Gabriele Proft

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Überreichung der Bürgerrechtsurkunde an Gemeinderätin Gabriele Proft durch Bürgermeister Theodor Körner (18.02.1949)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Proft, Gabriele
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Jirsa, Gabriele Franziska
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  19744
GNDGemeindsame Normdatei 120740729
Wikidata Q1490530
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. Februar 1879
GeburtsortOrt der Geburt Troppau (Schlesien)
SterbedatumSterbedatum 6. April 1971
SterbeortSterbeort Bad Ischl 4027718-5
BerufBeruf Politikerin, Näherin, Journalistin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), Sozialdemokratische Partei Österreichs, Sozialistische Partei Österreichs
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass VGA
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Letzte Änderung am 20.11.2024 durch WIEN1.lanm09ua2
BestattungsdatumDatum der Bestattung  22. April 1971
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ML, Gruppe 27, Nummer 1G
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes WSTLA Presse und Informationsdienst FA1 Erste Reihe 4932 3.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Überreichung der Bürgerrechtsurkunde an Gemeinderätin Gabriele Proft durch Bürgermeister Theodor Körner (18.02.1949)
  • 8., Pfeilgasse 32 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 18. Februar 1949)
  • Große Victor-Adler Plakette (Verleihung: 1929)

Gabriele Proft, * 20. Februar 1879 Troppau (Österreichisch-Schlesien), † 6. April 1971 Bad Ischl (Oberösterreich), Politikerin.

Biografie

Gabriele Franziska Proft, geborene Jirsa, war die älteste Tochter des Schuhmachers Josef Jirsa und seiner Frau Magdalena. Sie besuchte die Volksschule und danach die Bürgerschule in Troppau, musste diese aber nach dem Tod der Mutter vorzeitig abbrechen, um dreizehnjährig als Dienstmädchen und als Hilfsarbeiterin in einer Weißwäscherei zum Unterhalt der jüngeren Geschwister beizutragen. 1896, im Alter von siebzehn Jahren, ging sie nach Wien, wo sie als Kindermädchen, Dienstmädchen und Näherin Verdienstmöglichkeiten fand.

Am 19. November 1899 heiratete sie den Metallarbeiter Karl Anton Proft (* 1873). Bereits vor der Eheschließung, am 30. März 1899, wurde der gemeinsame Sohn Karl Johann geboren, der kurz nach der Geburt starb. Tochter Hermine kam am 23. Mai 1900 zur Welt und verstarb 1968. Die Ehe mit Karl Proft wurde 1916 geschieden. Bis 1934 führte Gabriele Proft eine Beziehung mit den Sozialdemokraten Paul Richter, den sie 1911 kennengelernt hatte.

Gabriele Proft bekleidete als eine von wenigen Politikerinnen sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik wichtige politische Ämter. Bereits kurz nachdem sie nach Wien gekommen war, trat sie 1896 – inspiriert von einer Rede Franz Schuhmeiers – dem Arbeiter-Bildungsverein "Apollo" bei. Ihre Karriere als sozialdemokratische Politikerin nahm 1902 in der Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen ihren Anfang, wo sie die Funktion der Kassiererin übernahm. 1906 besuchte Gabriele Proft die Arbeiterschule, dort absolvierte sie einen Redekurs und einen Bürokurs. Ab 1908 begann sie, als erste Sekretärin des neugegründeten sozialdemokratischen Frauenreichskomitees, ihre politischen Anliegen nicht nur in Versammlungen, sondern auch in sozialistischen und gewerkschaftlichen Zeitschriften zu artikulieren. Damit zählte sie zu den ersten Berufspolitikerinnen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Engagiert wirkte sie am Aufbau der sozialdemokratischen Frauenorganisationen mit und widmete sich vorwiegend Fragen der Frauen- und Familienpolitik. Von 1907 bis 1932 war sie als Delegierte der Frauenorganisation Wien 16 bei allen Parteitagen vertreten und beteiligte sich rege an den Diskussionen. 1910 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Fraueninternationale und nahm gemeinsam mit Adelheid Popp und Emmy Freundlich an der zweiten Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen teil. Ab 1911 gehörte sie dem Parteivorstand an. Zudem unterrichtete Gabriele Proft an den von der Sozialdemokratie eingerichteten Frauen-Schulen, um Frauen für politische Funktionen zu interessieren und sie für die aktive Partizipation vorzubereiten. Sie schrieb zahlreiche Artikel, die beispielsweise in der "Arbeiterzeitung" oder in "Die Frau" erschienen und verfasste Beiträge unter anderem für das 1930 von Käthe Leichter herausgegebene "Handbuch der Frauenarbeit in Österreich".

Im Ersten Weltkrieg zählte Gabriele Proft, im Gegensatz zu vielen ihrer Parteikollegen, zu den führenden Friedensaktivisten/-aktivistinnen um Friedrich Adler. Auf dem berühmt gewordenen Parteitag von 1917 war sie es, die die "Erklärung der Linken" vortrug, in der diese sich gegen die regierungskonforme Haltung der Parteiführung wandten.

1918 gehörte sie, als eine von fünf Sozialdemokratinnen, dem Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien an. Gabriele Proft kandidierte für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 18. Bezirk und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1923 Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Zudem gehörte sie der Konstituierenden Nationalversammlung an und war von 1920 bis 1934 Abgeordnete zum Nationalrat.

Gabriele Proft wurde mehrfach aus politischen Gründen inhaftiert. Nach den Februarkämpfen 1934 war Gabriele Proft bis Dezember 1934 in Haft. Nach ihrer Freilassung schloss sie sich den Revolutionären Sozialisten an. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus stand sie unter Beobachtung und wurde mehrmals in Haft genommen. 1944 verbrachte sie einen Monat lang in Haft, von Jänner bis März 1945 hielt man sie zunächst in Wien fest und deportierte sie anschließend in das Konzentrationslager Maria Lanzendorf, wo sie gesundheitlich schwer angeschlagen das Kriegsende erlebte.

In der Zweiten Republik nahm sie ihre politische Tätigkeit wieder auf: Sie wurde stellvertretende Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) und Vorsitzende der SPÖ-Frauen. Von 1945 bis 1953 war sie erneut Abgeordnete zum Nationalrat; danach zog sie sich in den Ruhestand zurück.

In ihrer politischen Arbeit setzte sie sich für die Gleichstellung der Frauen in allen Lebensbereichen, für eine Modernisierung des Familien- und Eherechts sowie die Reform des Strafrechts ein. Viele ihrer langjährigen Forderungen wurden in den 1970er Jahren umgesetzt. Gabriele Proft engagierte sich für die Abschaffung der Todesstrafe und für die Erhaltung des Friedens. Nicht nur bei politischen Kontrahentinnen und Kontrahenten, sondern auch innerhalb der eigenen Reihen war sie als scharfe Kritikerin bekannt.

Am 22. April 1971 wurde Gabriele Proft in einem Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering bestattet. 2002 benannte man den Gabriele-Proft-Weg in Floridsdorf und 2024 eine einen Gemeindebaunach der Politikerin.

Werke (Auswahl)

  • Gabriele Proft: Dienstbotenschicksal und Heimarbeiterinnennot [1896]. Die "Arbeiterinnen-Zeitung" und der Emanzipationskampf. In: Richard Klucsarits / Friedrich G. Kürbisch [Hg.]: Arbeiterinnen kämpfen um ihr Recht. Autobiographische Texte zum Kampf rechtloser und entrechteter "Frauenspersonen" in Deutschland, Österreich und der Schweiz des 19. und 20. Jahrhunderts. Wuppertal: Hammer o. J. [1975], S. 94–96, 298–299
  • Gabriele Proft: Der Weg zu uns! Die Frauenfrage im neuen Österreich. Sozialistische Partei Österreichs [Hg.]. Wien: 1945 (Sozialistische Hefte, Folge 4)
  • Emmy Freundlich / Gabriele Proft [et al.]: Die Forderungen der Frauen an Parlament und Verwaltung. Verhandlungen der dritten Deutschösterreichischen Frauenkonferenz, Wien 13. und 14. November 1923. Frauenzentralkomitee [Hg.]. Wien [1923]
  • Gabriele Proft: Ein Beitrag zu unserer Jubiläumsfeier. In: Adelheid Popp [Hg. im Auftrag des Frauenreichskomitees]: Gedenkbuch. Zwanzig Jahre Arbeiterinnenbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1912, S. 153–158 (online ALO)

Nachlass

Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Nachlass Gabriele Proft, Kartons 1–6, Mappen 1–30. Übergabe an VGA am 8. August 1971. Erstbearbeitung 1974, Nachbearbeitung 2003. Inhalt: Korrespondenz, Manuskripte, Protokolle, Notizen, Unterlagen zu Familienpolitik, Rededispositionen, Dokumente politischer Verfolgung, Zeitungsausschnitte, Fotos und Erinnerungsalben, Bücher und Broschüren.

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2608 f.
  • Gabriella Hauch: Frauen bewegen Politik. Österreich 1848–1938. Innsbruck / Wien / Bozen: Studienverlag 2009
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 51 f., S. 82, S. 166
  • Susanne Feigl: Politikerinnen in Wien. 1848–2000. Biographien. Wien: Frauenbüro Wien 2000, S. 24 f.
  • Ferdinand Seibt [et al., Hg. im Auftrag des Collegium Carolinum]: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 3. München: Oldenbourg 2000, S. 331 f.
  • Andrea Ertl: Gabriele Proft. Dipl. Arb. Univ. Wien. Wien: 1997
  • Gabriella Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus. Frauen im Parlament 1919–1933. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 294–198
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: 1995
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 18, S. 85
  • Marie-Luise Angerer: Gabriele Proft. "Faust soll zwischen 1480 und 1540 gelebt haben“. In: Edith Prost [Hg.]: "Die Partei hat mich nie enttäuscht …" Österreichische Sozialdemokratinnen. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1989, S. 187–221
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 166–168
  • Norbert Leser: Grenzgänger. Österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen. Band 2. Wien [u. a.]: Böhlau 1982, S. 190–208
  • Georges Haupt: Proft, Gabriele. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 239–240
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963 [Stand: 11.11.2019]
  • Gabriele Proft. 80 Jahre. Diese Festschrift widmet die Druckerei "Vorwärts" AG dem langjährigen Mitglied ihres Aufsichtsrates Gabriele Proft zu ihrem 80. Geburtstag. Wien: o. J. [1959]
  • Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: Planer 1929, S. 493–494


Gabriele Proft im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks