Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung
48° 11' 31.12" N, 16° 21' 16.82" E zur Karte im Wien Kulturgut
Name
Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA):
Um der in den letzten Jahren gewachsenen geschlechterspezifischen Aufmerksamkeit Rechnung zu tragen, hat der VGA 2014 seinen Namen in "Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung" geändert.
Gründung und Ziele
Der Verein wurde 1959 mit zweifacher Zielsetzung gegründet: Zum einen sollte eine wissenschaftliche Institution zur Erforschung der historischen Identität und Entwicklung der österreichischen Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung geschaffen, zum anderen ein Archiv für jene Bestände eingerichtet werden, die vor und im Zweiten Weltkrieg über ganz Europa verstreut waren und nunmehr nach Österreich zurückgebracht werden sollten.
1989 übersiedelte der VGA von seinem früheren Domizil Wien 8, Albertgasse 23 in das mehr Raum bietende Vorwärts-Gebäude, Wien 5, Rechte Wienzeile 97.
Die wichtigsten Proponenten des Vereins in seinen Anfangsjahren waren Politiker wie Oskar Helmer, Karl Maisel, Rosa Jochmann, Gabriele Proft, Alois Piperger oder Journalisten wie Marianne und Oscar Pollak sowie Ernst Karl Herlitzka, der die Geschäftsführung des VGA übernahm.
Als Forschungsinstitut initiiert und unterstützt der Verein Projekte der Wissenschaft und der Volksbildung, mediale Produktionen und Dokumentationen. Er unterhält eine enge Kooperation mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv. Archiv und Bibliothek im Vorwärts-Haus stehen der Öffentlichkeit für Recherchen zur Verfügung.
Archiv
Die Kernbestände des Archivs umfassen
- das "Alte Parteiarchiv":
Sitzungsprotokolle des Parteivorstandes und des Parlamentsclubs der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1897-1933, Partei Interna 1890-1933, Republikanischer Schutzbund 1925-1934, Arbeiter- und Soldatenräte 1919-1924,
- den Nachlass der Familie Victor und Emma Adler.
Insbesondere der Adler-Nachlass (Korrespondenzen mit Albert Einstein, Friedrich Engels, August Bebel, Ernst Mach, Karl Kautsky, Leon Blum, G. B. Shaw, Romain Rolland u. a.) kann als einer der bedeutendsten Quellenbestände der neueren österreichischen Geschichte gelten.
Beide Archivbestände wurden 1933 außer Landes gebracht und überstanden in mehreren über Westeuropa verteilten Depots großteils unversehrt Faschismus und Weltkrieg. Ihre Rettung und Zusammenführung muss als historischer Glücksfall bezeichnet werden.
Nach seiner Übersiedlung in das Vorwärts-Gebäude 1989 übernahm der VGA vom Österreichischen Staatsarchiv
- das "Parteistellenarchiv",
das im Februar 1934 beschlagnahmt und zur Vernichtung bestimmt worden war, von Beamten des Staatsarchivs jedoch gerettet werden konnte. Neben den Sozialdemokratischen Parteistellen umfasst es Unterlagen des Parlamentsclubs, die Archive der sozialdemokratischen Landesorganisation Niederösterreich, des Militärverbands der Republik Österreich und der Soldatenräte sowie der Arbeiterbank.
Zusätzlich zu diesen Kernbeständen besitzt und betreut der VGA eine Reihe von (Teil-)Nachlässen, u. a. von Adolf Schärf, Otto Bauer, Oscar und Marianne Pollak, Otto Leichter, Adelheid Popp, Rosa Jochmann.
- AZ-Bildarchiv:
Ein umfassender Bestand, der 1997 als Kulturgut der Republik unter Denkmalschutz gestellt wurde, sind die rund 600.000 Pressefotos, die im Zeitraum von 1890 bis 1991 an die Redaktion der Arbeiter-Zeitung gesandt wurden.
Weitere Bestände:
- Sozialdemokratisches Parteiarchiv nach 1945
- Personenarchiv: etwa 1,5 Millionen Dokumente
- Sacharchiv
- Chronologisches Archiv
- Plakat- und Flugschriftensammlung u. a.
Bibliothek
Die etwa 65.000 Bände umfassende Fachbibliothek geht auf die ehemalige Bibliothek des Parteivorstandes zurück. Sie wurde durch eine Reihe von Schenkungen und Widmungen, u. a. von Karl Seitz, Theodor Körner, Benedikt Kautsky, Leopold Mistinger, Anton Benya erweitert. Schwerpunkte sind die Sammlung sozialwissenschaftlicher Periodika und die Sozialistica-Sammlung in Erstausgaben.
Besonders erwähnenswert ist der geschlossene Bestand aller Ausgaben der Arbeiter-Zeitung, inklusive der zensurierten Ausgaben während des Ersten Weltkriegs und der Periode Oktober 1933 bis Februar 1934, sowie die komplett vorliegenden Exemplare der illegalen AZ.
Publikationen
- "Archiv": Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung (1985-1996)
- Reihe "Dokumentation" (seit 1989; zwei bis vier Nummern jährlich)