Lugeck
48° 12' 35.50" N, 16° 22' 29.10" E zur Karte im Wien Kulturgut
Lugeck (1).
Die ältesten urkundlichen Nennungen des Platzes, an dem die beiden Bäckerstraßen (heute Bäckerstraße und Sonnenfelsgasse) gegen den Lichtensteg in die Bischofgasse (heute Rotenturmstraße) mündeten, fallen in die Jahre 1338 ("Unter den Fleischbänken bei St. Stephan"; sie hießen 1360 Neue beziehungsweise 1384 Niedere Fleischbänke [zum Unterschied von den Oberen am Lichtensteg]), 1368 und 1398 (Am Lichtensteg). 1379 findet sich für das Haus Lugeck 1, Rotenturmstraße 8 die Bezeichnung "Auf dem Lug am Eck unter den Fleischbänken", 1387 "Auf dem Lueg" und 1435 "Am Luegegk bei den Fleischbänken", woraus sich ab 1504 der Platzname Lugeck einbürgerte; auf dem Stich der Serie von Pfeffel-Kleiner (18. Jahrhundert) findet sich merkwürdigerweise die Bezeichnung "Lübeck".
Das Lugeck war seit altersher Alarmplatz für die Bewohner des Stubenviertels (Feuerordnung 1458, Wolfgang Schmeltzl 1547). 1521/1522 wird der Platz als eine der vier Stätten bezeichnet, an denen öffentliche Maueranschläge vorgenommen wurden (die drei anderen waren die Stephanskirche, der Michaelerfreithof und das niederösterreichische Ständehaus). 1529 stand am Lugeck vorübergehend ein Galgen für hinzurichtende Plünderer. Die Fleischbänke verschwanden allmählich, die letzten werden jedoch noch 1701 erwähnt.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre St. Stefan
- ab 1908: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-3: Pfarre St. Stefan; ONr. 2: Pfarre Dominikaner
Gebäude
- Nummer 3: ehemaliger Kölner Hof
- Nummer 4 (Bäckerstraße 1, Sonnenfelsgasse 14): Hier stand seinerzeit der Regensburger Hof (dessen Parzelle bis dorthin reichte, wo heute das Gutenbergdenkmal steht); an seiner Stelle errichtete Franz von Neumann 1897 das Warenhaus Orendi, wobei er sich bemühte, sich an die charakteristischen Bauformen des alten Gebäudes anzupassen (Restaurierung 1992/1993); lebensgroße Statue Friedrichs III. von Theodor Friedl in einer Fassadennische in der Höhe des dritten Stockwerks (der Kaiser wurde 1470 in diesem Hof von Bürgermeister Niklas Teschler empfangen); Gedenktafel in der Bäckerstraße. Am Seitenerker Konsolfiguren (Mann und Frau in altdeutscher Tracht, die hervor„lugen") von Friedl. Fälschlicher Hinweis auf das Versatzamt (Dorotheum).
- Nummer 5 (Wollzeile 5): Wohnhaus (ursprünglich Hausname "Zum schmeckenden [das heißt riechenden] Wurm", der an die Sage erinnert, im Keller habe man ein lindwurmartiges Ungeheuer gefunden, das einen widerlichen Gestank verbreitete), erbaut Ende 18. Jahrhunderts von Josef Reymund dem Jüngeren (Neufassadierung erste Hälfte 19. Jahrhundert); Durchhaus zur Wollzeile.
- Nummer 7 (Rotenturmstraße 6): ehemaliger Großer Federlhof, erbaut 1846/1847 von Leopold Mayer; in der Einfahrt Reste eines Renaissanceportals (1495-1497) und ein Relief „Krönung Maria" (17. Jahrhundert), an der Fassade Gedenktafel für Carl Ritter von Ghega, der 1860 hier gestorben ist. 1713/1714 wohnte hier Gottfried Wilhelm Leibniz (Leibnizgasse), angeblich auch Paracelsus; um 1780 befand sich im sechsten Stockwerk das Observatorium von J. J. Monsberger. Marcus-Curtius-Loch.
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 97 f.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 109 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz, Das Marcus-Curtius-Loch, in: WGB11. 5 (1950), S. 1 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 469
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 560 f.
- Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 208 f.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 52 f.
- Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 68 f.
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 86
- Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1929, S. 24 ff.
- Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 79