Gürtelstraße

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1862
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Name seit
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 15, 16, 17, 18, 19
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  29079
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.07.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Lerchenfelderguertel.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Lerchenfelder Gürtel, Blick Richtung Hernalser Gürtel; rechts die damalige Stadtbahnstation Josefstädter Straße (1960)

Gürtelstraße (3.-9., 10.-12., 15.-19.), vor beziehungsweise an der Stelle des (1704 angelegten und ab 1873 abgebrochenen) Linienwalls als Ringstraße am äußeren Rand der Vorstädte mit weitgehend zwei getrennten Fahrbahnen angelegt; die kaiserliche Genehmigung zum Bau von der Mariahilfer Linie bis zur Spittelau erfolgte (laut Morgenpost) am 23. November 1862; Baubeginn bei der Schönbrunner Straße am 13. September 1865.

Die Gürtelstraße beginnt im Nordosten des 9. Bezirks und umschließt (mit Ausnahme der Leopoldstadt) alle alten (1850 eingemeindeten) Bezirke (3-9) in einem von der Ringstraße 1,5 bis 2 km entfernten Bogen. Mit der Anlage der Gürtelstraße (seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts) und deren gärtnerischer Ausgestaltung (Alleen, Grünstreifen und kleine Gartenanlagen zwischen den Fahrbahnen) sind anstelle des Linienwalls und des fortifikatorischen Rayons ein großes Luftreservoir und ein bedeutender Verkehrsweg entstanden. Die Gürtelstraße wurde 1873 eröffnet und nach Abschluss der Demolierung des Linienwalls 1893 verbreitert. 1906 errichtete man das Abschlussdenkmal (von Hans Scherpe). Anfangs tauchen noch Bezeichnungen auf, die auf den Linienwall Bezug nehmen, so in NeulerchenfeldAm Liniengraben" (bis 1864/1868) oder in Hernals „Beim Linienwall" (bis 1864/1871). Die Bezeichnung Gürtelstraße findet man 1875 in Simmering, nach 1868 in Neulerchenfeld und nach 1871 in Hernals und Währing. Die älteste Bezeichnung eines Teilstücks der Gürtelstraße unter Zuhilfenahme eines Vorstadt- oder Vorortnamens (wie noch heute weitgehend gebräuchlich) kennen wir 1884 bei Neulerchenfeld (Lerchenfelder Gürtel), gefolgt (1894) von Hernals und Währing (Hernalser Gürtel, Währinger Gürtel). Im 5. und 6. Bezirk tragen die innere und die äußere Gürtelstraße unterschiedliche Namen (Margaretengürtel beziehungsweise Gaudenzdorfer Gürtel; Gumpendorfer beziehungsweise Sechshauser Gürtel).

Die erste Pferdetramwaylinie über den Gürtel wurde bereits 1872 (in Vorbereitung auf die Weltausstellung 1873) zur Konzessionierung eingereicht. 1895 war Baubeginn der staatlichen Stadtbahn (als dampfbetriebene Verbindungsbahn zwischen den wichtigsten Staatsbahnhöfen); am 9. Mai 1898 wurde die Wiental-Gürtel-Linie eröffnet. Die Stadtbahn verläuft von der Gegend des Margaretengürtels (Abzweigung damals östlich der Station Meidling Hauptstraße; Überquerung des Wientals mittels einer monumentalen Brückenanlage) bis zur Nußdorfer Straße und setzt sich von dort nach Heiligenstadt fort. Otto Wagner konzipierte sie teils in Tief-, teils in Hochlage.

1923 wurde die Stadtbahn von der Gemeinde Wien übernommen, bis 1925 elektrifiziert und im Tarifverbund in das innerstädtische Verkehrsnetz einbezogen (Gürtellinie „WG" zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt). In der Zwischenkriegszeit entstanden vor allem am Margaretengürtel ausgedehnte städtische Wohnhausanlagen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte die Beseitigung von Engpässen und ein durchgehender Ausbau der Gürtelstraße zu einer Stadtschnellstraße (Einbahnsystem am äußeren beziehungsweise inneren Gürtel, Ausbau des Europaplatzes vor dem Westbahnhof, Untertunnelung am Südtiroler und am Matzleinsdorfer Platz), doch führte der rasant anwachsende Individualverkehr (der auch durch den Bau der Stadthalle angezogen wurde) zu einer Minderung der Wohnqualität in den Häusern entlang der Gürtelstraße und daher in den 80er Jahren zu wachsender Opposition in der Bevölkerung. Überlegungen zur Untertunnelung (insbesondere am Margaretengürtel und beim Europaplatz) lösten heftige Diskussionen aus, erreichten aber keine Entscheidungsreife. Mit der Umstellung der Gürtellinie der Stadtbahn auf U-Bahn-Betrieb (Inbetriebnahme der U6 am 7. Oktober 1989; Kreuzung der Wientallinie U4 bei der [neu errichteten] Station Längenfeldgasse) und der damit verbundenen Einstellung der den Gürtel befahrenden Straßenbahnlinie 8 trat die Gürtelplanung in ein neues Stadium.

Seit Ende der 1970er-Jahre steht der Westgürtel im Fokus der Stadtentwicklung. Im Rahmen der "Gürtelkommission" wurden aufgrund des ansteigenden Verkehrsaufkommens verkehrstechnische Lösungen und strukturstärkende Maßnahmen diskutiert. Ein entscheidender Impuls für stadtstrukturelle Verbesserungen des Gürtels ging vom EU-geförderten URBION-Projekt der Stadt Wien Ende der 1990er-Jahre aus. Der Umbau einzelner Stadtbahnbögen und die Nutzung durch Gastronomie- und Geschäftslokale wie auch die Neugestaltung der Freiflächen in der Gürtel-Mittelzone, beispielsweise im Bereich Urban-Loritz-Platz, haben den Gürtel positiv verändert. 2003 wurde hier die neue Hauptbibliothek der Stadt Wien - Büchereien eröffnet, deren Gebäude und Freitreppe (Architekt: Ernst Mayr) seither zu einer Attraktion dieses Gürtelabschnitts geworden sind.

Karte

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Literatur

  • Sokratis Dimitriou: Die Wiener Gürtelstraße. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Band 16. Wien: Compress / Jugend & Volk 1962
  • Wiener Bezirkskulturführer. Diverse Bände. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983
  • Der „Gürtel“ (= der aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien), 40 (1985) H. 7/8.
  • Robert Krapfenbauer / Kurt Dieman: Unser Gürtel. Morgen - heute - gestern, Selbstverlag Wien o. J. (1994)
  • Quer über den Gürtel (Hg. Gebietsbetreuung Gumpendorf-Schottenfeld, im Auftrag der MA 25), Wien 1996
  • Christa Veigl (Hrsg.): Stadtraum Gürtel Wien. Natur, Kultur, Politik. Promedia, Wien 1999
  • Sándor Békési: Vom Luftreservoir zur Verkehrshölle und Kulturmeile? Beiträge zu Geschichte und Wahrnehmung des Wiener Gürtels, in: Wiener Geschichtsblätter, 55 (2000) H. 2, S. 73–101
  • Petra Schneider / Gerhard Strohmeier: Raumbildung und Raumbilder. Zur Wahrnehmungsgeschichte des Wiener Gürtels, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, Jg. 11 (2000) H. 2, S. 9–48
  • Wien, Urbion: Urban Intervention Gürtel West – Der Stand der Dinge (hg. v. Stadtplanung Wien, Magistratsabteilung 18), Wien 2000
  • Zielgebiet Gürtel (= Perspektiven, Der Aufbau), Heft 6/2003
  • Nicole Süssenbek / Tina Gerstenmayer: Der Gürtel. Definitionen einer Veränderung (Hg. MEMO Verein für Geschichtsforschung), Wien 2007
  • Markus Gansterer / Madeleine Petrovic (Hg.): Der Wiener Gürtel. Wiederentdeckung einer Prachtstraße (mit Fotografien von Dieter Nagl), 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, Verlag Christian Brandstätter, Wien 2009