Wientalwasserleitung
Die Wientalwasserleitung, ein Unternehmen der belgischen "Compagnie des eaux de Vienne", wurde 1898 eröffnet, war jedoch ab August 1921 wegen eines schwebenden Rechtsstreits nicht in Betrieb; 1927 wurde die Wasserlieferung wieder aufgenommen (1928 rund 2,7 Millionen Kubikmeter). Die private Wientalwasserleitung entnahm das Wasser dem Stauweiher, genannt Wienerwaldsee, im Wolfsgraben oberhalb der Ortschaft Untertullnerbach (Niederösterreich) und versorgte hauptsächlich die westlichen Gebiete der Stadt mit Nutzwasser.
Die belgische Gesellschaft "Companie des Eaux de Vienne" baute in den 1890er-Jahren die Wientalwasserleitung. Das Wasser war primär Regenwasser, das aus den offenen Gerinnen des Wienflusses, des Gablitz- und Mauerbaches zugeführt wurde, um eine entsprechend gleichmäßige Wasserführung zu gewährleisten. Nach 1891 erfolgte die Konzessionierung des Projekts, die Strecke von Rekawinkel bis Hütteldorf im Gesamtausmaß von 181,1 km zur Wasserversorgung heranzuziehen.
Die ursprüngliche Planung sah mehrere Wasserbehälter mit Stauweihern vor, so etwa im Wolfsgraben, beim Dammbachgraben, bei Gablitz und bei Mauerbach, jedoch wurde nur ersterer realisiert. Dieser befand sich an der Einmündung des Wolfsgrabens in das Wiental oberhalb der Ortschaft Untertullnerbach und wurde durch einen 240 Meter langen und bis zu 13 Meter hohen Damm abgeschlossen. Von dem Reinwasserbehälter führte das Leitungsrohr, nachdem es einen Wassermesser zur Registrierung der Wassermenge passiert hatte, längs der Linzer Straße bis an die Grenze des 14. Bezirks bei Breitensee. An diesem Ort erfolgte die Abgabe an die Gemeinde Wien, deren Angelegenheit ist bis heute die Abgabe an die Konsumenten.
Über eine eigene Transportleitung und ein eigenes Nutzwassernetz wurde das Wientalwasser in innere und äußere Bezirke geleitet. Der Hauptstrang führte durch die Paltaufgasse und Lienfeldergasse, Ottakringer Straße und Thaliastraße zum Gürtel. Die Netzlänge belief sich auf 162 km, versorgt wurden 323 Hausanschlüsse neben einer Vielzahl an Feuer- und Spritzhydranten.
Ein auf 99 Jahre anberaumter Vertrag (8. Juli 1898) verpflichtete die Stadt Wien, zu bestimmten Jahreszeiten bestimmte Wassermengen, im Jahresdurchschnitt 10.000 m³ pro Tag, abzunehmen. Zunächst stellte diese zusätzliche Wassermenge eine willkommene Entlastung für die um das Jahr 1900 oftmals sehr angespannte Versorgungslage dar. Um die Jahrhundertwende führte die Stadt Wien das Nutzwasser Industriebetrieben zu, ferner wurden folgende Bahnhöfe dotiert: Franz-Josefs-Bahnhof, Westbahnhof, Stadtbahnstation Hütteldorf-Hacking, Ostbahnhof nächst dem Arsenal.
Der Vertrag besagte ferner die Überlassung eines täglichen Maximalquantums von 25.000 m³ zu einem vereinbarten Preis. Die Gemeinde Wien hatte ihrerseits die Verpflichtung, bei der Abgabe an Private und Industriebetriebe ausschließlich Wasser aus der Wientalwasserleitung zu verwenden, sofern die Companie das zur Verfügung notwendige Wasser bereitstellen konnte. Lebensmittel- und Genussfabriken bedurften Wasser der Hochquellenleitung und waren von dieser Klausel ausgenommen. Das Wasser der Wientalwasserleitung hatte zunächst einen Preis von 13 Heller und später auf acht Heller herabgesetzt, sofern das Quantum des Monatsbedarfs von 40.000 m³ überschritten wurde.
Am 2. Mai 1958 wurde der Vertrag gelöst, somit ging die gesamte Wientalwasserleitung in den Besitz der Gemeinde Wien über und wurde bis Anfang 1964 auf eine durchschnittliche Jahresleistung von 7,2 Millionen Kubikmeter verstärkt (seither Trinkwasserleitung).
Literatur
- Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ... Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: Norka-Verlag 1990, S. 39 f.
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 2B (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 302-304
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, "Wasser in jedwedes Bürgers Haus". Die Trinkwasserversorgung Wiens. Wien: MEMO 2003, S, 60.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 11, Wiesbaden: Steiner 1981, S. 397 f.