Thaliastraße
48° 12' 40.99" N, 16° 19' 12.33" E zur Karte im Wien Kulturgut
Thaliastraße (16., Neulerchenfeld, Ottakring), benannt (10. Juni 1883) nach dem Thaliatheater; vorher (1873-1883 in Neulerchenfeld) Lerchenfelder Straße (in Ottakring erhielt sich dieser Name bis 1894).
Die Thaliastraße verläuft südlich des Ortskerns von Neulerchenfeld; der gerade Verlauf der Straße deutet (ebenso wie jener der noch weiter südlich bis zur Schmelz angelegten Straßenzüge) auf die rasterförmigen Parzellierung beziehungsweise Verbauung der Gründerzeit hin, die nach der Eingemeindung (1890/1892) einem Höhepunkt zustrebte. Folgt man der Thaliastraße in Richtung Wienerwald, so gelangt man in die gründerzeitlichen Ausflugsperipherie des heutigen 16. Bezirks, in deren Restaurationen und Gärten sich an Sonn- und Feiertagen die Arbeiterbevölkerung traf. Die in die Zeit der Selbständigkeit Ottakrings und Neulerchenfelds fallende gründerzeitliche Verbauungsphase fand im wesentlichen an der Einmündung von Watt- und Possingergasse, ihr Ende; erst nach 1890 drangen die Verbauungsspitzen weiter nach Westen vor. Baulücken und periphere Abschnitte, auch südlich der Thaliastraße wurden während der Ersten Republik und nach dem Zweiten Weltkrieg durch städtische Wohnhausanlagen und Genossenschaftswohnhäuser geschlossen.
Heute bildet die Thaliastraße mit ihrer noch immer überwiegend gründerzeitlichen Verbauung als Geschäftsstraße des Bezirkes ein Pendant zur Neulerchenfelder Straße, unterscheidet sich von dieser jedoch deutlich durch die Dominanz der Bekleidungsbranche.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1883: Pfarre Neulerchenfeld
- ab 1894: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-49 und gerade ONr. 2-50: Pfarre Neulerchenfeld; Rest: Pfarre Alt-Ottakring
- ab 1898: gerade ONr. 2-22: Pfarre Breitenfeld; ungerade ONr. 1-49 und gerade ONr. 24-50: Pfarre Neulerchenfeld; ungerade ONr. 51-109 und gerade ONr. 52-116: Neu-Ottakring; ungerade ONr. ab 111 und gerade ONr. ab 118: Pfarre Alt-Ottakring
Gebäude
- Nummer 1: Thaliahof.
- Nummer 1 und 2: ehemaliges Thaliatheater.
- Nummer 2: Hier befand sich die Möbel- und Fußbodenfabrik Bruno Claus GmbH. Nach dem zweiten Weltkrieg war im Haus der von der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft begründete Verein "Soziale Wohnkultur" mit den Schauräumen für die "SW- Möbel" (einfachen, jedoch geschmackvollen Wohnzimmermöbeln, die zu günstigen Preisen den enormen Bedarf an Einrichtungsgegenständen nach den Kriegszerstörungen decken sollten), untergebracht, außerdem in den 1960er Jahren der VÖKO (Verband österreichischer Konsumentenorganisationen [eine gewerkschaftliche Beratungsstelle als Pendant zu dem von der Arbeiterkammer begründeter Verein für Konsumenteninformation]).
- Nummer 28: Walterkino - Savoykino.
- Nummer 43: Thaliakino.
- Nummer 44: 1885 wurde hier das Stephaniespital begründet (1927 geschlossen). Bis 1971 befand sich hier eine Auszahlungsstelle für Arbeitslose, ab 1978 eine Musikschule der Stadt Wien (Zweigstelle des Konservatoriums der Stadt Wien).
- Nummer 75: Karl-Volkert-Hof (Gedenktafel bei Stiege 2); Gedenktafel für Karl Volkert (bei Stiege 1). Im zweiten Hof der Wohnhausanlage Volkertdenkmal.
- Nummer 78 (Kuffnergasse 2, Dampfbadgasse 1): Otto-König-Hof; Sgraffito von Walter Harnisch mit Symbolen (Weltkugel, Säule und Maske, Buch und Eule) und Inschrift "Wissenschaft wandelt das Leben".
- Nummer 96: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 113: Josef-Srp-Hof, städtische Wohnhausanlage (1926).
- Nummer 125: Hier wurde eine der beiden Wiener Tabakhauptfabriken errichtet.
- Nummer 137-139: Huberhof.
- Nummer 159: Karl-Kysela-Hof, städtische Wohnhausanlage; Gedenktafel für den Abgeordneten zum Nationalrat Karl Kysela (1901-1967), Obmann der Sozialdemokratische Partei Österreichs Ottakring (1945-1961).
- Nummer 164: Hubert-Pfoch-Hof, städtische Wohnhausanlage.
Bilder
Literatur
- Felix Czeike: XVI. Ottakring. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 16), S. 59 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929