Arsenal
48° 10' 58.12" N, 16° 23' 27.70" E zur Karte im Wien Kulturgut
Arsenal (seit 1874: 10, seit 1938: 3., Arsenalstraße, Ghegastraße 1, Lilienthalgasse 2).
Ursprünglich befand sich das Arsenal (1558 erbaut, 1672 unter Leopold I. erweitert) in der Stadt (Oberes Arsenal und Kaiserliches Zeughaus; Konskriptionsnummer 140, Oberes Zeughaus, und 141, Oberes Arsenal; Areal 1., Rockhgasse 4-6, Hohenstaufengasse 1-5, 2-6, Renngasse 5-9, Wipplingerstraße 29-31; Kaiserliches Zeughaus).
Nach der Niederschlagung der Revolution 1848 wurde beschlossen, rund um die Innenstadt "Defensivkasernen" (gegen künftige Aufstände der Arbeiterschaft; Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne, Kronprinz-Rudolf-Kaserne [ Roßauer Kaserne ]) sowie am Laaer Berg ein k. k. Artillerie-Arsenal zu errichten, um über eine zentrale verteidigungsfähige militärische Anlage in geeigneter Position zu verfügen. Der Plan für das Arsenal, das 1849-1856 außerhalb des Linienwalls in Formen des romantischen Historismus als Rohziegelbau erbaut wurde (Grundsteinlegung 21. Juli 1849, Schlusssteinlegung 8. Mai 1856; Angabe der Bauzeit auf einer Gedenktafel im Arsenal unrichtig "1849-1855"), entstand durch eine Verbindung der bei einem Wettbewerb prämierten Entwürfe von Ludwig Förster, Theophil Hansen, Eduard van der Nüll, Carl Roesner und August Sicard von Sicardsburg. Bereits bei den Vorberatungen ließ man keinen Zweifel daran, dass man es "weniger mit einem äußeren, sondern vielmehr mit einem inneren Feind zu tun habe", gegen den es sich zu rüsten galt.
Die Gebäude bilden ein Rechteck von 688 Metern Länge und 480 Metern Breite, die Randverbauung wird durch hohe, turmartige Kasernen und niedere Depottrakte gebildet; man zählte insgesamt 72 Objekte, bereits 1856 wurde eine Militärvolksschule errichtet (älteste Schule südlich der "Linie"), 1872-1905 war im Arsenal eine Artilleriekadettenschule untergebracht. Das gesamte Arsenal war mit einem Bauverbotsrayon umgeben. Das militärisch wichtigste Gebäude war die Artilleriezeugfabrik, das bedeutendste Gebäude ist das von Sicard von Sicardsburg und van der Nüll entworfene Kommandantengebäude (1850-1855), das in seiner Mischung romanisierender und gotisierender Stilformen an italienische Burgen erinnert; die Fassadenskulpturen schuf Hanns Gasser (1853; allegorische Figuren, in der Mitte Austria, an den Risalittürmen von links nach rechts Maschinenschlosser, Wagner, Waffenschmied, Gießer; Allegorien der Mathematik, Physik, Mechanik, Chemie); die Hauptstiege führt zum Rittersaal (ehemaliger Konferenzsaal; Architekturmalerei von Häusermann, 1857). Hinter diesem Mitteltrakt liegt das Museumsgebäude (Heeresgeschichtliches Museum; erster Museumsbau Wiens, errichtet 1850-1857 nach Plänen von Förster und Hansen als "Waffenmuseum", zugleich eine Ruhmes- und Ehrenhalle für die Armee). Am Ende der Mittelachse im Südosten des Arsenals befindet sich die Arsenalkirche "Maria vom Siege".
Das Arsenal ist der Ausgangspunkt der letzten großen kaiserlichen Architekturepoche Wiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage durch Bomben schwer beschädigt; 1938-1945 diente das Arsenal als Kaserne und Panzerfabrik. Nach dem Krieg wurden im Arsenal zivile Anlagen untergebracht: Dekorationswerkstätten der Bundestheater (von Erich Boltenstern und Robert Weinlich, 1959-1963), das Fernmeldezentralamt (von Fritz Pfeffer, 1961-1963; Fernmeldegarage, von Heinz Marschalek und Georg Ladstätter, 1985-1987), das Betriebsgebäude der Post- und Telegraphendirektion Wien, Niederösterreich und Burgenland (von Kurt Eckel, 1973) mit einem 155 Meter hohen Richtfunkturm sowie das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Büro- und Institutsgebäude von Kurt Eckel, 1968/1969) mit Rechenzentrum, Bibliothek und Seminarsaal. Vor dem Arsenal liegt der Schweizergarten. Ende der 1980er Jahre begannen die Diskussionen über die Schaffung einer Probebühne im Arsenal für das Burgtheater.
Tor 12: Zwischen 1941 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: für Militärpersonen: Militärpfarre; Rest: Pfarre St. Johann, Evangelist
Video
Quellen
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 115, 143, 145
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 5 ff.
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 32 f.
- Heinrich von Förster: Das k. k. Artillerie-Arsenal zu Wien. Wien 1866
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 316 ff.
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 3 ff.
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 440 ff.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 108 f.
- Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 156 ff.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/1. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 32 ff.