Schottenstift (Grundherrschaft)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Das mittlerweile verbaute Schottenfeld sowie Neubau 1825. Beide Vorstädte waren dem Schottenstift grunduntertan.
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Grundherrschaft
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1161 JL
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1848
Benannt nach Schottenstift
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  65670
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Schottenstift, Schottenfeld (Vorstadt), Schottenwald, Schottengasse, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
BildnameName des Bildes Schottenfeld1825.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Das mittlerweile verbaute Schottenfeld sowie Neubau 1825. Beide Vorstädte waren dem Schottenstift grunduntertan.

Es wurden noch keine Adressen erfasst!

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Das Schottenstift war seit seiner Dotation durch Heinrich II. Jasomirgott im Jahr 1161, also seit dem hohen Mittelalter, einer der bedeutendsten Grundherrn in Wien und im Wiener Raum.[1] Es besaß Häuser, Weinberge, Äcker und Wälder.

Die Dotation des Stifts kann als überdurchschnittlich gut bezeichnet werden. Grundbesitz hatte es teilweise zurückgehend bis ins Mittelalter in der Umgebung von Wien, im Marchfeld sowie im mittleren und nördlichen Weinviertel. Hinzu kamen die 1700 erworbenen Güter in Ungarn. Das Stift reagierte auf das schnelle Stadtwachstum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, indem es Gründe innerhalb der Linie parzellierte und versteigerte. Auch Herrschaften außerhalb der Linie wurden angekauft, wie zum Beispiel 1777 ein Gutshof und Grundstücke in Ottakring. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte der Schottenwald vergrößert werden, auch stiftliche Areale von Hütteldorf über Baumgarten und Ottakring bis Dornbach. Mit den Liegenschaften standen den Schotten in sechs Grundherrschaftsbereichen polizeiliche, gerichtliche und finanzielle Ansprüche zu. 1845 wurde das Stiftsgut Montserrat gekauft. Damit stieg die Zahl der untertänigen Häuser innerhalb der Linie auf 1.550 mit circa 53.000 Bewohnerinnen und Bewohnern. Neben den Häusern kam vor allem dem Zehent in den Weinbaugebieten große finanzielle Bedeutung zu.

Die Grundherrschaft im Vormärz

Im Vormärz, also wenige Jahrzehnte vor der Aufhebung der Grundherrschaft 1848, waren die Schotten eine von lediglich sieben verbliebenen Herrschaften im Bereich innerbalb der Linie. Im Bereich der Stadt Wien hatte das Stift aufbauend auf der Dotation aus dem Mittelalter Besitz-, Steuer-, Gerichts- und Verwaltungsrechte akkumuliert. Die Grundherrschaft bestand aus sechs geschlossene Herrschaftsbereichen.

  1. Die Stiftsherrschaft Schotten in Wien. Diese umfasste die Ortsobrigkeit über die Vorstädte St. Ulrich, Neubau, Schottenfeld und Breitenfeld sowie die Grundobrigkeit über andere Vorstädte. Es handelte sich um die größte nicht-magistratische Grundherrschaft Wiens. Ihr war in Vertretung des Wiener Domkapitels auch die Gerichtsbarkeit in schweren Polizeiübertretungen in Mariahilf und Hernals übertragen, bis 1835 auch im Bereich der Herrschaft Lichtental.
  2. Die vereinigte Herrschaft Stammersdorf-Breitenlee mit Ortsobrigkeit über die beiden gleichnamigen Dörfer und zum Teil über Enzersfeld. Sitz der Herrschaft war Breitenlee.
  3. Die Herrschaft Penzing, erworben 1845/46 mit Ortsobrigkeit über Penzing, Reindorf und Rustendorf. Zeitweise übte diese Herrschaft stellvertretend die Ortsobrigkeit über Braunhirschen aus.
  4. Die Stiftsherrschaft Gaunersdorf (Gaweinstal). Zu dieser Herrschaft gehörten die Landgerichtsbarkeit über den Markt Gaunersdorf und die Ortsobrigkeit über Wieden, Aigen, und Markt Gaunersdorf sowie über Hipples.
  5. Die Herrschaft Zellerndorf, 1826 im Tauschweg gegen verstreute Liegenschaften erworben. Sie besaß die Ortsobrigkeit über die Ort selbst und grundherrliche Rechte in den Pfarrherrschaften Pulkau und Eggendorf sowie über Untertanen in neun weiteren Orten.
  6. Die Stiftsherrschaft Telky in den Budaer Bergen mit der Ortsobrigkeit über die Dörfer Jenö, Telky und zum Teil Paty.


Das Stift versuchte, einen möglichst hohen Integrationsgrad seiner Herrschaften zu erreichen. Insbesondere trifft dies im Vormärz für die vier westlichen Vorstädte der Stiftsherrschaft Wien (Schottenfeld, Neubau, St. Ulrich und Breitenfeld) sowie die Herrschaften Stammersdorf-Breitenlee, Gaunersdorf und Zellendorf zu. Dort besaßen die Schotten jeweils die Ortsobrigkeit, die Grundherrlichkeit, das Schulpatronat (mit Ausnahmen), die Pfarrhoheit, die niedere Gerichtsbarkeit und (mit Ausnahme von Zellerndorf) die Steuerbezirksobrigkeit. In Ungarn fehlten Schulpatronat und Pfarrhoheit. Am wenigsten integriert war die neu angekaufte Herrschaft Penzing. Dort hatte man die Ortsobrigkeit und Grundherrlichkeit.

Verwaltungsgliederung der Wiener Stiftsherrschaft

An Geschäftsbereichen bestanden in Wien:

  1. Die Abteilung für bürgerliche Rechtsangelegenheiten unter der Leitung eines Hofrichters
  2. Die Abteilung für politische Gegenstände. Dieser unterstanden unter anderem das Grundbuch, das Waisen-, Depositen und Steueramt sowie ein Hilfsamt für Sperr-, Bau- und Schätzungswesen
  3. Die Abteilung für schwere Polizeiübertretungen

Die lokale Infrastruktur bildeten die vier in den herrschaftseigenen Vorstädten befindlichen Grundgerichte. In allen sechs Herrschaften waren Herrschaftskanzleien eingerichtet, die teilweise als regelrechte Amtshäuser angesprochen werden konnten. Abt Wenzel hatte 1825 in Neubau ein stiftliches Gerichtshaus und in Jenö einen Herrschaftshof errichten lassen. Die Zentralverwaltung befand sich im Schottenhof in der Stadt, lediglich die Abteilung für schwere Polizeiübertretungen amtierte im Gerichtshaus in Neubau. 1847 beschäftigten die Schotten 69 Verwaltungsbeamten, hinzu kamen fallweise 35 beeidete Schätzmeister. Die Zentralkanzlei wurde vom Hofmeister geleitet. Kanzleidirektor war immer ein Priester, der intern Kämmerer hieß.

Aus der grundherrlichen Tätigkeit erwachsenes Verwaltungsmaterial wird heute im Archiv des Schottenstifts und im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt.

Siehe auch:

Quellen

Urkunden

Grundbücher

Patrimoniale Verwaltung

Literatur

  • Ernest Hauswirth: Abriß einer Geschichte der Benedictinerabtei U. L. F. zu den Schotten in Wien. Wien: Mechitharisten-Congregations-Buchdruckerei 1858
  • Walter Sauer: Stift und Grundherrschaft Schotten im Vormärz. In: Unsere Heimat. Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 54 (Heft 1, 1983), S. 16-35

Weblinks

Einzelnachweise