Wasserverschmutzung Wienfluss
Der Wienfluss wurde lange Zeit zur Entsorgung von Abfällen und Abwässern aller Art genutzt.
Zumindest ab Beginn des 19. Jahrhunderts war der Wienfluss so stark verschmutzt, sodass auf der Strecke zwischen Linienwall und Donaukanal keine Überlebensmöglichkeit für Fische mehr bestand. Wasserverschmutzung wurde im 18. und auch weitgehend im 19. Jahrhundert vorrangig als Gesundheitsproblem wahrgenommen. Entsprechend der vorherrschenden Miasmentheorie wurden Fäulnisprozesse als direkt krankmachend gesehen. Für die erste Choleraepidemie 1831/1832 wurde so u.a. auch der verdreckte und stinkende Wienfluss verantwortlich gemacht. Wir wissen heute, dass sich die Cholera über mit Fäkalien verseuchtes Trinkwasser ausbreitet und daher weniger der Wienfluss als die undichten Senkgruben in der Nähe der Hausbrunnen zur Epidemie führten. Als hygienische Maßnahme zur Verhinderung weiterer Epidemien wurden, beginnend schon 1831 die sogenannten Cholerakanäle, sprich Sammelkanäle entlang des Wienflusses gebaut, die die Abwässer aus den Vorstädten, zwischen Linienwall und Donaukanal, aufnahmen. Diese gelangten dann, statt in den Wienfluss, in den größeren Donaukanal.
Das rapide Bevölkerungswachstum und die Ausweitung der Stadt sowie die verstärkte Ansiedelung von Gewerbe- und Industriebetrieben im Wiental kompensierten die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Flussverschmutzung.
Im "Bericht der vom Gemeinderathe der Stadt Wien berufenen Experten über die Wienfluß-Regulirung im August 1882" (Wien: Verlag des Gemeinderaths-Präsidiums, 1882) wird der schlechte Zustand des Wienflusses beschrieben:
"Es ist vollkommen begründet, wenn allseitig darüber Klage geführt wird, daß der Wienfluß von Purkersdorf bis zu seinem Eintritte in das Weichbild von Wien ein Abzugsgraben für Abfallwässer jeder Art sei, und daß das Wasser des Wienflusses in seinem unteren Theile nicht mehr Flußwasser, sondern eine von animalischen und vegetabilischen Abfällen starrende Jauche sei.[...] Hauptsächlich sind es die Gärbereien und Färbereien, die chemischen Fabriken und das Hütteldorfer Brauhaus, welche an der Wasserverderbung und der Verschmutzung der Ufer den größten Antheil haben."
Auch nach der umfassenden Regulierung des Wienflusses, bei der auch die Sammelkanäle beiderseits des Flusses bis Hütteldorf verlängert und vergrößert wurden, gelangte über Regenüberfälle bei größeren Regenereignissen verdünntes Abwasser in den Wienfluss. Erst mit der Errichtung des Wientalsammlers wurde auch diese Kontaminationsquelle beseitigt. Der Wienfluss hat heute Gewässergüteklasse 2.
Siehe auch:
- Kanal
- Kanalisation
- Kanalisation im Mittelalter
- Kanalisation von 1683 bis 1830
- Kanalisation im 19. Jahrhundert
- Kanalisation (Karten)
- Senkgruben
- Unratschiffe
Literatur
Weblinks
- FWF-Projekt URBWATER: Vienna's Urban Waterscape. An Environmental History.