Weltausstellung

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Ansicht des Weltausstellungsgeländes im Prater aus der Vogelperspektive
Daten zum Ereignis


Die Wiener Weltausstellung von 1873

Die Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts entstanden in enzyklopädischer Tradition als Versuch, den Fortschritt der Menschheit in einer Gesamtschau zu dokumentieren. Dies zu leisten, war zunächst den Metropolen London (1851, 1862) und Paris (1855, 1867) vorbehalten. Die fünfte Weltausstellung fand vom 1. Mai bis 31. Oktober 1873 in Wien und damit erstmals im deutschsprachigen Raum statt.

"Completer Situations-Plan der Wiener Weltausstellung 1873" von Emanuel Mally

Sie wurde – nach einer Standortdebatte, in der auch der Paradeplatz beim heutigen Rathaus gute Chancen hatte – in der Krieau auf einem Gelände von etwa 233,5 Hektar abgehalten und stand unter der Leitung von Wilhelm Freiherr von Schwarz-Senborn. Das in Wien bereitgestellte Areal im Prater war damit etwa fünfmal größer als das Gelände der Weltausstellung auf dem Champ de Mars in Paris fünf Jahre zuvor.

Entwurfszeichnung für eine „Amerikanische Trinkhalle“, 1873

Nach kaiserlichem Beschluss entstand in nur 21 Monaten eine Planstadt gewaltigen Ausmaßes im Prater. Das größte Gebäude war der fast ein Kilometer lange Industriepalast mit der zentralen Rotunde. Diese blieb - bis sie 1937 niederbrannte - ein neues Wahrzeichen Wiens. Außerdem entstanden rund 200 kleinere Gebäude und Pavillons in den verschiedenen Landesstilen, in denen insgesamt rund 53.000 internationale Aussteller ihre Erzeugnisse präsentierten. Die hierzu notwendigen, umfangreichen verkehrstechnischen und sanitären Infrastrukturmaßnahmen glichen denen einer Kleinstadt. Zugleich wurde Schwarz-Senborn ermächtigt, einen grundlegenden Um- und Ausbau des angrenzenden Wurstelpraters durchzuführen. Der alteingeführte Ort für Erholung und Vergnügungen sollte den modernen Anforderungen einer Weltausstellung entsprechen und nach der Regulierung in „Volksprater“ umbenannt werden.

„Persisches Haus“ bei der Weltausstellung, 1873

Der Universalitätsanspruch der Weltausstellung fand seine Entsprechung in einer Zusammenschau von Industrie, Landwirtschaft und Kultur auf einer überbauten Fläche von 116.342 Quadratmetern. Die Ausstellung unterteilte sich in 26 Abteilungen und 174 Sektionen, worin sich bereits die enorme Spezialisierung spiegelt.

„Nordamerikanischer Wigwam“ bei der Weltausstellung, 1873

Räumlich fasste man vier große Themenblöcke zusammen: Landwirtschaft und Rohprodukte in den Agrikulturhallen; Technik, Produktionsanlagen und Motoren in der Maschinenhalle; handwerkliche, gewerbliche und industrielle Produkte im Industriepalast sowie Kunst in einer eigener Halle.

„Cercle Oriental“ bei der Weltausstellung, 1873

In die Geschichte der Weltausstellungen konnte sich Wien nicht mit einer epochemachenden technologischen Erfindung einschreiben. Neue Maßstäbe setzte aber der Übergang von der Universalausstellung unter einem Dach hin zu einem weitläufigen Pavillonsystem. Ein je eigenes Areal war bäuerlichen Häusern aus verschiedenen Teilen der Monarchie und Schulgebäuden aus aller Welt vorbehalten. Der große Bereich zum Bildungswesen mit einer weitreichenden Darstellung verschiedener Schulformen und Bildungseinrichtungen kann als eigentliches Novum der Wiener Weltausstellung gelten. Hier wurde in einer eigenen Sektion erstmals auch die Frauenarbeit behandelt. Wenngleich die Präsentation selbst kaum Innovationen bereithielt, so wurde das brisante Zeitthema der Frauenemanzipation zumindest ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt.

Pflugabteilung der Weltausstellung, 1873

Der Börsenkrach vom 8. Mai und eine letzte Choleraepidemie mit rund 3000 Toten waren dafür verantwortlich, dass nur circa 7,25 Millionen statt der erwarteten 15 Millionen Besucher nach Wien kamen und die Weltausstellung mit finanziellem Defizit von 14,8 Millionen Gulden beendet wurde.

Mehrere Hotels, die für die Weltausstellung errichtet worden waren, wurden anschließend für andere Zwecke genutzt (zum Beispiel das Hotel Austria als Polizeidirektion; das Hotel Britannia als Justizministerium bzw. Fernmeldeamt oder das Hotel Donau als Wiener Staatsbahndirektion und später als Bundesbahndirektion Wien der Österreichischen Bundesbahnen); die Rotunde wurde für Ausstellungen und Veranstaltungen, ab 1921 für die Wiener Messe genutzt.

Bilder

Interaktive Karte

Die folgende interaktive Karte verortet einige der ehemaligen Gebäude der Weltausstellung 1873. Ein Klick auf die Pins führt zu weiteren Informationen.

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Bewerbung für die Expo 1995

Die Abhaltung der Weltausstellung, um die sich die Stadt Wien (gemeinsam mit Budapest) im Mai 1988 (noch vor dem Fall des "Eisernen Vorhangs" unter dem Motto "Brücken zwischen Ost und West") beworben hatte und für deren Abhaltung bereits der offizielle Zuschlag erteilt worden war, wurde in einer 1991 durchgeführten Volksbefragung abgelehnt. Das für die Weltausstellung vorgesehene Gelände am linken Donauufer wurde jener Nutzung zugeführt, die für die Zeit nach der Weltausstellung vorgesehen war (Stadtplanung).

Quellen

Literatur

Weblinks