Franz Schuhmeier

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Franz Schuhmeier (Büste)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Schuhmeier, Franz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  13982
GNDGemeindsame Normdatei 129264024
Wikidata Q1031252
GeburtsdatumDatum der Geburt 11. Oktober 1864
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 11. Februar 1913
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Politiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 12.11.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  16. Februar 0013 JL
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Ottakring
Grabstelle Gruppe 14, Reihe 1, Nummer 1
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Franz Schuhmeier.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Franz Schuhmeier (Büste)
  • 6., Hirschengasse 21 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Franz Schuhmeier, * 11. Oktober 1864 Wien, † 11. Februar 1913, sozialdemokratischer Politiker, Arbeiterführer.

Biografie

Er war der Sohn eines Bandmachergesellen und einer Wäscherin und verbrachte seine Jugend in Matzleinsdorf, musste seine Ausbildung zum Ziseleur wegen einer Augenverletzung aufgeben und wurde 1882 Hilfsarbeiter in einer Fabrik. Seine Ehefrau (22. August 1886) war Cilli Ditz. Schon in den achtziger Jahren betätigte er sich (beeinflusst durch die Freundschaft mit Albert Sever) als Vertrauensmann der Sozialdemokraten, sorgte aber auch für seine eigene Weiterbildung. 1886 gründete er den Rauchklub "Apollo" (der sich unter diesem Deckmantel volksbildnerische Aufgaben setzte) und wurde dessen Obmann. 1888 verhaftete man ihn mit anderen Klubmitgliedern. Am 7. Juli 1889 gründete er den Arbeiterverein "Apollo", der zur Keimzelle der Ottakringer Parteiorganisation wurde.

Ab 1889 war Schuhmeier in der Redaktion der Arbeiter-Zeitung tätig, ab 1890 trat er als Redner bei politischen Großversammlungen hervor und entwickelte sich dank seiner Begabung zu einem der mitreißendsten und beliebtesten Volksredner. Ab 19. Oktober 1891 erschien die von ihm herausgegebene "Volkstribüne". 1896-1898 war Schuhmeier Reichsparteisekretär, am 31. Mai 1900 wurde er in Ottakring in der vierten Kurie in den Gemeinderat gewählt (mit Jakob Reumann in Favoriten war er einer der beiden ersten sozialdemokratischen Gemeinderäte), am 3. Jänner 1901 auch in den Reichsrat.

Auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Graz (1900) stellte er einen Antrag betreffend "Grundsätze für das Wirken der Sozialdemokratie in der Gemeinde", aus dem sich das spätere sozialdemokratische Kommunalprogramm entwickelte. Als Abgeordneter befasste er sich besonders mit Fragen der Bildung, des Militärwesens, der Kirche, des Wohnungswesens und des Wahlrechts für den Reichstag (ab 1905), war am Sturz des Heeresministers Latscher aktiv beteiligt (1907) und konnte (als letzten politischen Erfolg) den Rücktritt des Bürgermeisters Dr. Josef Neumayer erzwingen (1912).

Schuhmeier wurde in der Halle des Nordwestbahnhofs von Paul Kunschak (dem Bruder von Leopold Kunschak) ermordet.

Schuhmeier war eine der markantesten Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg und hat sich als Bezirksobmann von Ottakring dauernde Verdienste erworben.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen.

Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe vereinte Franz Schuhmeier in seiner populistischen Rhetorik ein Sammelsurium an politischen Einstellungen; er agitierte beispielsweise gegen Kleriker, Monarchisten, jüdische wie nicht-jüdische Kapitalisten sowie gegen Befürworter als auch Gegner des Antisemitismus. Schuhmeier erlag 1913 den Schüssen, die Paul Kunschak, der Bruder des christlichsozialen (wie oben) Politikers Leopold Kunschak, am Nordbahnhof auf ihn abgefeuert hatte. Dieser gab Schuhmeier und den Gewerkschaften die Schuld für seine Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen sozialen Not. Kunschak wurde auf Gesuch der Witwe von Schuhmeier, der sich zeitlebens gegen die Todesstrafe ausgesprochen hatte, 1918 amnestiert.

Schuhmeier wurde am Ottakringer Friedhof begraben. Sein Grabdenkmal mit stehender Figur von S. Bauer wurde am 8. Februar 1914 enthüllt.

Gedenktafel 16., Wilhelminenstraße 147 (enthüllt 7. Februar 1953). Nachlass im Archiv des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung. Franz-Schuhmeier-Gasse, Schuhmeierdenkmal, Schuhmeierhof, Schuhmeierplatz, Schuhmeierbrücke.

Quellen

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Helga Schmidt / Felix Czeike: Franz Schuhmeier. Wien: Europa-Verlag 1964
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 362 ff.
  • Karl R. Stadler: Franz Schuhmeier. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 60 ff.
  • Karl Ziak: Von der Schmelz auf den Gallitzinberg. Gang durch die Gassen meiner Kindheit und durch die Geschichte Ottakrings. Wien: Jugend & Volk 1969, S. 93 ff.
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 309 ff., S. 317 f., S. 385
  • Felix Czeike: XVI. Ottakring. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 16), S. 50
  • Tino Erben [Red.]: Traum und Wirklichkeit. Wien 1870 – 1930. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1985 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 93), S. 193 ff.
  • Kurt Horak [Red.]: Die große Verdrossenheit. Wien 1988 (Jahrbuch des Österreichischen Gewerkschaftsbunds, 1988), S. 160 f.
  • Gerhard Botz: Das Attentat Paul Kunschaks auf Franz Schuhmeier vor 60 Jahren. In: Wiener Geschichtsblätter 28 (1973), S. 1 ff.
  • Gerhard Botz: Beiträge zur Geschichte der politischen Gewalttaten in Österreich von 1918-1933. Diss. Univ. Wien. Wien 1966, S. 14 ff.
  • Felix Czeike: In ihm sprach die Seele des Volkes. In: Wien aktuell 6 (1973), S. 28 f.
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Ottakring. Vom Brunnenmarkt zum Liebhartstal. Wien: Mohl 1983, Register
  • Rathaus-Korrespondenz, 04.02.1988
  • Rathaus-Korrespondenz, 09.10.1989
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 167 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013


Franz Schuhmeier im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Link

Film zum Leichenbegängnis von Franz Schuhmeier, 1913