Braunhirschengrund (Vorort)

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48° 11' 22.02" N, 16° 19' 41.42" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Braunhirschengrund (Braunhirschen; 15.), Vorortgemeinde, ab 1890/1892 Bestandteil des damaligen 14., seit 1938 des 15. Bezirks (seit 1957 Rudolfsheim-Fünfhaus).

1696 kaufte Josef Christoph von Plankenau (Planquenau) von Michael und Margarethe Kohl neun Joch Acker und errichtete einen Herrschaftssitz (ein schlossartiges Landhaus mit Nebengebäuden und ausgedehntem Park, der sich in der Schwendergasse zwischen Dadlergasse und Braunhirschengasse erstreckte).

Lange Zeit stand diese Rotte allein, weshalb sich auch die Bezeichnung Dreihaus einbürgerte. 1750 gelangte der Besitz von der Witwe Plankenaus an Christoph Ignaz Freiherr von Werdenburg. Damals bestand die Herrschaft aus dem Herrensitz (dem „Werdenburger Hof") und einem großen Haus mit Wirtschaftsobjekten, in welchem das Wirtshaus „Zum silbernen Brunnen" (ab 1754 „Zum braunen Hirschen") untergebracht war, dem eine Bäckerei angeschlossen war.

1752 erbte Werdenburgs Schwiegersohn Leopold Franz Freiherr von Gruber den Besitz, 1767 folgte Franz Freiherr von Fischer; das Wirtshaus kam 1763 um 4.000 Gulden an Georg und Anna Maria Gredl aus Wien, 1767 kaufte es um 6.300 Gulden Georg Herzog, 1771 um 7.300 Gulden Maria Anna Gräfin Meraviglia, geborene Mollard.

Laut Lizitationsprotokoll von 14. September 1799 kaufte der Gutsverwalter der Gräfin, Wenzel Franz Dadler (ursprünglich Tadler; siehe Dadlergasse), den Besitz aus der Konkursmasse (1835 auch das Schloss); er machte sich als Tuchfabrikant und Pottascheerzeuger selbständig. Die Herrschaft ist ab 1801 unter dem Namen „Gut Braunhirschengrund" bekannt; Dadler († 1835) kann als Begründer der Braunhirschengemeinde angesehen werden, da er durch Parzellierung des Parks (24 Baustellen) die Bautätigkeit zu heben verstand (Zentrum zwischen Schwendermarkt und Sechshauser Straße); es entstanden zwei neue Gassen, die Dadlergasse und die Fischergasse (siehe Grimmgasse).

Anstelle des Schlosses errichtete Dadler einen Neubau, den sein ihn beerbender Neffe Karl vollendete. Die günstige Lage des Braunhirschengrunds förderte die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe, wodurch sich die Bevölkerungszahl erhöhte. Auf dem Braunhirschengrund standen auch das Arnsteinpalais (15) und Schwenders Vergnügungsetablissement.

1863 wurden der Braunhirschengrund, Reindorf und Rustendorf zum Vorort Rudolfsheim vereinigt, der seinerseits 1890/1892 mit Sechshaus zum damaligen 14. Bezirk Rudolfsheim zusammengeschlossen wurde. 1938 bildete Rudolfsheim gemeinsam mit Fünfhaus den 15. Bezirk (seit 1957 Rudolfsheim-Fünfhaus). Die Arnsteingasse, die Dadlergasse und die Schwendergasse wahren die Erinnerungen an die historische Entwicklung.

Siegel

Der Vorort Braunhirschengrund führte ein Siegel, das auf einer Wiese einen rechtsgewendeten, stehenden Hirschen (ungleicher Zwölfender) zeigt. Umschrift: • S · D · GEMEIN · BR · HIRSCHENGRUND.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Rudolfsheim. Die Motive sind heute Teil des Bezirkswappens Rudolfsheim-Fünfhaus.

Häuser

  • 1696: 3
  • 1768: 19
  • 1771: 19
  • 1787: 39
  • 1789: 57
  • 1794: 63
  • 1795: 57
  • 1814: 138
  • 1822: 150
  • 1830: 150
  • 1843: 184
  • 1851: 186
  • 1852: 184
  • 1869: 231
  • 1880: 231

Einwohner

  • 1783: 534
  • 1794: 802
  • 1819: 2.252
  • 1830: 3.646
  • 1843: 6.564
  • 1846: 5.542
  • 1851: 6.930
  • 1857: 7.417
  • 1869: 9.937
  • 1880: 10.244

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Ortsrichter

  • Karl Strobl (1784-1791)
  • Josef Schüller (1794)
  • Jacob Jagotisch (1807)
  • Karl Ulky (1825)
  • Franz Illek (1839-1848)

Bürgermeister

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: Die Entwicklung des Bezirks Rudolfsheim-Fünfhaus. In: Rudolfsheim-Fünfhaus 90 Jahre bei Wien. (o. J.; 1980)
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVI, Taf. I
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Rudolfsheim-Fünfhaus. Zwischen Wienfluß und Schmelz. Wien: Mohl 1978, S. 24 f.
  • Edgar Weyrich: Rudolfsheim und Fünfhaus. Ein Heimatbuch. Wien: Selbstverlag 1922, S. 79, 149
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929. Band 2
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 204 ff.
  • Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 220 ff.
  • Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 39 f., 95 f., 224 ff., 258 f., 269
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 105
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 28
  • Schmidl: Wiens Umgebungen. Band 3, S. 11 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 373 f.

Bevölkerungsgeschichte