Senkgruben
Bevor Wien durchgehend kanalisiert wurde (siehe Kanalisation von 1683 bis 1830), stellte die Senkgrube die übliche Art der Fäkalienentsorgung dar. Durch die oft direkt daneben liegenden Hausbrunnen, die über Jahrhunderte die einzige Wasserversorgung für die breite Masse darstellten, waren sie nicht nur ein olfaktorisches Ärgernis, sondern vor allem eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit. Was die regelmäßige Entleerung betraf, so blieben die Hausbesitzer oft säumig, ein Umstand, der sich vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert zieht. Für die Entleerung waren die Nachtführer zuständig. Ab 1879 wurde ihr Inhalt auf sogenannte Unratschiffe verbracht, um den Donaukanal nicht weiter zu belasten.
Seitens der Stadt war man sich der Ungünstigkeit dieser Zwischenlagerung von Fäkalien schon früh bewusst. Im Senkgrubenerlass 1706 wird daher die Leerung in den Sommermonaten untersagt, vor allem aber bestimmt, dass sich die Häuser alsbald an das kommunale Kanalnetz anzuschließen hätten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts sind Senkgruben bei Neubauten nur noch in Ausnahmefällen erlaubt, sofern kein Anschluss an das Kanalnetz bestand. Dass sich die Senkgruben trotzdem bis ins 20. Jahrhundert hielten, lag wohl nur zum Teil an der Nichtanbindung an das Kanalnetz, zum anderen am Unwillen der Hausbesitzer Geld auszugeben.
Siehe auch:
- Kanal
- Kanalisation
- Kanalisation im Mittelalter
- Kanalisation von 1683 bis 1830
- Kanalisation im 19. Jahrhundert
- Senkgrubenerlass 1706
- Kanalisation (Karten)
- Hausbrunnen