierung 1869-1876 hatten sich die Stimmen für eine umfassende und systematische Regulierung auch des Wienflusses gemehrt. Es sollte allerdings noch bis zur Eingemeindung der Vororte 1890/1892 dauern, bis das eng mit dem Bau der Stadtbahn verbundene Vorhaben auch administrativ „machbar“ wurde. Zwischen 1894 und 1906 wurde der Wienfluss schließlich auf der 17 km langen Strecke zwischen Mariabrunn und dem Donaukanal umfassend reguliert und teilweise überwölbt. Er erhielt damit in Wien sein noch heute weitgehend erhaltenes Erscheinungsbild.

seit 1918

Am Wienfluss kehrte nach dem Ersten Weltkrieg zunächst einmal Ruhe ein. Die ambitionierten Pläne für den Ausbau der Wienzeile zu einem Prachtboulevard waren ebenso unvollendet geblieben wie das Wienflussportal im Stadtpark. Da auch nichts aus den Hafenausbauplänen am Donaukanal wurde, blieb das für Schiffe gedachte Wendebassin direkt bei der Wienflussmündung weitgehend ungenutzt. Die Wien lagerte hier immer wieder größere Mengen an Sedimenten ab, weshalb man sich entschloss, anstelle der Sandbank 1930 einen kleinen Park anzulegen. Zumindest bis in die 1930er-Jahre existierte noch ein Rest des vormals sehr langen Mariabrunner Mühlbachs zwischen dem Mauerbach und dem Halterbach. Wann er endgültig aufgelassen wurde, ist unklar. Zuletzt dürfte er nur mehr das alte Hütteldorfer Bad mit Wasser versorgt haben.

Die Wienflussmündung bei der Radetzkybrücke, 1912
Regulierter Wienfluss mit Kleiner Ungarbrücke beim Stadtpark, 1953

Mit dem steigenden Verkehrsaufkommen nach dem Zweiten Weltkrieg gab es vermehrt Überlegungen, das Wienflussbett für den Straßenverkehr zu nutzen. So entstand unter anderem 1953 die Idee, eine Tunnelstraße innerhalb der Einwölbung zu bauen und das Gerinne der Wien um 3 m tieferzulegen. Pläne für eine Wientalautobahn blieben ebenfalls weitgehend auf dem Papier. Zwischen 1976 und 1981 wurde allerdings die Wientallinie der Stadtbahn als U4 in das U-Bahn-Netz integriert. Wegen der exponierten Lage der Stadtbahn und späteren U4, die in einigen Abschnitten nur durch eine Mauer vom Wienfluss getrennt ist, wurde der Hochwassersicherheit stets höchste Bedeutung zugemessen. Im Lauf des 20. Jahrhunderts mussten die Sohlpflasterungen, die Wehranlagen und die Hochwasserbecken bei Auhof nach größeren Hochwässern wiederholt instand gesetzt werden. Besonders die Eisstöße setzten den Wasserbauten am Wienfluss zu. Im Jahr 1956 wurde schließlich das Sperr-und Verteilungswerk bei Auhof generalüberholt und für eine bessere Schutzwirkung optimiert. Neue, genauere hydrologische Berechnungen des maximal möglichen Hochwasserabflusses der Wien und ihrer Zubringer vergrößerten in den letzten Jahrzehnten die Sorge, dass doch einmal die Schutzmauer zur U-Bahn-Linie überströmt werden könnte. Dann wäre Wien empfindlich in seiner Verkehrsinfrastruktur verletzt. Die Hochwasserrückhaltebecken bei Auhof entsprachen 100 Jahre nach deren Errichtung nicht mehr den schutzwasserwirtschaftlichen Anforderungen. Es stellte sich nämlich heraus, dass bei einem 1000-jährlichen Hochwasser nicht wie um 1900 geplant 400 m³/s Wasser, sondern 460 m³/s zur Stadt hin abfließen. Wenn zeitgleich mit einem extremen Hochwasser am niederösterreichischen Oberlauf des Wienflusses auch noch heftige Regenfälle im Stadtgebiet niedergehen sollten, dann würde ernsthafte Gefahr drohen. Über die Zubringer und Regenüberläufe des Kanalsystems würden dann zusätzlich bis zu 175 m³/s Regen-und Abwässer in die Stadtstrecke des Wienflusses gelangen, wodurch sich der Abfluss bis zur Mündung auf 635 m³/s erhöhen könnte. Es bestand jedenfalls Handlungsbedarf, um drohende Schäden an Wiens wichtigster Verkehrsinfrastruktur abzuwenden. Daraufhin wurden zwischen 1997 und 2001 im Rahmen des Projekts „Der neue Wienfluß“ umfangreiche Umbauten an den Hochwasserrückhaltebecken vorgenommen. In die Wehre wurden Durchflussöffnungen eingebaut und neue Steuereinrichtungen installiert. Dadurch sollte die aus den Retentionsbecken abfließende maximale Wassermenge auf 347 m³/s reduziert werden. Zudem war geplant, das aus dem Kanalsystem in den Wienfluss strömende Mischwasser abzufangen und mit einem neuen Abwasser-Entlastungskanal unter dem Flussbett zur Kläranlage zu führen – mit 200 m³/s entsprach dieser „Fluss unter dem Fluss“ damals dem Mittelwasserabfluss der Enns in Steyr.

Die naturnahe Gestaltung des Wienflusses mit Wienfluss-Weg auf Höhe Nikolaibrücke, 2019
Nach dem Hochwasser im September 2024 im Flussbett im Stadtpark abgelagertes Geschiebe

Zugleich hatten sich die Anforderungen an ein urbanes Gewässer bis zur Jahrtausendwende verändert. Zwecks geringer hydraulischer Rauigkeit (Widerstand) wurde das Gerinne um 1900 bewusst sehr „glatt“ gestaltet. Das ließ der Gewässerfauna und -flora kaum Lebensräume. Neben der Hochwassersicherheit verfolgte daher der Umbau der Wien auch ökologische Ziele und sollte zusätzlich neue Freizeiträume am Wasser schaffen. Dazu war es notwendig, auch die Wasserqualität mit dem Entlastungskanal zu verbessern. Die Entscheidung Ende des 19. Jahrhunderts, den Fluss zwecks maximalen Flächengewinns auf ein 21 m breites Gerinne zu verengen, schränkte allerdings den Gestaltungsspielraum für Renaturierungsmaßnahmen massiv ein. Lediglich die 37 ha großen Hochwasserbecken bei Auhof erlaubten großflächigere ökologische Verbesserungen. Dazu wurde der Wienfluss, der bis dahin zusammen mit dem Mauerbach in einem Umgehungsgerinne bei den Becken vorbeifloss, durch die Becken geleitet, wo er seither seine eigenen Fließwege gebildet hat. Damit entstand Wiens größtes Feuchtbiotop außerhalb der Donau-Auen. Über das Umgehungsgerinne können heute selbst Hochwässer, mit denen statistisch nur alle 250 bis 300 Jahre zu rechnen ist, abgeleitet werden. Damit steht in den Retentionsbecken ausreichend Volumen für den Rückhalt noch größerer Hochwässer zur Verfügung. Mittlerweile haben sich in den Becken zahlreiche Tier-und Pflanzenarten angesiedelt, die auf Feuchtlebensräume angewiesen sind. Nachdem im Fluss auch einige Sohlstufen fischpassierbar umgestaltet, die Sohlpflasterung in Teilabschnitten entfernt und das Flussbett bis 2014 auf einer Länge von 1,8 km „naturnah“ restrukturiert worden war, konnte sich auch die aquatische Fauna erholen. Eine Wiederherstellung der natürlichen Flussdynamik, gekennzeichnet durch wechselnde Erosions- und Ablagerungsprozesse verbunden mit einer ständigen Erneuerung verlandeter Habitate, ist mit all diesen Maßnahmen aber nur in sehr geringem Umfang möglich. Nach wie vor muss der Mensch zur Sicherstellung des erforderlichen Hochwasserschutzes regulierend eingreifen.

Das ambitionierte Projekt „Der neue Wienfluß“ wurde nur in Teilen umgesetzt. Der als Wiental Kanal bezeichnete Entlastungskanal wurde zwischen 1997 und 2006 – anders als ursprünglich geplant – großteils in Tunnelbauweise bis zu 38 m unter dem Flussbett nur von der Urania bis in die Nähe der Pilgrambrücke gebaut. Damit können bei heftigen Regenfällen lediglich maximal 50 m³ statt wie geplant 200 m³ Abwasser pro Sekunde aus der Kanalisation aufgefangen und zeitverzögert zur Hauptkläranlage weitergeleitet werden. Bis zur Fertigstellung der 2024-2028 angesetzten Erweiterung des Kanals bis nach Auhof gelangen die Abwässer flussauf der Pilgrambrücke in solchen Fällen nach wie vor ungeklärt in den Wienfluss.

Der 1895–1897 als Wasserreservoir errichtete Wienerwaldsee am Oberlauf des Wienflusses wurde zwar im Jahr 2010 in ein Auffangbecken mit 890.000 m³ Speichervolumen umgewandelt, eine Dämpfung großer Hochwasserabflüsse ist damit aber nicht gegeben. Aktuell beträgt die Wasserführung bei einem 1000-jährlichen Hochwasser 470 m³/s an der Mündung beim Donaukanal. Damit ist man zwar noch ein gutes Stück vom ursprünglich angestrebten Ziel von maximal 380 m³/s entfernt, aber im Vergleich zur Situation vor der Jahrtausendwende (bis zu 635 m³/s) wurde im Hinblick auf den Hochwasserschutz viel erreicht. Zudem wurde die Trennwand zwischen dem Wienfluss und den Gleisanlagen der U4 in besonders überschwemmungsgefährdeten Bereichen geringfügig erhöht. Beim 1000-jährlichen Wienfluss-Hochwasser im September 2024 entstanden keine größeren Schäden am U-Bahn-Netz.

Nutzungen

Der Wienfluss wurde für vielfältige Zwecke als energetische und materielle Ressource genutzt. Bedeutend waren die Mühlen, die zum Teil (beim Mariabrunner Wehr) bis ins 20. Jahrhundert hinein in Betrieb waren. Bis zum 18. Jahrhundert wurde Holzschwemme betrieben und im Fluss gefischt. Im 19. Jahrhundert verstärkte sich die gewerbliche und industrielle Nutzung des Wienflusses und das Wiental entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der Produktion. Während die meisten Gewerbe den Fluss vor allem zur Entsorgung ihrer Abwässer nutzten, waren es vor allem die Wäscherinnen und Wäscher, die Färberinnen und Färber und die Textildruckerinnen und Textildrucker, die ihre Arbeiten direkt am oder im Wienfluss betrieben. Nach der umfassenden Regulierung gehörte das Baden im gepflasterten Flussbett oder im 1917 gegründeten ersten Kinderfreibad Wiens in einem der Hochwasserrückhaltebecken zu beliebten Aktivitäten.

Brücken

Die historisch bedeutendsten Wienflussbrücken waren die "Stainerne Prugken bey Chernerthor" (Elisabethbrücke) und die Steinbrücke vor dem Stubentor (Stubenbrücke), die in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts bestehende hölzerne Brücken (aus dem beginnenden 13. Jahrhundert) ersetzten und für den Handel nach Italien beziehungsweise Ungarn von Bedeutung waren. Heute queren abseits der eingewölbten Abschnitte auf Wiener Stadtgebiet 39 Straßenbrücken und Stege sowie vier Bahnbrücken (U4 sowie Verbindungsbahn bei Unter-St.-Veit) die Wien.


Siehe auch

Videos

Flug entlang des Wienflusses 1755 & 2010 (YouTube)

Weblinks

Literatur

  • Alt-Wien 6 (1897), S. 84 ff., 111 ff., 131 ff.
  • ARGE IB Neukirchen et al.: Hochwasser-Rückhalteanlagen für den Wienfluss – Retentionsbecken Auhof. Ausführungsprojekt 1997. Projektbericht i. A. d. MA 45, 1997
  • Franz Atzinger / Heinrich Grave: Geschichte und Verhältnisse des Wien-Flusses sowie Anträge für dessen Regulirung und Nutzbarmachung. Mit Rücksichtnahme auf die jetzigen allgemeinen und localen Anforderungen. Wien: Hölder 1874
  • Bericht der vom Gemeinderathe der Stadt Wien berufenen Experten über die Wienfluss-Regulirung im August 1882. Archiv der MA 18, Sign. 895/1 B
  • Bericht der vom Gemeinderathe der Stadt Wien berufenen Experten über das vom Stadtbauamte verfaßte technische Elaborat, betreffend die Bestimmung der Größe und Form der Profile für die Wienfluß-Regulierung. Verlag des Gemeinde-Ratspräsidiums 1886, ca. 80 S. mit 20 Tafeln, Archiv der MA 18, Sign. 895/2 B
  • Emil Karl Blümml / Gustav Gugitz: Alt-Wienerisches. Wien 1920, S. 410 ff.
  • Albert Camesina: Wien’s Bedrängnis im Jahr 1683. Berichte und Mittheilungen des Alterthums- Vereines zu Wien, Bd. 8, Wien: 1865
  • Albert Camesina: Urkundliche Beiträge zur Geschichte Wien’s im XVI. Jahrhundert. Gemeinderath der Kais. Kön. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien (Hg.). Hölder, Wien: Hölder 1881

Referenzen

  1. Viktor von Domaszewski: Regulirung des sogenannten Wien-Flusses. Wien: R. v. Waldheim, 1878 (ÖNB, Sign. 65.525-B)