Tabakhauptfabriken
Von den der Generaldirektion der Tabakregie unterstehenden Tabakfabriken befanden sich zwei in Wien: die eine wurde 1857 in der Vorstadt Landstraße (3, Rennweg 44) errichtet, die andere befand sich in der Roßau (im Gebäude der abgesiedelten Porzellanmanufaktur [9, Porzellangasse 51]). Als die Fabrik in der Roßau geschlossen werden sollte, errichtete man 1893-1898 in Ottakring (16, Thaliastraße 125) auf einem 2 ha großen Areal an der Vorortelinie der Stadtbahn eine ausgedehnte Fabriksanlage, die eine wesentliche Ergänzung des Industriepotentials des 16. Bezirks bildete. Schon bald nach Betriebsaufnahme (1898) zählte man mehr als 1.200 Arbeiter (vorwiegend Frauen). Das eigentliche Fabrikationsgebäude (ein Haupttrakt mit drei Seitentrakten) wird flankiert von zwei Gebäuden, die damals die Kanzleien und Wohnräume der Fabriksvorstände beziehungsweise die Magazine aufnahmen. An der Thaliastraße ist die Fabrik durch ein eisernes Gitter begrenzt. Die Ottakringer Tabakfabrik gehört zu den bemerkenswertesten Industriebauten der Jahrhundertwende. 1913 wurden 36 Zigarren- und sechs Zigarettensorten erzeugt (33 beziehungsweise 133 Millionen Stück), 1920 18 Zigarren- und drei Zigarettensorten (22 beziehungsweise 160 Millionen Stück). Die Produktion in Ottakring läuft Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts aus. Es wurde daher beschlossen, zwei Drittel des Areals für dringend benötigte Bezirkseinrichtungen zur Verfügung zu stellen (Wohnungen, Geschäfte, Schulen, Büros, Sportanlagen und P&R-Anlage); auf dem restlichen Drittel wird weiterhin der Betriebsstandort der Verkaufsleitung Wien der Austria Tabak AG verbleiben; ein neues Forschungszentrum ist bereits entstanden.
Literatur
- Felix Czeike: XVI. Ottakring. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 16), S. 60 f.
- Ottakring. Ein Heimatbuch des 16. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Ottakring. Wien: Schulbücherverlag 1924, S. 381 ff.
- Leben in Wien 3 (1993), S. 12 f.