Altlerchenfeld (Vorstadt)
48° 12' 27.48" N, 16° 20' 35.63" E zur Karte im Wien Kulturgut
Altlerchenfeld (7., 8.; Lerchenfeld).
Der Flurname „lerochveldt" taucht Ende 13. Jahrhundert erstmals auf. Er galt für ein ausgedehntes, landwirtschaftlich genutztes Areal, das bis Anfang 18. Jahrhundert in landesfürstlichen Besitz blieb. Mit Lärchenbäumen hat der Name sicherlich nichts zu tun. Die Verbauung begann spät, erst im Laufe des 17. Jahrhunderts entstand ein kleines Dorf. Die Siedlung entwickelte sich nur langsam. Als 1704 der Linienwall errichtet wurde, erwarb die Gemeinde Wien von Leopold I. das „Dorf" Lerchenfeld, das damals erst 60 Häuser zählte; der Linienwall zerschnitt die Siedlung, der westliche (außerhalb desselben gelegene) Teil hieß Neulerchenfeld. Die sonnseitigen Hänge Altlerchenfelds wurden für den Weinbau genutzt; am Nordrand der (heutigen) Lerchenfelder Straße standen Bauernhäuser, südlich des Ottakringer Bachs kleine Taglöhnerhäuser. 1782 kam Lerchenfeld an Josef Freiherr von Haggenmüller, 1786 erwarb die Stadt Wien die Gerichtsbarkeit und 1810 auch die Grundobrigkeit. 1713 entstand eine Kapelle, 1727 ein Gemeindehaus (Lerchengasse 19), 1750 ein Armenhaus (Blindengasse 16), 1770 die erste Schule (Conskriptionsnummer 193, heute Pfarrhof) und 1848-1861 die Altlerchenfelder Kirche. Bei der Eingemeindung kam Altlerchenfeld größtenteils zum achten Bezirk, ein Teil (samt der Kirche) jedoch zum siebten Bezirk.
Siegel
Die Vorstadt Altlerchenfeld führte ein Grundgerichtssiegel, das ein waagerecht schraffiertes Tatzenkreuz, bewinkelt von vier schrägrechts fliegenden Lerchen zeigt. Umschrift: ¤ [Rosette] GRUND GERICHT ALTLERCHENFELD.
Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Neubau.
Häuser
- 1704: 60
- 1766: 149
- 1778: 182
- 1783: 198
- 1790: 221
- 1796: 231
- 1821: 236
- 1840: 239
- 1851: 239
- 1857: 241
- 1860: 252
Einwohner
- 1783: 6.528
- 1821: 8.455
- 1835: 9.303
- 1840: 9.511
- 1857: 10.872
Häusernummerierungen und -schematismen
In der Vorstadt Altlerchenfeld wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, 1795 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.
Nummerierung 1770
- Franz de Ponty: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien sammt dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häusern. Wien: Johann Joseph Jahn 1779
- Karl Hofer: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien samt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1789
Nummerierung 1795
- Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien sammt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1796
- Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1798
- Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der kaiserlichen auch k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1805
- Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser deren Eigenthümer, Strassen, Gässen, Plätze, und Schilder. Wien: Gerold'schen Buchhandlung 1808
- Alois Edler von Fraißl: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und sämmtlichen Vorstädten inner den Linien befindlichen numerirten Häuser und Plätze. Wien: Carl Gerold'sche Buchhandlung 1812
- Mathias Gutjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätzen und Häusern. Wien: Gerold 1816
- Mathias Guetjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätze und Häuser. Wien: Gerold 1821
- Anton Behsel: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser. Wien: Gerold 1829
- Anton Ziegler und Carl Vasquez: Die kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten und nächsten Umgebungen. Wien: Christian Friedrich Schade 1830
- Neuester verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Stöckholzer von Hirschfeld 1833
- Anton Ziegler: Häuser-Schema im kaiserl. königl. Polizei-Bezirke Josephstadt: enthält die Vorstädte: Josephstadt, Altlerchenfeld und Strozzengrund. Wien 1837
- Neuester, verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Ulrich Klopf 1837ff.
- Carl Schwab: Neuer, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren 34 Vorstädten, allen Neubauten und den angränzenden nahen Ortschaften. Wien: Singer und Goering 1843
- Neuester, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit allen Vorstädten, der Brigittenau, den Zwischenbrücken und den Praterhütten. Wien: Dorfmeister 1852
- Anton Ziegler, Neuester Wiener Häuser-Schema für das Jahr 1861 k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit sämmtlichen Vorstädten. Wien: Selbstverlag Ziegler 1861
Ortsrichter:
Liste bei Rotter, Josefstadt
Literatur:
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XI, Taf. E
- Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 20
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 48 ff., 50 (Liste der Ortsrichter)
- Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 25, 47ff., 114, 251, 260
- Erwin M. Auer: Aus den Atlerchenfelder Mietzinsverzeichnissen für das Jahr 1744. In: Adler. Band 1: 1939, S. 85 ff.
Bevölkerungsgeschichte
- Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
- Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
- Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
- Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
- Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
- G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.