Wein

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Weingärten auf dem Glacis vor der Löwelbastei. Zu sehen auf dem Wolmuet-Plan von 1547.
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Datum vonDatum (oder Jahr) von 0275 JL
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 12.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Weingärten auf dem Glacis vor der Löwelbastei. Zu sehen auf dem Wolmuet-Plan von 1547.

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Der wirtschaftliche Wohlstand Wiens beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Kaiser Rudolf von Habsburg, der Wien 1276 belagerte, drohte, die Wiener Weingärten zu verwüsten. Im Stadtrechtsprivileg Albrechts I. und in der Stadtordnung Ferdinands I. wird die besondere Bedeutung des Weinbaus für Wien hervorgehoben.[1] Während der Belagerung Wiens durch König Matthias Corvinus im Jahr 1485 erlaubte dieser den Wiener Bürgern sogar das Einbringen der Weinernte. Die ältesten Weingärten gehen urkundlich auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Gärten lagen auf der Landstraße, Wieden, Matzleinsdorf, Gumpendorf, Lerchenfeld und in Hernals, Währing und Döbling. Sie reichten bis zu den mittelalterlichen Stadtmauern. Auch in der inneren Stadt sollte es welche gegeben haben.

Weinbau in der Antike

Kaiser Probus unterrichtet die Noriker im Weinbau.

Bereits in der Antike wurde seit den Römern Wein angebaut. Die Überlieferung, Kaiser Marcus Aurelius Probus habe den Weinbau im heutigen Österreich (damals Teile der Provinzen Pannonien, Noricum, Rätien) eingeführt, hat einen historischen Kern: zum Schutz des Weinbaus in den altrömischen Kerngebieten im Mittelmeerraum und zur Förderung der Weinausfuhr von dort war es verboten, in den Provinzen am Rand des Reichs Wein anzupflanzen. Probus, der schon als General viel zur Förderung der Landwirtschaft getan hatte, hob als Kaiser dieses Verbot auf und ließ in den Provinzen Britannien, Gallien, Spanien und Pannonien auf breiter Basis Weingärten anlegen, wofür vor allem Militär eingesetzt wurde; darüber berichtet sein Biograph Flavius Vopiscus.

Weinbau im Mittelalter

Im Spätmittelalter war der im Wiener Weingebirge, welches das südliche Niederösterreich bis Baden miteinschloß, produzierte Wein Konsum- und Exportgut. Die Weingärten befanden sich großteils im Besitz Wiener Bürger die das Recht des "leitgebens" in der Stadt besaßen. Die Einfuhr ungarischer Weine war seit dem 13. Jahrhundert verboten. Tatsächlich konnte allerdings die adelige Oberschicht dieses Verbot umgehen. Beispielsweise im Jahr 1445 wurden 140.000 Hektoliter Wein aus Wien exportiert, vornehmlich über die Donau nach Westen, aber auch nach Norden nach Böhmen und Mähren über den Landweg.[2]. Auf Grund der großen Bedeutung des Weinkonsums - Bier spielte keine nennenswerte Rolle - und Weinexports wurden Mißernten entsprechend registriert. Bereits für das 13. Jahrhundert sind Berichte, die über schlechte Weinernten im Zusammenhang mit schlechter Witterung (wie beispielsweise frühem Frost, Hagel oder starkem Reif) klagen, so beispielsweise für die Jahre 1253, 1322, 1347, 1405, 1433, 1443, 1457, 1458 und 1484. Aber auch eine besonders gute Weinernte ist beispielsweise für das Jahr 1313 überliefert. Wichtig waren vor allem die wirtschaftlichen - und die damit verbundenen sozialen - Auswirkungen von schwachen Ernten, die für Teile der Bevölkerung existenzbedrohende Auswirkungen annehmen konnten. Dementsprechend ist auch die Einführung der Weinsteuer im Jahr 1383 und damit verbundene Regulierungen des Weinmarkts 1386 überliefert.

1464 war eine der meistgenannten Weinsorten der Gumpendorfer: dessen Riede waren die größten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts musste Herzog Albrecht V. die Anlage neuer Weingärten verbieten, "damit der Wein nicht zu billig und das Getreide nicht zu teuer wurde". Die Weingartenbesitzer durften ihren eigenen Wein ausschenken. Der Wein bildete zwar eine sehr wichtige Einnahmequelle, sorgte aber laut Antonio Bonfini auch für negatives Ausschreiten: Schlägereien seien keine Ausnahme gewesen.

Weinbau in der Neuzeit

Auch im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Wien eine bedeutende Weinkonsum- und Weinexportstadt. Während letztere nach 1515 (teilweise Preisgabe des Stapelrechts) zunehmend von den Niederlegern beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege im 17. Jahrhundert zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den Wienerwaldhängen bis weit in die Vorstadtzone (beispielsweise Landstraße und Laimgrube). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte, die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese musste vor dem 11. November abgeschlossen sein. Die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde. Noch bis 1563 befanden sich 108 Presshäuser sogar in der Stadt, ehe sie von Kaiser Ferdinand I. verboten wurden.

Für den Weinexport (meist auf der Donau bis Bayern) wurden die Fässer von Fassziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).

Abgaben, die mit dem Wein zusammenhingen, waren der Weinzehent (Quote der geernteten Menge, ursprünglich an den Landesfürsten und den Bischof zu entrichten), die Weinsteuer (von der Stadt Wien bei der Lese an der Burgfriedensgrenze eingehoben), das Ungeld und die Wassermaut (auch als Weinmaut bezeichnet; bei Ausfuhr am Donauufer vor dem Roten Turm zugunsten des Landesfürsten und der Stadt Wien eingehoben).

Der Rückgang des Wiener Weinbaus im 17. Jahrhundert war vor allem durch das Wachstum der Stadt (Umwandlung von Weingärten in Bau- oder Gartenparzellen) nach der Türkenbelagerung 1683 bedingt und hatte Liberalisierungsmaßnahmen beim Import zur Folge. In den Vorstädten verdrängten adelige Gartenpalais und später auch Bürgerhäuser die Weingärten.[3] Seit Ende des 17. Jahrhunderts konnte auch niederösterreichische Weine außerhalb des Wiener Weingebirges eingeführt werden, ab 1749 auch ungarische Weine, die mit einem Importzoll belegt waren.[4].

19. und 20. Jahrhundert

Weinernte im frühen 19. Jahrhundert

Im Industriezeitalter verdrängte immer mehr das Bier den Wein als wichtigstes alkoholisches Getränk. Gleichwohl blieb der Weinkonsum in Wien vergleichsweise sehr beträchtlich. Um 1800 wurden noch etwa 120 Liter pro Kopf und Jahr getrunken, 1835 noch 60 Liter, am Vorabend des ersten Weltkrieges waren es nur noch 25 Liter.[5] Trotz des Vedrängungsprozesses durch das (Lager-)Bier konnte sich der städtische Weinbau eine gewisse Bedeutung erhalten. Nach dem Ende der Habsburgermonarchie fand sich Wien als viertgrößter Weinproduzent unter den österreichischen Bundesländern.[6]

Weinernte in Döbling (1941)

Weinbau heute

Rot- und Weißwein.

Besonders seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert erfreut sich Wiener Qualitätswein nationaler und internationaler Beliebtheit, was auch durch entsprechende Erwähnungen in Weinführern zum Ausdruck kommt. Im Jahr 2013 wurde Wien mit dem "Wiener Gemischten Satz DAC" zur 9. DAC-Region Österreich. Die Weinwirtschaft erfuhr damit eine bedeutende Aufwertung. Erlaubt ist das Führen der Bezeichnungen "Wiener Gemischter Satz DAC" sowie "Wiener Gemischter Satz Districtus Austriae Controllatus". Wien ist die einzige Großstadt der Welt mit Weinanbaugebieten innerhalb der Stadtgrenzen.

Auf rund 640 Hektar wird in Wien Wein angebaut. Auf etwa 80 Prozent der Flächen sind Weißwein-, auf 20 Prozent Rotweinsorten angepflanzt. Die am häufigsten verwendeten Sorten sind Grüner Veltliner, Rheinriesling, Weißburgunder, Chardonnay und Welschriesling. Pro Jahr werden rund 25.000 Hektoliter Wein in Wien gekeltert. Rund 400 Weinbaubetriebe bewirtschaften die Weingärten.

Im Jahr 2020 wurden 25.252 hl Wein in Wien geerntet, davon etwa 21.000 hl Weißwein.[7]

Quellen

Literatur

  • Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2017. Wien: Magistratsabteilung für Wirtschaft und Statistik 2017
  • Wiener Landwirtschaftsbericht 2015 [Stand: 17.11.2017]
  • Jonas Albrecht, Maximilian Martsch, Der Wiener Alkoholkonsum 1830-1913. In: Friedrich Hauer, Die Versorgung Wiens 1829-1913. Neue Forschungsergebnisse auf Grundlage der Wiener Verzehrungssteuer (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 59), Innsbruck: StudienVerlag 2014, S. 77-110.
  • Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 141-146.
  • Martin Bauer: Weinbau und Urbanisierung im Niederösterreich des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (ungedr. Dipl.Arb.), Wien 2002
  • Richard Perger, Weinbau und Weinhandel in Wien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Stadt und Wein. In: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas (Hg. Ferdinand Opll) 14 (Linz 1996), S. 207 ff.
  • Friedrich Arnold: Wiener Weinwanderwege. Wien: Deuticke 1996
  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995
  • Karl Holubar, Wolfgang Christian Huber: Von Rebstock und Riesenfaß. Katalog, Klosterneuburg 1994
  • Herbert Tschulk: Weinverfälschung in alter Zeit. In: Wiener Geschichtsblätter 40 (1985), S. 119 ff.
  • Herbert Tschulk: Wein und Weinhandel im Wiener Raum im Hoch- und Spätmittelalter (Prüfungsarbeit IföG, 1983)
  • Herbert Tschulk: Weinbau im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 37 (1982), Beiheft 7
  • Roman Sandgruber, Die Anfänge der Konsumgesellschaft. Konsumgüterverbrauch, Lebensstandard und Alltagskultur in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert (Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 15), Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1982
  • Elisabeth Lichtenberger, Die Wiener Altstadt. Wien: Deuticke 1977
  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 103 f. (Weinverfälschung)
  • Helmuth Feigl: Die niederösterreichische Grundherrschaft. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 16 (1964), S. 155 ff., 229 ff., 243 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 307 f.
  • Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. 1940, S. 56 f. (Weinlese)
  • Statistisches Handbuch für den Bundesstaat Österreich 17 (1937), Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1937
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 10, 57 f., 97, 120, 214 ff.
  • Albert Elmar: Ottakring und der Wein. In: Geschichte der Stadt Wien 4, S. 104 ff.
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918, Bände 2/2 und 4

Einzelnachweise

  1. Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 141 f.
  2. Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 146.
  3. Elisabeth Lichtenberger, Die Wiener Altstadt. Wien: Deuticke 1977, S. 123 f.
  4. Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 146.
  5. Roman Sandgruber, Die Anfänge der Konsumgesellschaft. Konsumgüterverbrauch, Lebensstandard und Alltagskultur in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert (Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 15), Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1982, S. 187; Jonas Albrecht, Maximilian Martsch, Der Wiener Alkoholkonsum 1830-1913. In: Friedrich Hauer, Die Versorgung Wiens 1829-1913. Neue Forschungsergebnisse auf Grundlage der Wiener Verzehrungssteuer (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 59), Innsbruck: StudienVerlag 2014, S. 91.
  6. Statistisches Handbuch für den Bundesstaat Österreich 17 (1937), Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1937, S. 50.
  7. Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2021. Wien: Magistratsabteilung für Wirtschaft und Statistik 2021, S. 214.