Rudolfsheim (Vorort)
Rudolfsheim, Vorort (heute 15., Katastralgemeinde), als Großgemeinde entstanden am 4. Dezember 1863 durch die Vereinigung der bis dahin selbständigen Gemeinden Braunhirschengrund, Reindorf und Rustendorf. Diese waren im 19. Jahrhundert (nicht zuletzt infolge des Baus der Westbahn) so stark gewachsen, dass die Verbauung nahtlos ineinander übergriff. Sie waren jedoch getrennt nicht in der Lage, die technische Infrastruktur (insbesondere Wasserversorgung und Kanalisation) zu bewältigen. Die Anregung zum Zusammenschluss gab der Braunhirschener Bürgermeister Benedikt Schellinger.
Der Name Rudolfsheim wurde (mit kaiserlicher Zustimmung) zu Ehren des damals fünfjährigen Kronprinzen Rudolf gewählt. In Rudolfsheim war die holzverarbeitende Industrie besonders stark vertreten, doch ließen sich auch Betriebe anderer Branchen im Gemeindegebiet nieder. 1869 wurden die Ackergründe zwischen Westbahntrasse und Hütteldorfer Straße parzelliert; dort entstand der Ortsteil Neu-Rudolfsheim.
Die Schmelz blieb vorerst zur Gänze von der Verbauung ausgeschlossen. Nach der Auflassung des Exerzier- und Paradeplatzes und der in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgten Kasernentransaktion stand sie in verstärktem Maß als Exerzier- und Paradefeld in Verwendung. 1890/1892 wurde Rudolfsheim mit Sechshaus zum gleichnamigen damals 14. Bezirk Rudolfsheim zusammengeschlossen.
Grenzen: Sechshauser Straße-Geibelgasse-Mariahilfer Straße-Grenzgasse-Schmelzbrückenrampe-Pouthongasse-Hütteldorfer Straße-Beckmanngasse-Fenzlgasse-Johnstraße-Hollergasse (nach schräger Überquerung der Westbahn).
Siegel
Der Vorort Rudolfsheim führte ein Siegel, das einen rechts, links und oben geschweiften, in der Mitte in eine Spitze zulaufenden, halb gespalten und geteilten Schild zeigt. Über dem Schild erscheint ein gekrönter Spangenhelm, von dem zu beiden Seiten des Schildes Ornament anstelle von Helmdecken herabhängt. Im gespaltenen Teil des Schildes rechts ein abnehmender Mond (Rustendorf), links in schräglinks schraffiertem Grund eine Weintraube (Reindorf), im unteren Teil des Schildes ein nach rechts gewendeter, stehender Hirsch (Braunhirschengrund), die Mitte des Schildes mit einem alle drei Felder berührenden Buchstaben R belegt. Aufschrift unter dem Schild: GEMEINDE RUDOLFSHEIM.
Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Rudolfsheim. Die Motive sind heute Teil des Bezirkswappens Rudolfsheim-Fünfhaus.
Häuser
- 1768: 80
- 1787: 122
- 1794: 151
- 1822: 210
- 1830: 236
- 1843: 287
- 1851: 315
- 1869: 445
- 1880: 544
Einwohner
- 1794: 151
- 1820: 3.710
- 1830: 5.582
- 1840: 7.168
- 1843: 8.720
- 1846: 11.109
- 1846: 10.203
- 1851: 13.066
- 1857: 15.211
- 1869: 21.940
- 1880: 29.915
Häuserschematismen
Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet. Für die Zeit vor 1863 siehe Braunhirschengrund, Reindorf und Rustendorf.
- Anton Czapek: Vollständiges Häuserbuch der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien : sammt Umgebung. Wien: k. k. Hof- u. Staatsdruckerei 1869
- Peter Smöch: Häuser-Schema der K. K. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien: mit deren zehn Bezirken und den Vororten. Wien: F. Olischer & F. Höllrigl 1875
- Kataster der Vororte Wiens. Wien: Lechner 1888
Ortsrichter
- Matthias Aschauer (1784-1794)
- Anton Steinzer (1801-1808, 1812-1814)
- Josef Breysing (1809)
- Johann Klar (1810-1812)
- Friedrich Reichenbach (1815-1819)
- Peter Springer (1820-1821)
- Friedrich Schröder (1821-1832)
- Johann Reisinger (1834-1839)
- Friedrich Reichenbach (1840-1842)
- Josef Baumgartner (1843-1846)
- Wilhelm Huster (1847-1848)
Bürgermeister
- Wilhelm Huster (1848-1860)
- Franz Rustler (1860)
- Ferdinand Kroll (1861-1863)
- Benedikt Schellinger (1864-1870, 1863 Bürgermeister von Braunhirschen[grund]; Benedikt-Schellinger-Gasse)
- Karl Schwegler(1870-1878; Schweglerstraße)
- Karl Preysing (1878-1879; Preysinggasse
- Julius von Hugl (1879-1887; Huglgasse)
- Friedrich Holocher (1887-1891; Holochergasse)
Bezirkswappen
Mond (Rustendorf), Weintraube (Reindorf), Hirsch (Braunhirschen), Erzengel Michael als Drachentöter (Fünfhaus und Sechshaus).
Quellen
- Wienbibliothek Digital: Franz Echsel: Rudolfsheim. Historisch-topographische Darstellung des Ortes nebst einem Rückblicke auf die geschichtliche Entwickelung der vor fünfundzwanzig Jahren zur Ortsgemeinde Rudolfsheim vereinigten Gemeinden Reindorf, Braunhirschen und Rutendorf. Rudolfsheim: Verlag der Gemeinde Rudolfsheim 1888
- Wienbibliothek Digital: Jaro Franz-Ferron: Neu-Wien. Ein Rückblick auf die Geschichte der am 21. December 1891 zur Commune Wien einverleibten Vororte-Gemeinden. Korneuburg: Kühkopf 1892
Literatur
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVI, Taf. I
- Edgar Weyrich: Rudolfsheim und Fünfhaus. Ein Heimatbuch. Wien: Selbstverlag 1922.
Bevölkerungsgeschichte
- Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien: http://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/diverse_Publications/Historisches_Ortslexikon/Ortslexikon_Wien.pdf