Josef Matthias Hauer

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Josef Matthias Hauer (1954)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Hauer, Josef Matthias
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  4994
GNDGemeindsame Normdatei 118546856
Wikidata Q86359
GeburtsdatumDatum der Geburt 19. März 1883
GeburtsortOrt der Geburt Wiener Neustadt 4066023-0
SterbedatumSterbedatum 22. September 1959
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Komponist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek, Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 21.10.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Dornbacher Friedhof
Grabstelle Gruppe 12, Nummer 10
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Josef Matthias Hauer.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Josef Matthias Hauer (1954)
  • 8., Josefstädter Straße 74 (Sterbeadresse)
  • 8., Josefstädter Straße 74 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1927)
  • Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft (Verleihung: 1953)
  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1954)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Musik (Verleihung: 1955)

Josef Matthias Hauer, * 19. März 1883 Wiener Neustadt, † 22. September 1959 Wien, Komponist, Musiktheoretiker.

Biografie

Josef Matthias Hauer besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt, wo er eine musikalisch umfassende Ausbildung erhielt. Ab 1902 arbeitete Hauer als Volksschullehrer und war nebenbei als Musiker (Chorleiter, Organist) tätig. Ab 1915 lebte Hauer als freischaffender Komponist in Wien, wo er in einem vormärzlichen Bürgerhaus in der Josefstädter Straße 74 (abgebrochen 1973), bis zu seinem Tod lebte.

Hauer zählt neben Arnold Schönberg zu den Pionieren der Zwölftonmusik. Bereits 1911 (demnach vor Arnold Schönberg) etablierte er eine "Methode des Komponierens mit den zwölf temperierten Halbtönen" ("Zwölfton-System") und begründete sie in mehreren theoretischen Schriften. Sein Werk "Nomos" op. 19 aus dem Jahr 1919 gilt als die erste Zwölftonkomposition überhaupt. Im Prioritätenstreit um die "Erfindung" der Zwölftontechnik anerkannte selbst Schönberg die Vorreiterrolle seines "Kontrahenten" an. Gegenüber Schönbergs Methode der "Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen" fand Hauer mit seinen Theorien jedoch weniger Beachtung. Nach seinen Betrachtungen waren für die Zwölftonmusik nicht die einzelnen Töne, sondern die Wendungen nach Gruppen ("Tropen") von Bedeutung.

Das Schaffen Josef Matthias Hauers kann in folgende drei Phasen eingeteilt werden: Freie atonale Phase: 1912 bis 1919 (op. 1 – op. 18), frühe zwölftönige Phase: 1919 bis 1940 (op. 19 – op. 92) und Phase des Zwölftonspiels: 1940 bis 1959. Das Werk von Hauer umfasst über 500 Kompositionen, darunter "Nomos" op. 1 und op. 2 (1912/1913, bereits Dodekaphonie) die Oper "Salambo" op. 60 (1929), das Singspiel "Die schwarze Spinne" op. 62 (1932), "Wandlungen" op. 53 (1927) sowie zahlreiche Orchesterwerke, Lieder und Klavierwerke.

Hauer gehörte bereits vor dem Ersten Weltkrieg zum Kreis um den Architekten Adolf Loos, trotzdem dieser auch eng mit Arnold Schönberg befreundet war. Loos hörte mit Interesse die musiktheoretischen Vorträge Hauers und versuchte sich für dessen Ideen einzusetzen. Der ebenfalls dem Loos-Kreis zugehörige Oskar Kokoschka schuf 1914 ein Portrait Hauers. Hauer vertonte auch einige Gedichte von Karl Kraus.

Hauer war antisemitisch eingestellt, davon zeugt unter anderem der in der Schönberg-Literatur vielfach zitierte Brief an den befreundeten Philosophen Ferdinand Ebner aus dem Jahr 1917 (im Besitz der Wienbibliothek im Rathaus): "Ich hoffe wirklich, daß nicht alle Juden (Mendelssohn, Heine …) so gewesen sind wie Arnold Schönberg, sonst müßte man sich doch selber auslachen oder … verachten. Dieser Sch. ist eine Rarität von einem Schwindler. […] ich erwarte von Dir diesmal eine Deiner 'hirnreinigenden' Antworten. Als Musikant bin ich doch ein Antisemit, als Mensch zum Menschen vielleicht nicht".

1927 wurde Hauer der Preis der Stadt Wien in der Kategorie Musik zuerkannt, 1930 gewährte die Stadt Wien Hauer eine Ehrenpension. 1935 verbot Joseph Goebbels jegliche Aufführung in Deutschland, 1938 wurde Hauer die österreichische Pensionszuwendung entzogen, 1939 diffamierte ihn die Wanderausstellung "Entartete Musik". Ab 1940 suchte und fand Hauer mit den "Zwöftönespielen" wieder Anschluss an den nationalsozialistischen Kulturbetrieb. In den 1950er Jahren wurden Hauer noch zu Lebzeiten einige hohe Auszeichnungen zuteil: die Ehrenmitgliedschaft bei der Wiener Konzerthausgesellschaft (1953), der Professorentitel (1954) und der Große Österreichische Staatspreis (1955). Hauer wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab am Dornbacher Friedhof bestattet. 1988 wurde in Wien-Josefstadt der Josef-Matthias-Hauer-Platz nach ihm benannt.

1972 erwarb die Wiener Stadt- und Landesbibliothek (heute: Wienbibliothek im Rathaus) von Franz Ertel (1888–1971), einem Wiener Freund, Schüler und Sekretär Hauers, eine Autographensammlung, die vor allem Dokumente zu Josef Matthias Hauer umfasst.


Musiktheoretische Werke

  • Josef Matthias Hauer: Deutung des Melos. Eine Frage an die Künstler und Denker unserer Zeit. Leipzig, Wien: E. P. Tal 1923
  • Josef Matthias Hauer: Vom Wesen des Musikalischen. Leipzig, Wien: Waldheim-Eberle 1920
  • Josef Matthias Hauer: Über die Klangfarbe op. 13. Wien: Wassertrüdinger [1918]
  • Josef Matthias Hauer: Theoretische Schriften 1: Vom Melos zur Pauke: Eine Einführung in die Zwölftonmusik. Wien: Universal Edition [ohne Jahr]
  • Josef Matthias Hauer: Theoretische Schriften 2: Zwölftontechnik: Die Lehre von den Tropen. Wien: Universal Edition [ohne Jahr]

Quellen

Literatur

  • Bartłomiej Barwinek: Expression in Josef Matthias Hauer’s piano music as exemplified by Klavierstücke mit Überschriften nach Worten von Friedrich Hölderlin Op. 25. In: Polski Rocznik Muzykologiczny, Heft 1, Jg. 21 (2023), S. 106–128
  • Hans Florey: Die Regeln für Hauers Zwölftonsspiel und ihr Verhältnis zum „Ganzheitlich-Harmonikalen Gesetz“. In: Österreichische Musikzeitschrift, Heft 10-12, Jg. 65 (2010), S. 85–95
  • Joachim Diederichs / Hans Florey / Gerhard Zeller: Josef Matthias Hauer „Sonnenmelos“: erkenntniskritischer Universalismus. In: Österreichische Musikzeitschrift, Heft 4, Jg. 60 (2005), S. 25–33
  • Gerhard Rühm: Alles auf die Reihe bringen. Zu Josef Matthias Hauer. In: Österreichische Musikzeitschrift, Heft 4, Jg. 60 (2005), S. 34–35
  • John R. Covach: The Zwölftonspiel of Josef Matthias Hauer. In: Journal of music theory, Heft 1, Jg. 36 (1992), S. 149–184
  • Werner Schulze: Josef Matthias Hauer in der Sicht Ferdinand Ebners. In: Walter Methlagl u.a. [Hg.]: Gegen den Traum vom Geist – Ferdinand Ebner. Salzburg: Otto Müller [1985], S. 47–64
  • Victor Sokolowski [Hg.]: Josef Matthias Hauer. Wien: Josef-Matthias-Hauer-Kreis [um 1980]
  • Walter Szmolyan: Von den Tropen zum Zwölftonspiel. Josef Matthias Hauer zum 100. Geburtstag. In: Österreichische Musikzeitschrift, Heft 3, Jg. 38 (1983), S. 167–173
  • Historisches Museum der Stadt Wien [Hg.]: Josef Matthias Hauer – zum 100. Geburtstag am 19. März 1983 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien). Wien: Museen der Stadt Wien 1983
  • Wilhelm Zobl: Josef Matthias Hauer. In: Neues Forvm, Heft 208, S. 1971
  • Kurt Blaukopf [Hg.]: Josef Matthias Hauer (Wiener Festwochen 1966). Wien: Lafite 1966
  • Walter Szmolyan: Josef Matthias Hauer. Eine Studie. Wien: Lafite, Österr. Bundesverlag 1965
  • Monika Lichtenfeld: Untersuchungen zur Theorie der Zwölftontechnik bei Josef Matthias Hauer. Regensburg: Bosse 1964


Josef Matthias Hauer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks