Bezirkspläne
Unter dem Begriff "Bezirkspläne" werden hier Pläne zusammengefasst, die meist einen klar begrenzten Ausschnitt oder Stadtteil wiedergeben, im Unterschied zu einem Stadtplan, der das gesamte Stadtgebiet abbildet. Es handelt es sich um Pläne, die einzelne administrative Einheiten, wie etwa Bezirke, Vorstädte, Vororte oder Polizeibezirke darstellen.
Kartographisch handelt es sich in den meisten Fällen um Inselkarten, die alle Objekte außerhalb der Bezirksgrenzen von der Darstellung ausnehmen. Der Maßstab von Berzirksplänen ist meist von der Größe des Bezirks abhängig. Werden kleinere Bezirke oft sehr großmaßstäbig (oft unter 1:5.000) und demnach sehr detailreich wiedergegeben, kann der Maßstab in einem ausgedehnten Flächenbezirk mitunter über 1:25.000 betragen. Bezirkspläne befinden sich demnach an der terminologischen Abgrenzung zwischen Karten und Plänen.
Entstehung
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war die Orientierung in Wien infolge der zunehmenden Verbauung, der Zersplitterung in 34 Vorstädte und mehrerer Häusernummerierungen nicht mehr ganz einfach. Daher entwickelte sich neben den Typen des Gesamtplans und des Innenstadtplans auch jene des mehrteiligen Plans, wobei die Einzelblätter oft einen Polizeibezirk umfassten. Die Polizeibezirke waren bereits 1751 geschaffen worden und umfassten in der Innenstadt je eines der vier traditionellen Stadtviertel, im Vorstadtbereich aber - abhängig von deren Größe - zwei bis neun Vorstädte.
Das Genre des Bezirksplans wurde besonders von Anton Ziegler und Carl Vasquez Pinos bearbeitet, der seit 1826 gedruckte Häuserverzeichnisse mit Planbeilagen für einzelne Polizeibezirke herausbrachte. 1827 bis 1830 erschienen eine Vielzahl derartiger Hefte für die Polizeibezirke, aber auch weit in den Vorortbereich ausgreifend, gemeinsam herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Vasquez Pinos und gedacht als Gesamtwerk. Beide waren in den 20er Jahren Beamte bei der k. k. niederösterreichischen Regierung und könnten so in Kontakt gekommen sein. Ziegler hatte die Kartenbeilagen entworfen, die kartographisch und künstlerisch wenig anspruchsvoll, aber von hohem Gebrauchswert waren. Nach 1830 scheinen sich die beiden wieder getrennt zu haben.
In den dreißiger Jahren brachte Vasquez eine Serie von Polizeibezirksplänen für Wien und die Vorstädte sowie einen Gesamtplan in gleicher Aufmachung heraus (Vasquez-Pläne (Karten)). Die Blätter waren als Inselkarten ausgeführt und kartographisch wesentlich besser gestaltet, wahrscheinlich auf der Grundlage des 1829 gedruckt erschienenen Katastralplans. Die einzelnen Stadtviertel bzw. Vorstädte sind durch unterschiedliches Kolorit gekennzeichnet, die Häuser weisen die letztgültige Konskriptionsnummer auf.
Da bis in die 1860er Jahre die Konskriptionszählung auf Basis der Vorstädte, Vororte und ab 1850 Bezirke erfolgte, wurden Pläne der Zählbezirke zu häufig hergestellten kartographischen Werken. Auch die Pläne im Kartenwerk Anstalten und öffentliche Einrichtungen der Stadt Wien (1865) von Cajetan Josef Schiefer, die vor allem die Aufgaben der Stadtverwaltung illustrieren, basierten weitgehend auf Bezirksplänen. Diese eignen sich, auf Grund ihrer Großmaßstäbigkeit zur Darstellung der Themenkomplexe wie Schneeräumung, Straßenreinigung und Gasbeleuchtung.
Siehe auch: Bezirksplan
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne und Karten, Sammelbestand, P1: 1739/1
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne und Karten, Sammelbestand, P1: 455/1
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne und Karten, Sammelbestand, P1: 111
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1: 295
Weblinks
Literatur
- Ferdinand Opll: Wien im Bild historischer Karten. Die Entwicklung der Stadt bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Wien: Böhlau 1983
- Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 38 (1981), S. 67