Neubau (Bezirkswappen)
Der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl entwarf die Wiener Bezirkswappen 1903/1904 im Auftrag der Stadt Wien als Schmuck der Versorgungsheimkirche. Die Felder des Bezirkswappens von Neubau gehen auf Siegelbilder der Grundgerichtssiegel der ehemaligen Vorstädte zurück, die 1850 im Zuge der Stadterweiterung zu diesem Bezirk zusammengeschlossen worden waren.
Inhaltliche Beschreibung
Wappen viergeteilt und mit Herzschild belegt. Die fünf Felder vereinigen die Wappen der ehemaligen Vorstädte Neubau, St. Ulrich, Schottenfeld, Altlerchenfeld und Spittelberg.
Neubau
Vor rotem Hintergrund ist ein silberner Halbmond abgebildet. Darüber steht ein goldenes Kreuz. Dies symbolisiert wahrscheinlich den Sieg und die Abwehr bei der Türkenbelagerung 1683.
St. Ulrich
Vor blauem Hintergrund steht auf einer grünen Wiese der Heilige Ulrich von Augsburg. Er trägt ein bischöfliches Gewand und einen roten Mantel, seine Rechte hält einen goldenen Krummstab, die Linke umfasst einen silbernen Fisch. Der Legende nach soll der heilige Bischof ein Stück Gänsebraten einem Boten zum Geschenk gemacht haben, das sich am folgenden Fasttag, nachdem man den Bischof deshalb angeklagt hatte, in einen Fisch verwandelt haben soll. Der Heilige Sankt Ulrich ist der Patron der gleichnamigen Pfarrkirche.
Schottenfeld
Redendes Wappen. Vor silbernem Hintergrund ist auf einer grünen Wiese ein wandernder Schottenpriester abgebildet. Der Priester (Benediktiner) trägt ein braunes Mönchsgewand und hält in seiner Rechten einen Stab. Das Wappenfeld spielt auf die Grundherrschaft des Schottenstifts an.
Altlerchenfeld
Redendes Wappen. Vor rotem Hintergrund liegt ein silbernes Kreuz, das sich über den gesamten Schild erstreckt. Vier goldene Lerchen mit ausgebreiteten Flügeln sind in den vier Ecken des Schildes abgebildet.
Spittelberg
Vor rotem Hintergrund ist ein grüner Felsenberg mit einem blauen Reichsapfel belegt abgebildet. Aus dem goldverzierten Reichsapfel ragt ein goldenes Kreuz. Über dem Felsenberg schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer silbernen Taube, die von einem goldenen Strahlenkranz umgeben ist. Die Taube und der Reichsapfel entstammen dem großen Siegel des Bürgerspitals, das hier lange Zeit die Grundherrschaft innehatte.
Wappenkundliche Blasonierung
Quadriert. 1: in Rot ein silbernes Kreuz bewinkelt von vier schräglinksgestellten goldenen Lerchen; 2: in Blau auf grünem Boden der Heilige Ulrich von Augsburg; 3: in Silber auf grünem Boden ein Schottenmönch mit braunem Gewand und einem braunen Pilgerstab in der Rechten; 4: in Rot über einem grünen Berg, belegt mit einem blauen Reichsapfel mit goldenem Beschlag und goldenem Kreuz, eine goldene Sonne belegt mit einer silbernen Taube en face; belegt mit einem Herzschild darin in Rot ein goldenes abgeledigtes Kreuz, darunter ein silberner nach oben gerichteter gesichteter Halbmond.
Entwicklung des Wappens
Hugo Gerard Ströhl konzipierte das Wappen 1903/1904 für die Versorgungsheimkirche. Diese 1904 publizierte Fassung entspriach bereits im Wesentlichen der heutigen.[1] Ströhl hat den Entwurf auch in ein Wiener Gesamtwappen[2] einfließen lassen, bei dem er sämtliche Bezirkswappen zu einem gemeinsamen Wappenschild vereinte. Das Wappenfeld von Neubau unterscheidet sich in der Zusammensetzung der einzelnen Felder vom Bezirkswappen: im 3. Feld in Gold ein schwarzer Rost dargestellt, das Siegelbild des Laurenzergrunds. Eigentlich Bestandteil des Margaretner Bezirkswappens, fehlt er im Gesamtwappen bei den Feldern des Margaretner Teils. Der Schottenmönch (Schottenfeld) ist im Gesamtwappen mit der aktuellen Tinktur im 1. Feld. Altlerchenfeld fehlte, ist dafür aber in jenem Teil abgebildet, der das Josefstädter Bezirkswappen zeigt.[3]. Ströhls Entwurf der Versorgungsheimkirche diente demjenigen von Oktober 1985 im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs erstellten und 1992 umgesetzten Wappen als Vorlage. Es entspricht der aktuellen Fassung von 2015, die lediglich den Felsenberg im 4. Feld nun ganz grün tingiert, während die vorigen Entwürfe durch braune Schraffierung auch eine Felsstruktur andeuteten. Die Metalle Gold und Silber wurden 2015 durch Gelb und Weiß ersetzt.
Quellen
- Wien Museum, Inv.Nr. 36963/7: Fassung von Hugo Ströhl (1904)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten – Reihe B: 1822: Entwürfe 1985-1988
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Adressen und grafische Blätter, A1/2: 610: Fassung 1992
Literatur
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Hugo Gerard Ströhl: Wappen und Siegelbilder von Wien. o.O. o.J.
- Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904
Weblinks
Wappen zum Download:
Die Bezirkswappen haben im rechtlichen Sinne nie Wappenstatus erlangt. Sie stellen Traditionsgut dar und können als solches verwendet werden.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. 1; Wiederabdruck in: ders. [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Tafel 1b
- ↑ Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, Tafel 2
- ↑ Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, Tafel 2
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