Westbahn
Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Westbahn).
1851 übernahm Österreich aufgrund eines Staatsvertrags mit Bayern die Verpflichtung, Bahnlinien von Salzburg nach Bruck an der Mur und von Passau beziehungsweise Salzburg nach Linz zu bauen. Die Strecke Linz-Wien blieb im Hinblick auf die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) außer Betracht. Als man wegen der angespannten Staatsfinanzen Privatkapital heranzuziehen begann, bewarben sich der Großkaufmann Hermann Dietrich Lindheim und der Unternehmer Ernst Merk 1855 um eine Konzession, die sie am 8. März 1856 erhielten. Auch die Creditanstalt unter Salomon Rothschild gehörte zu diesem Konsortium (Aktiengesellschaft k. k. privilegierte Kaiserin-Elisabeth-Bahn). Am 15. Dezember 1856 wurde die Strecke zwischen Wien und Linz eröffnet und nach der Gemahlin Kaiser Franz Josephs I. Kaiserin–Elisabeth-Bahn benannt. Die gesamte Bahnstrecke Wien-Salzburg (316 km) wurde am 12. August 1860 in Betrieb genommen.
Die Hochbauarbeiten unterstanden Moritz von Löhr, der jüngere Architekten engagierte und diesen einzelne Streckenabschnitte übertrug. Der Westbahnhof wurde erst nach dem Nordbahnhof, Südbahnhof und Ostbahnhof) erbaut. Der gewählte romantische Baustil (der bayerischen Einfluss erkennen lässt) gab den Westbahngebäuden sein charakteristisches Aussehen; die Bahnhofgebäude (auf der Strecke bis Salzburg 42 Bahnhöfe) gehörten zu den schönsten und am reichsten dekorierten Österreich-Ungarns. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die kaiserliche Familie die Bahn benützte, um in den Sommersitz Ischl (heute Bad Ischl) zu gelangen, und Kaiserin Elisabeth, wenn sie ihre bayerische Heimat besuchte. Im Gegensatz zu anderen Strecken sind daher auch die Gebäude der kleineren Bahnhöfe künstlerisch ausgewogen. Die ersten Bahnhöfe der Strecke liegen noch im Einzugsgebiet von Wien (Penzing, Hütteldorf, Weidlingau, Purkersdorf).
Im Zuge des Bahnbaus gab es auch Regulierungsarbeiten am Wienfluss. Nach dem extremen Hochwasser 1851 bei dem die meisten Brücken über den Wienfluss zerstört worden waren, sollte der Wienfluss zwischen dem Linienwall und Mariabrunn reguliert werden. Es wurden zwar Pläne erarbeitet, die Arbeiten aber aufgrund der geplanten Westbahn ausgesetzt, da die Bahnlinie teilweise im Wiental verläuft. Die Verwaltung der Kaiserin-Elisabeth-Bahn war für die Regulierung des Wienflusses zwischen der Penzing-Hietzinger Brücke und der Grenze zu Hacking bereit, verlangte aber einen finanziellen Beitrag von den Gemeinden. Da diese aber nicht zahlen wollten, griff die Bahnverwaltung nur dort regulierend in das Flussgebiet ein, wo es für den Bahnbau notwendig war.
Ab 1949 wurde die Elektrifizierung der Bahnwestachse von Bregenz ausgehend in Angriff genommen und 1952 das letzte Teilstück Amstetten bis Wien (Westbahnhof) unter Strom genommen. Bis Ende 2015 sollte der viergleisige Ausbau der Westbahn zwischen Linz und Wien fertig gestellt sein.
Literatur
- Gerhard Artl / Gerhard H. Gürtlich / Hubert Zenz: Sisi auf Schienen. 150 Jahre Westbahn Wien-Linz. Wien: Fassbaender 2008
- Wolfgang Kaiser: Die Wiener Bahnhöfe. Geschichte, Gegenwart und Zukunft. München: GeraMond Verlag 2011
- Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. Wien: Slezak 21986, S. 38 ff., S. 122 ff.
- Ulrich Schefold: 150 Jahre Eisenbahnen in Österreich. München: Südwest Verlag 1986. S. 115