Fleischhacker
Ihre ältesten Verkaufsstände befanden sich auf dem Fleischmarkt; hier befand sich auch der älteste Sitz der Innung (Metzgerordnung 1333). 1282 übersiedelten verschiedene Fleischbänke auf den Lichtensteg (1., Lugeck), wo die angesehensten Fleischhacker in ihren eigenen Fleischbänken ausschroteten (Schlachtbänke). Um 1300 finden wir auch Fleischbänke in der Kärntner Straße (Fleischhof), seit Mitte des 14. Jahrhunderts bei den Schotten (1357), bei St. Michael (1377) und beim Werdertor (1379); die steigende Bevölkerungszahl Wiens machte offenbar eine Dezentralisierung notwendig.
Der Sitz der Fleischerzeche war später auf der Freyung; seit Ende des 14. Jahrhunderts besaß das Bürgerspital einen eigenen Fleischhof (1, Kärntner Straße 33); der Fleischhof der Juden (in dem rituell geschlachtet wurde) befand sich in der Nähe der Judenstadt (1., Am Hof 10). Mitte des 15. Jahrhunderts wird in den sogenannten Fleischhauerbriefen erstmals verordnet, dass Ochsen und Rinder, die auf den Fleischbänken beim Roten Turm verkauft werden sollten, nirgendwo anders als auf der "Schlachtpruckh" (Schlagbrücke [ Ferdinandsbrücke, Schwedenbrücke ]) geschlagen werden dürften. Auf dem Graben errichtete die Stadt eigene Fleischbänke (bereits in der ältesten erhaltenen Kammeramtsrechnung von 1424 erwähnt); sie wurden an Gäufleischhacker (das sind Fleischhacker aus der ländlichen Umgebung Wiens, die ihre Ware zum Verkauf in die Stadt brachten) vermietet; sie kamen vor allem aus Mödling, Klosterneuburg, Stammersdorf und Schwechat, jedoch auch aus verschiedenen Orten in den heutigen Bezirken 14., 17., 18. und 19., und hatten durch ein Privileg der Herzöge Albrecht II. und Otto am 24. August 1331 das Recht erhalten, von Ende September bis Ende April an jedem Dienstag und Samstag in der Stadt zu verkaufen (durchschnittlich 60 Fleischhacker, 1477 sogar 77 Fleischhacker).
Die Fleischhacker erhielten anfangs das Holz zum Bau ihrer Stände von der Stadt Wien (gegen Entrichtung eines Zentners Unschlitt) kostenlos. 1449 wurden am Graben aufgelassene Brottische in weitere Fleischbänke umgewandelt. Die Verkaufszeiten wurden genau festgelegt (im Sommer und Winter unterschiedlich). Auf dem Graben saßen die Gäufleischhacker vor allem vor dem Freisinger Hof (heute Nummer 29-29a), weshalb diese Gegend auch Fleischgraben hieß. Da die Fleischstände den vornehmer gewordenen Platz verunzierten und auch eine Geruchsbelästigung darstellten, verfügte Ferdinand I. 1564 ihre Verlegung (in analoger Weise erfolgte die Verlegung der Fischstände am Hohen Markt, jedoch erst 1753); die Fleischhacker übersiedelten auf den Tiefen Graben.
Aus Gründen der Preisüberwachung und -regulierung kam es am Ende des Vormärz zum Bau städtischer Schlachthäuser (1846 Baubeginn in St. Marx und Gumpendorf); 1879-1884 wurde der Zentralviehmarkt in St. Marx errichtet. Siehe auch Ochsengries.
Wappen
1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten.
- Fleischhauer: In Silber ein naturfarbener Ochsenkopf über zwei gekreuzten Fleischerbeilen. Zwischen den Hörnerın des Kopfes erscheint das kleine Wappen von Wien.
- Pferdefleischhauer: In Gold unter zwei gekreuzten, naturfarbenen Fleischerbeilen auf grünem Dreiberg ein rotes Pferd.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Fleischhauer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Wildbrethändler
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Fleischhauerinnung)
Literatur
- Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), S. 44 ff.
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. III
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 21, Taf. III (Pferdefleischhauer)
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. VIII
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 27, Taf. VIII (Pferdefleischhauer)
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 29