Josefstädter Kaserne
48° 12' 37.30" N, 16° 20' 44.23" E zur Karte im Wien Kulturgut
Josefstädter Kaserne (K. k. Kavalleriekaserne, im Volksmund (Josefstädter) Reiterkaserne genannt; 8., durch Josefstädter Straße 46-64 (Haupteingang bei Nummer 58), Albertgasse 30-34, Florianigasse 43-59 begrenztes Areal, das ostwärts bis an die Rückfront der westlichen Häuserzeile der Fuhrmannsgasse heranreichte; Gesamtareal rund 50.000 Quatratmeter).
Hier befanden sich ursprünglich zwei Liegenschaften, von denen auf der "unteren" (östlichen) das um 1720 erbaute Landhaus des Landschreibers Johann Martin Edler von Hocke stand (nachmals Haugwitzscher Besitz, der 1767 an die Hofkanzlei kam, die hier ein Stallgebäude errichtete) beziehungsweise sich auf der "oberen" (westlichen) ab 1770 eine "K. k. Venerie" (Jagdhaus mit Hundezwinger) befand. Die Realitäten wurden 1772 (östlicher Teil) beziehungsweise 1794 (westlicher Teil) vom Militärärar erworben; das Palais wurde 1772-1777 von Josef Gerl zu einer Kaserne umgestaltet, die Kaserne dann 1794 erweitert. Von Anfang an ergaben sich durch die Lage der Kaserne in einem dicht verbauten Gebiet Probleme; als um 1800 der westliche Teil des heutigen 8. Bezirks geschlossen verbaut wurde, forderte der Magistrat erstmals eine Verlegung der Kaserne und argumentierte mit den sanitären Übelständen und der latenten Feuergefahr. Dennoch wurde 1850-1853 nach dem Abbruch älterer Realitäten auf beiden Grundstücken ein Kasernenneubau errichtet; bei dieser Gelegenheit wurde 1852 auch die alte St.-Anna-Kapelle (erbaut 1759) demoliert (in der Mitte der Kaserne wurde anschließend eine neue Kapelle errichtet, die von Kapuzinermönchen aus dem nahen St. Ulrich betreut wurde).
In der Kaserne waren 1857 der Stab und die 1.-3. Division (je zwei Eskadronen) des K. k. Dragoner-Regiments Nummer 4 "Leopold II." untergebracht. Erst als im Zuge der mit der Eingemeindung der Vororte (1890/1892) im Zusammenhang stehenden sogenannten Kasernentransaktion (1891) die Auflassung von Vorstadtkasernen und deren Neubau in den Vororten beschlossen wurde, kam es 1903-1910 (gemeinsam mit der Getreidemarktkaserne und der Gumpendorfer Kaserne) auch zur Demolierung der Josefstädter Kaserne. Die Truppen wurden überwiegend nach Breitensee und nur zu einem kleinen Teil in die Räumlichkeiten der Technischen Militärakademie in der Stiftkaserne verlegt. Auf dem Areal der Josefstädter Kaserne entstanden 48 Privathäuser; neu angelegt wurden die Krotenthaller-, Kupka- und Schönborngasse sowie der Hamerlingplatz (Bau der Handelsakademie II) und Hamerlingpark. 1903-1905 wurde ein Neubau für das Militärgeographische Institut errichtet. (heute Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen).
Quellen
- Ad Anna-Kapelle WStLA, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1 - Pläne und Karten, 238G.78
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Josefstädter Kaserne
Literatur
- Felix Czeike: Die Wiener Kasernen seit dem 18. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter 35 (1980), S. 161 ff., S. 170
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 129
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 520 ff.
- Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 159 f.
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 230 ff.
- Martin Senekowitsch: Militärische Einrichtungen Wiens im Wandel der Zeit. In: Truppendienst 30 (1991), S. 321, 407 ff.
- Anton Wildgans: Musik der Kindheit. Leipzig: L. Staackmann Verlag 1928, S. 52 ff.