Josefstädter Straße
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Daten zum Objekt
48° 12' 35.70" N, 16° 20' 49.85" E zur Karte im Wien Kulturgut
Josefstädter Straße (8.), benannt (1862) zur Wahrung des Vorstadtnamens Josefstadt; ursprünglich (vor 1683) Fahrweg zwischen dem Gut Lerchfeld und den Äckern, 1690-1778 Burggasse beziehungsweise Burgtorstraße, außerhalb der Piaristengasse Obere Burgtorgasse, 1778-1862 Kaiserstraße; sie endete bis 1892 bei der Blindengasse und erreichte erst nach Beseitigung des Blindeninstituts und des Linienwalls den Gürtel.
Gebäude
- Nummer 2 (Lenaugasse 2, Landesgerichtsstraße 1): erbaut 1839 nach Plänen von Anton Grün für den Schalfabrikanten Josef Bürde. Wohnhaus von Friedrich Hebbel (1846-1848) und Marie Ebner von Eschenbach, Sterbehaus des Malers Eduard Schaller; Café Eiles.
- Nummer 3: erbaut ab 1935 im Wiener Assanierungsfonds
- Nummer 4 (Lenaugasse 1): Das Haus "Zum Ritter St. Georg" besaßen 1810/1811 Franz Graf Palffy, der sich als Kunstmäzen um das Josefstädter Theater verdient gemacht hat, und der Bankier Peter Baron Braun (1758-1819), der 1794-1807 das Kärntnertortheater gepachtet hatte, 1804 von Schikaneder auch das Theater an der Wien kaufte und 1810 mit Palffy den (unausgeführt gebliebenen) Plan hatte, ein neues Josefstädter Theater zu erbauen. Im Gasthaus "Zur Stadt Paris" befindet sich ein "Heimito-von-Doderer-Stüberl" (Heimito von Doderer); Gedenktafel (Lenaugasse) zur Erinnerung an die Erzählung "Ein anderer Kratki-Baschik", mit der Doderer diesem Wiener Lokal ein literarisches Denkmal setzte. Doderer wohnte mit Albert Paris Gütersloh im Haus 8, Buchfeldgasse 6 in einer Atelierwohnung (Gedenkraum).
- Nummer 7: Hier wohnte zwischen 1810 und 1830 die Künstlerfamilie Geiger (Andreas Josef Geiger, Josef Geiger).
- Nummer 10-12: Direktionsgebäude der städtischen Gaswerke (erbaut 1909/1910 von Josef Bittner); an der Fassade Mosaik von Emerich Sandig (mit historischen Darstellungen aus der Josefstadt). Hier standen die älteren Häuser "Zur Dreifaltigkeit" (Nummer 10), in dem bis 1860 die Champagnerfabrik des Johann von Stallenberg ihren Sitz hatte, und "Zur Reichskrone" (Nummer 12). Die Gaswerke erwarben die beiden Häuser 1908.
- Nummer 11: vormärzliches Bürgerhaus ("Zur grünen Schlange" beziehungsweise "Zur schönen Schäferin"), erbaut 1836/1837 von Georg Schiemann und Adolph Korompay (gut gegliederte Fassade mit Pilasterordnung und Balkon); Wohn- und Sterbehaus des Sprachforschers, Philosophen und Begründers der Slawistik Franz von Miklosich sowie des Schriftstellers und Regisseurs Hans Nüchtern.
- Nummer 17: Wohnhaus "Zu den vier Schimmeln" (Fassade Mitte 19. Jahrhundert). Wohnhaus des Kupferstechers Johann Josef Neidl; Geburtshaus des Zoologen und Verhaltensforschers Karl von Frisch (22. November 1886), dessen Vater, der Urologe Anton Ritter von Frisch, ab 1885 das Haus besaß; Wohnhaus (1874) des Schweizer Erzählers Gottfried Keller (Gedenktafel, 1950); im Garten Marmorherme des Philosophen und Schulreformers Franz Exner.
- Nummer 18 (Lange Gasse 30): erbaut 1789 nach Plänen von Josef Allio für Mathias Moser; hübsche Barockfassade. Im Vorgängerbau ("Zur goldenen Schlange") wohnte 1778-1788 Carl Schütz und starb 1761 Salomon Kleiner.
- Nummer 21: ehemaliges Atelier von Gustav Klimt.
- Nummer 22: Hier befand sich 1798-1829 die Erziehungsanstalt und französische Schule des Johann von Radler (vergleiche Nummer 66).
- Nummer 25 (Piaristengasse 37): Löwenapotheke.
- Nummer 26: Theater in der Josefstadt (Sträußelsäle, Max-Reinhardt- und Hugo-von-Hofmannsthal-Medaillons).
- Nummer 27: Sterbehaus (1932) des Feldmarschalleutnants Arthur von Hübl.
- Nummer 39: ehemaliges Strozzipalais.
- Nummer 43: Palace Grand Kinotheater - Kinopalast.
- Nummer 46-64: Hier stand die Josefstädter Kaserne (Haupteingang an der Stelle von Nummer 58).
- Nummer 66: Wohn- und Sterbehaus von Philipp Fahrbach († 31. März 1885); Geburtshaus seines Sohnes, des Kapellmeisters und Komponisten Max Fahrbach (* 18. April 1861, † 7. November 1917 Wien); Wohn- und Sterbehaus des Dr. Friedrich Johann von Radler (Begründer des "Amtsblatts der Stadt Wien", 1891).
- Nummer 68: Wohnhaus von Eugenie Schwarzwald und ihrem Ehemann Hermann Schwarzwald. Die Wohnung ließ sich das Paar 1905 von dem mit ihm eng befreundeten Architekten Adolf Loos einrichten. Die Schwarzwaldwohnung war ein gesellschaftliches Zentrum für den Kreis um Arnold Schönberg, Karl Kraus, Peter Altenberg und Oskar Kokoschka. Das Interieur ist nicht erhalten.
- Nummer 73: Miethaus, 1906 nach Plänen des Architekten Leopold Fuchs errichtet. In diesem Gebäude richtete Adolf Loos 1906 eine Wohnung für den Rechtsanwalt Dr. Viktor Groser ein. Adolf Loos besuchte die Wohnung 1907 im Zuge seiner "Wohnungswanderungen" und schildert in Zusammenhang damit seine Arbeitsweise, "nur Grundlinien vorzugeben" und die konkrete Planung der Ausführung den Handwerkern zu überlassen. Darin scheint Loos' Grundsatz, dass der Architekt hinter dem Arbeiter und Handwerker zurückzutreten habe, durch.
- Nummer 74: Hier stand das Wohn- und Sterbehaus des Komponisten (Zwölftonmusik) Josef Matthias Hauer (abgebrochen 1973; Gedenktafel), der 1918-1959 in der Josefstadt wohnte.
- Nummer 75-77: Josefstädter-Hof. Ab 1908 befand sich hier das Josefstädter Vitascop - Albertkino.
- Nummer 79: Mühlhauser-Hof, erbaut 1911.
- Nummer 85: Sechsschimmel-Hof.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1898: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-43 und gerade ONr. ab Nr. 2: Pfarre Josefstadt; ungerade ONr. 45-97: Pfarre Alt-Lerchenfeld
- ab 1898: ungerade ONr. 1-43 und gerade ONr. 2-56: Pfarre Josefstadt; ungerade ONr. 45-89 : Pfarre Alt-Lerchenfeld; ungerade ONr. ab 91 und gerade ONr. ab 58: Pfarre Breitenfeld
- ab 1907: ungerade ONr. 1-41 und gerade ONr. 2-64: Pfarre Josefstadt; ungerade ONr. 43-89: Pfarre Alt-Lerchenfeld; ungerade ONr. ab 91 und gerade ONr. ab 66: Pfarre Breitenfeld
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerschaft, B9 – Kommissionen: 3. Kuratorium für den Assanierungsfonds
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Josefstädter Straße
Literatur
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 446.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 351 ff.
- Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 31 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Josefstadt. Beiseln, Bühnen, Beamte. Wien: Mohl 1991, S. 31 ff., 60 ff., 98 ff., 121 ff., 182 ff., 225 f., Register
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 106 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 264 ff.
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 439.
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017