Wasserbedarf von Gewerben und Industrie

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Das Gumpendorfer Schlachthaus am Ufer des Wienflusses, Stummer 1847-1857.
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Letzte Änderung am 18.01.2018 durch WIEN1.lanm08pil
BildnameName des Bildes Schlachthaus Gumpendorf Stummer WGW.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Das Gumpendorfer Schlachthaus am Ufer des Wienflusses, Stummer 1847-1857.

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Gewerbliche Wassernutzung beinhaltet sowohl die Wasserversorgung als auch Abwasserentsorgung. Zu den Gewerben, Manufakturen und Industriebetrieben in deren Produktion Wasser eine bedeutende Rolle spielt, zählen Fleischhauer und die Verarbeitung der tierischen Produkte, Gerber, Bleicher und Färber, Textildrucker, chemische Betriebe und Brauereien.

Eine Studie über die Verteilung dieser Betriebe im Wiener Stadtgebiet, und speziell im Einzugsgebiet des Wienflusses[1] hat gezeigt, dass die Anbindung an ein Fließgewässer, im Speziellen an den Wienfluss, für einzelne Gewerbe zwar vorteilhaft sein konnte, aber nur ein Faktor unter vielen bei der Standortwahl war. Einzig die Gewerbe von Bleichern und Textildruckern befanden sich auffallend oft in unmittelbarer Nähe des Wienflusses oder der vom Wienfluss abgeleiteten Mühlbäche. Vor allem am Gumpendorfer Mühlbach war im 19. Jahrhundert eine große Konzentration dieser Gewerbe zu beobachten. Neben der Verfügbarkeit von fließendem Wasser, das für die Produktion benötigt wurde, war die Nähe zu den textilproduzierenden und -verarbeitenden Betrieben im Schottenfeld und in Gumpendorf ausschlaggebend für die Standortwahl. Auch große Industriebetriebe befanden sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts auffallend oft direkt am Wienfluss, am Liesingbach und am Donaukanal.

Für die Wasserversorgung waren die Betriebe auf ausreichende Mengen in passender Qualität angewiesen. Die Wiener Fließgewässer, mit Ausnahme der Donau, führten oft zu wenig und stark verschmutztes Wasser, um die Bedürfnisse der Gewerbetreibenden abzudecken. Auch die starken Schwankungen in der Wasserführung der Wienerwaldbäche waren dem gleichmäßigen Wasserbedarf der Betriebe nicht zuträglich. Neben der geringen Wasserverfügbarkeit in Trockenzeiten war die Gefährdung der Betriebsstätten durch Hochwässer vor der umfassenden Regulierung wahrscheinlich ein Grund, sich nicht zu nahe an den Gewässern anzusiedeln. Stattdessen dürften Brunnen eine wesentliche Rolle für die gewerbliche Wasserversorgung gespielt haben. In den 1860er Jahren bestanden in Wien mehr als 10.000 Brunnen, aus denen je durchschnittlich 560 Liter pro Tag entnommen wurden. Die Verfügbarkeit von anzapfbaren Grundwasserströmen und -reservoirs ist lokal, entsprechend der geologischen Situation, sehr unterschiedlich. In den alluvialen Sedimenten entlang der Fließgewässer ist die Verfügbarkeit von Grundwasser prinzipiell besser gewährleistet.

Neben den Brunnen spielte zunehmend die Versorgung durch Wasserleitungen eine Rolle. Für Gewerbetreibende bedeutsam waren zum Beispiel die 1804 eröffnete Albertinische Wasserleitung, die die westlichen Vororte versorgte, und die 1841 eröffnete Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung, die Wasser aus dem Einzugsbereich des Donaukanals in die Vororte und Vorstädte brachte. Auch aus dem Wiener Neustädter Kanal wurde ab 1803 Wasser für gewerbliche Zwecke entnommen. Die Erste und Zweite Hochquellwasserleitung und die Wientalwasserleitung ermöglichten Ende des 19. Jahrhunderts eine flächendeckende Wasserversorgung. Für große Industriebetriebe wie das Gumpendorfer Schlachthaus war die Versorgung durch Wasserleitungen eine Voraussetzung, da ihr Wasserbedarf durch die lokalen Brunnen nicht abzudecken gewesen wäre. Die Wasserleitungen machten die Betriebe von den lokal verfügbaren Ressourcen unabhängig.

Eine wichtigere Rolle als in der Wasserversorgung kam den Fließgewässern bei der Entsorgung gewerblicher Abwässer und Abfälle zu. Diese wurden vor der Erbauung eines Kanalnetzes direkt in die Flüsse und Bäche eingeleitet. Die ersten Kanäle leiteten die Abwässer ebenfalls in die Gewässer ein. Im Wiental wurden beispielsweise in Folge der Choleraepidemie 1831 und 1832 Kanäle und Sammelkanäle errichtet, die in den Donaukanal entwässerten. Bei Starkregen floss das überschüssige Wasser aber weiterhin in den Wienfluss.

Der Wiener Ochsenmarkt befand sich bis 1797 am Glacis am rechten Wienflussufer (3, Am Heumarkt). Neben der zentrumsnahen Lage war vor allem die Verfügbarkeit von Wasser für die Tiere und zur Reinigung des Platzes dafür entscheidend. Kleinere Schlachtbetriebe befanden sich über das Stadtgebiet verteilt ohne besondere Nähe zu Fließgewässern. Das Gumpendorfer Schlachthaus, einer von zwei zentralen Schlachthöfen, wurde 1851 am linken Wienflussufer eröffnet. Es war an die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung angeschlossen. Die Abwässer wurden in einem Abwasserkanal gesammelt und direkt in den Wienfluss geleitet, erst später erfolgte die Anbindung an den Linken Wienfluss-Sammelkanal. Auch das Abwasser der Hütteldorfer Brauerei verschmutzte den Wienfluss. Es wurde direkt in den Mariabrunner Mühlbach eingeleitet, der unterhalb der Brauerei als stinkend und schlammig beschrieben wurde. Im Jahr 1859 entsprachen die so abgeleiteten Abwässer in etwa jenen von 21.000 Privatpersonen. Obwohl dem hygienischen Wissen der Zeit entsprechend die organischen Abwässer im Fokus des Stadtpysikats standen, war sicher auch die Belastung der Gewässer mit toxischen Chemikalien zum Beispiel aus den Färbereien, Gerbereien und Gaswerken ein Problem, das beispielsweise zum Rückgang der Fischpopulationen führte.

Literatur

Einzelnachweise