Stadtplan, Bonifaz Wolmuet (1547)

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Stadtplan von Bonifaz Wolmuet (1547)
Daten zur Karte
Art der KarteArt der Karte Stadtplan
Originaltitel Die fürstlich Stat Wien in Osterreich (...). Aus Rechter Geometruscher Maß in grundt nidergelegt (...) Nach der Maur herumb mit den Pasteien Thurnen vnd Gräbn, wie sy dan zum Tail gemacht und noch zumachn von nötn (...)
BeschreibungBeschreibung Grundrissplan der Stadt Wien
ErscheinungsjahrErscheinungsjahr 1547
Ausfertigung Manuskriptkarte
Maßstab 1:792
Ausrichtung Südwest
Kartenzeichner Bonifaz Wolmuet
OrteOrte Wien
Bezirk
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Wiener Wappen, Frühe Neuzeit, Karten, Stadtbefestigung
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 8.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Wolmuet Plan original.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Stadtplan von Bonifaz Wolmuet (1547)

Übersicht

Der Wolmuet-Plan (benannt nach seinem Zeichner Bonifaz Wolmuet), entstand 1547 im Rahmen der Neubefestigung Wiens nach der Ersten Türkenbelagerung. Er ist einer der frühesten auf Vermessung beruhenden Pläne Wiens.

Entstehungsgeschichte

Nach der Türkenbelagerung von 1529 musste die Stadtbefestigung erneuert und modernisiert werden, was aus finanziellen Gründen nur sehr schleppend vor sich ging. 1547 ließ die Stadt Wien durch Augustin Hirschvogel eine Grundrissaufnahme der Stadt anfertigen, die als Grundlage für weitere Planungen dienen sollte. Einer der Mitarbeiter Hirschvogels, der Wiener Bürger und Steinmetzmeister Bonifaz Wolmuet (geboren um 1500 in Überlingen am Bodensee, verstorben vor April 1579 Prag?), nahm noch im selben Jahr auch eine eigene, unabhängig von Hirschvogel erstellte Stadtaufnahme vor und fertigte einen seinen Vorstellungen entsprechenden Stadtplan an.

Die Federzeichnung mit den Maßen 192 mal 233 Zentimeter wird wird heute im Wien Museum am Karlsplatz aufbewahrt (Inv. Nr. 31.021). Er war bereits im 19. Jahrhundert schlecht lesbar. 1857/1858 veröffentlichte Albert Camesina im Rahmen des "Alterthumsvereines zu Wien" (heute: Verein für Geschichte der Stadt Wien) einen originalgroßen Abdruck dieses Plans als Farblithographie in neun Blättern. Diese Reproduktion muss heute zur Deutung der vielen nicht mehr lesbaren Stellen des Originals herangezogen werden.

Reproduktion des Wolmuet-Plans (1547) durch Albert Camesina 1857/1858, Farblithographie

Inhalte

Dargestellt ist die Stadt innerhalb des Mauerrings und der unmittelbar angrenzende Vorstadtbereich. Sowohl die Stadt als auch die Befestigungen werden im Grundriss gezeigt. Der mittelalterliche Bestand der Stadtmauer ist rot hervorgehoben, die eingezeichneten vorgelagerten Basteien sind großteils als Projekte zu werten. In der Stadt findet man nicht nur die Straßengrundrisse, sondern auch die Parzellengrenzen und Baukörper bis hin zu Hauseinfahrten. Die eingezeichneten Kirchengewölbe etwa entsprechen allerdings nicht der Realität, sondern scheinen frei erfundene schematische Darstellungen zu sein. Wichtige Gebäude sind benannt. Objekte, die nicht der Jurisdiktion der Stadt Wien unterworfen waren, sondern beispielsweise geistlichen Institutionen, dem Landesfürsten oder Adelspersonen gehörten und daher so genannte Freihäuser waren, sind durch rote Beschriftung hervorgehoben. Der Plan weist detaillierte Längenangaben für die einzelnen Abschnitte der Stadtmauer in Klaftern auf, den Gesamtumfang gibt Wolmuet mit 2.195 Klaftern an. Ebenso werden die Abmessungen der geplanten Basteien und Angaben des Abstands zwischen den Basteien ausgewiesen. Durch rote Linien wird gezeigt, dass von den Flanken der Basteien aus Streichfeuer bis vor die jeweilige Nachbarbastei möglich ist. Teilweise werden auch Längen und Breiten von Straßen und Plätzen angegeben, wobei – wenn man Wolmuets Beschreibung folgt – ursprünglich wahrscheinlich Vollständigkeit angestrebt, aber bei weitem nicht erreicht wurde.

Offensichtlich war von Wolmuet gedacht, dass der Plan bei der Betrachtung auf einem Tisch liegen sollte. Daher ist die Beschriftung nicht einheitlich ausgerichtet, sondern so, dass sie jeweils vom nächstliegenden Kartenrand aus gelesen werden kann. Daher erscheint die Beschriftung dem Betrachter in der Nähe des unteren Kartenrands aufrecht, beim oberen Kartenrand auf dem Kopf stehend, bei den seitlichen Kartenrändern jeweils seitlich geneigt. Auch die Texte in den drei Eckkartuschen sind jeweils zum oberen beziehungsweise unteren Kartenrand ausgerichtet, ebenso die beiden Wappen in der vierten Ecke ("links unten"), welche die beiden Versionen des Wiener WappensDoppeladler mit aufgelegtem Kreuzschild und Kreuzschild allein – zeigen.

Der Vorstadtbereich ist nicht im Grundriss, sondern in Vogelschaumanier dargestellt, ebenfalls von den Kartenrändern aus gesehen. Wertet man die Richtung der beiden Wappen als Hauptansichtsseite, ist der Plan nach Südwesten ausgerichtet, was auch der späteren Wiener Tradition entspricht.

Großer Detailreichtum

Detail: Salzturm und angrenzende Bastei im Wolmuetplan (Reproduktion Albert Camesina 1857/1858)

Die Gebäude der Innenstadt werden im Grundrissplan mit großer Genauigkeit abgebildet. Exakte Längenangaben entlang der Befestigungsanlagen dienen zur möglichst genauen Darstellung der geplanten Basteien. Ebenso beeindruckend ist der Blick auf die Vorstadt, die in der Vogelschauperspektive abgebildet ist. Hier vermittelt der Plan einen lebendigen Eindruck vom Alltagsleben, indem er Menschen beim Angeln, Fechten und Holzhacken, beim Transportieren von Waren und beim Viehtrieb auf dem Ochsengries darstellt. Damit erhält der Wolmuet-Plan neben dem topografischen Wert auch eine kulturgeschichtliche Bedeutung.

Quelle

Literatur

  • Historischer Atlas der Stadt Wien, 13. Lieferung (2010)