Albertgasse
48° 12' 40.03" N, 16° 20' 38.28" E zur Karte im Wien Kulturgut
Albertgasse (8.), benannt (Teil: 1862; Verlängerung: 5. Jänner 1905; der im 9. Bezirk gelegene Teil seit 1945 Hebragasse) nach Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Die Benennung erfolgte anlässlich des 100jährigen Bestehens der Albertinischen Wasserleitung; vorher (zwischen Josefstädter Straße und Florianigasse) Breite Gasse. Führung bis zur Lerchenfelder Straße ab 5. Jänner 1905 (Stadtrat), nachdem ein Nebengebäude des Militärgeographischen Instituts (vormals Militärsammelhaus) abgerissen wurde.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-11 und gerade ONr. 2: Pfarre Josefstadt; ungerade ONr. ab 13 und gerade ONr. ab 4: Pfarre Alservorstadt
- ab 1898: ungerade ONr. 1-9 und gerade ONr. 2: Pfarre Josefstadt; gerade ONr. 4-18: Pfarre Alservorstadt; ungerade ONr. 13-31 und gerade ONr. 20-22: Pfarre Breitenfeld; (1905 bis Lerchenfelderstraße verlängert.)
- ab 1905: ungerade ONr. 1-27 und gerade ONr. 2-28: Pfarre Alt-Lerchenfeld; ungerade ONr. 29-37 und gerade ONr. 30-34: Pfarre Josefstadt; gerade ONr. 36-54: Pfarre Alservorstadt; ungerade ONr. 39-59: Pfarre Breitenfeld
- ab 1907: ungerade ONr. 1-25 und gerade ONr. 2-28: Pfarre Alt-Lerchenfeld; ungerade ONr. 27-59 und gerade ONr. 52-54: Pfarre Breitenfeld; gerade ONr. 30-34: Pfarre Josefstadt; gerade ONr. 36-50: Pfarre Alservorstadt
Gebäude
- Nummer 3: Wohnhaus, errichtet 1910 nach Plänen des Architekten Adolph Ambor (1861-1912); fünfgeschoßiger Bau mit zwei dreigeschoßigen Runderkern, durch reiche secessionistische Ornamentierung abgesetztes Dachgeschoß mit Überhöhung. Im genuteten Sockelgeschoß befindet sich mittig ein Rundbogenportal mit dekorativem Stuck und zwei die Tür flankierenden antikisierenden Amphoren.
- Nummer 13-17: Ludo-Hartmann-Hof
- Nummer 18-22: Realgymnasium
- Nummer 24: Gedenktafel für Alfred Steinberg-Frank
- Nummer 25: Josefstädter-Hof
- Nummer 30: Hamerling-Hof (erbaut 1905)
- Nummer 31 (Konskriptionsnummer Josefstadt 171): vormärzliches Bürgerhaus (erbaut 1820 von Josef Rabl)
- Nummer 33 (Konskriptionsnummer Josefstadt 170 ): "Zum englisch Gruß" (erbaut 1810), Neubau 1912 von Siegfried Theiss und Hans Jaksch (eine der besten Arbeiten aus dem Frühwerk der Architektur)
- Nummer 34 (Florianigasse 59): Miethaus, errichtet 1910 für Nikolaus Dumba, späthistorische Fassade
- Nummer 35 (Konskriptionsnummer Josefstadt 169): Albert Hall Besitz (1771-1801) von Thomas Edler von Trattnern, ab 1899 Wiener Bezirkskrankenkasse (gegründet 30. März 1888); Neubau 1904 nach Plänen von Architekt Rudolf Dick. Ab 1927 "Zentralverband der Lebens- und Genussmittelarbeiter", ab 1934 Gewerkschaftsbund des Ständestaates, 1938 von der DAF beschlagnahmt Hauptquartier der Hitlerjugend. Nach 1945 verschiedene Besitzer und Nutzungen.
- Nummer 36 (Konskriptionsnummer Breitenfeld 20-21): Gasthaus "Zum grünen Kranz" (erste Hälfte 19. Jahrhundert: Tanzlokal)
- Nummer 37 (Konskriptionsnummer Breitenfeld 93): Besitzer (1863-1872) Ferdinand von Arlt
- Nummer 38 (Konskriptionsnummer Breitenfeld 22): erbaut 1914 von Viktor Postelberg für das 1912 begründete "Mädchengymnasium für erweiterte Frauenbildung" (Präsidentin Marianne Hainisch; Öffentlichkeitsrecht 1918 beziehungsweise 1933).
- Nummer 51: bürgerliches Vorstadtgasthaus "Zum schwarzen Kopf" (ab 1805) mit "Albertsaal" zur Abhaltung von Versammlungen; vom aus Bozen stammenden Eigentümer Leopold Lackner nach einem alten Bozener Gasthaus auch "Batzenhäusl" genannt. Im Haus wohnten Louise Montag und Philipp Fahrbach. Das Lokal war ein beliebter Einkehrgasthof der Kutscher und Fiaker, unter anderem Stammlokal von Josef Bratfisch. Im Lokal trafen sich aber auch Studenten und Burschenschafter, die den Albertsaal für Veranstaltungen nützten. 1930 erwarb die Hochschülerschaftsvertretung das Gebäude und ließ auf diesem Grundstück 1932 nach Plänen der Archidekten Adolf und Hans Paar ein Studentenheim sowie eine Mensa erbauen. Im Gebäude befindet sich heute das Anton-Bruckner-Studentenheim des Anton Bruckner-Studentenhilfsvereines.
Literatur:
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. Jänner-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 221 f. (Albertgasse 3, 8, 10, 28, 34, 36, 51), S. 228
- Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 2 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 87 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 256
Link
Versinkendes Alt-Wien: Das "Batzenhäusl" wird demoliert. Kleine Volkszeitung, 2.5.1930, S. 3 / anno