48° 11' 40.96" N, 16° 19' 28.28" E zur Karte im Wien Kulturgut
Rudolfsheim-Fünfhaus, (15. Bezirk), 3,92 Quadratkilometer.
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Bezirksgrenzen
Der Bezirk vereinigte 1890/92 (Stadterweiterung) die Vorortegemeinden Rudolfsheim und Sechshaus, die als 14. Bezirk Rudolfsheim eingemeindet wurden. Ab 15. Oktober 1938 wurde er mit dem Bezirk Fünfhaus vereinigt. Er trug ab da als 15. Bezirk den Namen Fünfhaus, seit 15. Februar 1957 heißt er Rudolfsheim-Fünfhaus. Das Bezirksgelände senkt sich von der Schmelz zum Wienfluss. Die Grenze bilden Winckelmannstraße, Linzer Straße, Johnstraße und der Wienfluss. 1992 wurde der Auer-Welsbach-Park - bis dahin im 14. Bezirk - dem 15. Bezirk zugeordnet.
Bezirkswappen
1904 hat Hugo Gerard Ströhl die Wiener Bezirkswappen gestaltet. Das Bezirkswappen von Rudolfsheim-Fünfhaus setzt sich aus den Siegeln beziehungsweise Wappen der ehemaligen Vororte zusammen:
Das erste Feld enthält einen Halbmond für Rustendorf nach einem Siegel eines ehemaligen Amtsrichters, die Weintraube steht für den ehemaligen Weinbauort Reindorf, der Hirsch für Braunhirschen, nach einem Gasthof benannt, der drachentötende Erzengel Michael steht für Fünfhaus, nach dem Wappen der ehemaligen Grundherrschaft der Barnabiten St. Michael.
Eine detaillierte Beschreibung siehe: Bezirkswappen Rudolfsheim-Fünfhaus
Bezirksgeschichte
Vorgeschichte
Im Jahr 1178 wird "Meinhardisdorf" und 1344 "Reindorf" erstmals urkundlich erwähnt. Noch am Anfang des 18. Jahrhunderts sind auf zeitgenössischen Plänen nur wenige Häuser eingezeichnet. 1701 erbaut Freiherr von Nentwich in Fünfhaus einen Meierhof mit Ziegelei, der 1740 vom Karmeliterorden erworben wird. Erst im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts bildeten Reindorf, Rustendorf, Braunhirschen, Fünf- und Sechshaus eine Siedlungseinheit mit einer sich anbahnenden Fabrikslandschaft; mit dem Bau der Westbahn und des Westbahnhofes 1858 stieg die wirtschaftliche Bedeutung, doch konnten die einzelnen Gemeinden im Alleingang die dadurch erforderliche technische und soziale Infrastruktur nicht bewältigen, sodass es 1863 zur Schaffung der Großgemeinde Rudolfsheim kam. 1864 wird der erste Wiener Konsumverein in einem Gasthaus in der Clementinengasse gegründet, 1867 der Wiener Arbeiterbildungsverein in Schwenders Colloseum und 1871 die organisierte österreichische Frauenbewegung im Gasthaus Engel in Fünfhaus. Im Jahr 1872 wird auf der Schmelz ein Wasserspeicher der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung errichtet (Wasserbehälter Schmelz).
Von der Bezirksgründung bis zum Ersten Weltkrieg
Mit der Eingemeindung der Vororte Rudolfsheim und Sechshaus werden diese zum 14. Bezirk, Fünfhaus zum 15. Bezirk. Beide Bezirke wandeln sich vollends zu Industriebezirken. Die Verkehrserschließung befördert der Bau der Stadtbahn.
Zwischenkriegszeit, NS-Diktatur, Zweiter Weltkrieg
In der Zwischenkriegszeit wird 1925 der Märzpark angelegt und 1926 eine Zentralberufsschule in der Hütteldorfer Straße. 1938 werden der 14. und 15. Bezirk zusammengelegt und 1957 zu Rudolfsheim-Fünfhaus umbenannt. 1944/45 sorgt der Bombenkrieg für schwere Zerstörungen besonders im Bereich des Westbahnhofgeländes. Bei einem Bombenangriff am 17. Oktober 1944 wurde der Schwendermarkt von der Dadlergasse bis zur Braunhirschengasse zerstört, ebenso die angrenzenden Gebäude in der Mariahilfer Straße.[1].
Zweite Republik
In der Zweiten Republik entstanden zahlreiche Kultureinrichtungen im Bezirk. Im Jahr 1972 eröffnete das Bezirksmuseum. 1973-1976 wurde das "Haus der Begegnung" mit Mehrzweckhalle, Volkshochschule, Jugendzentrum und Musikschule der Stadt Wien eröffnet. 1991-1996 kam es zu einem großzügigen Umbau des Europaplatzes. 1992-1995 wurde der Wasserspeicher auf der Schmelz zum "Bezirkszentrum Meiselmarkt" umgebaut. 1995 eröffnete die "Wiener Wasserwelt", 1996 das Bezirksgericht Fünfhaus. Im Jahr 2001 wurde die dreihundertjährige Erstnennung des Vorortes Fünfhaus gefeiert. 2002-2003 erfuhr der Schwendermarkt einen Umbau.
Wirtschaftsgeschichte
Um 1760 siedelten sich auf dem heutigen Bezirksgebiet Handwerker an, 1783 begründete Nikolaus Oesterlein nördlich der Linzer Poststraße eine Gewehrfabrik; 1784-1787 werden in Reindorf und Sechshaus erste Fabriken errichte. Bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts lag jedoch der Haupterwerb der Bewohner in der Landwirtschaft (insbesondere Gemüsebau, jedoch wenig Weinbau). Entlang der Mariahilfer Straße entstanden Einkehrgasthöfe und im Anschluss an die Industriebetriebe innerhalb der "Linie" [fünfter und siebter Bezirk] Gewerbe- und kleinere Industriebetriebe [insbesonders bedingt durch die Industrieansiedlungspolitik Franz' I., der Neugründungen nur außerhalb des Linienwalls zuließ]). Gleichzeitig entwickelten sich Rustendorf und Braunhirschen zu Sommerfrischen- und Ausflugszielen mit bekannten Vergnügungsstätten (unter anderem Schwenders Colosseum, Zobeläum). 1840 errichtete Theodor Hene ein privates Gaswerk. Die Zeit von ca. 1850-1914 ist durch die Ansiedlung zahreicher Industrie- und Gewerbebetriebe gekennzeichnet. Ab den 1960er Jahren verändert die Deindustrialisierung den wirtschaftlichen Charakter des Bezirks, der nun durch Einzelhandelbetriebe und Büroansiedlungen gekennzeichnet ist.
Die Zahl der Berufseinpendler aus anderen Bezirken betrug 1961 21.276 und sank bis 1991 auf 18.738. Aus anderen Teilen Österreichs pendelten etwa 7.000 Personen ein. Die Zahl der Schuleinpendler lag 1991 bei rund 3.000 aus anderen Teilen Wiens und 800 aus den Bundesländern. 1967 waren in rund 4.300 Betriebsstätten 28.000 unselbständig Beschäftigte tätig. Die Zahl der Arbeitsstätten betrug 1991 3.053 mit einer Arbeitsbevölkerung von 33.316. 1993 bestanden 118 Lebensmittelkleinhändler, 91 Betriebe am Meisel- und 19 am Schwendermarkt, weiters 392 Gastgewerbebetriebe, 1994 18 Hotels und Pensionen.[2] Im Jahr 2016 beherbergte der Bezirk 4.802 Unternehmen mit 5.568 Arbeitsstätten. In Beherbergungsbetrieben standen 2017 3.927 Betten für jährlich 470.000 Gäste zur Verfügung.[3]
Bauliche Gestalt
Die Bebauung war zunächst durch die alten Ausfallsstraßen der Sechshauser Straße, der Mariahilfer Straße und der Hütteldorfer Straße geprägt. Der südliche Teil behielt den Charakter eines alten Ortskerns, während der Norden planmäßig angelegt wurde. Durch den Bau der Kaiserin-Elisabeth-Bahn zerfiel der heutige Bezirk in zwei Teile. Durch den Bahnbau wandelte sich die Mariahilfer Straße von einer Landstraße mit Einkehrgasthöfen zu einer Geschäftsstraße ersten Ranges.[4] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in den stadtnahen Zonen Gründerzeitviertel zwischen Felberstraße und Märzstraße, die peripheren Teile bewahren vorerst ihren Vororte-Charakter mit niedrigen Häusern. Ab der Eingemeindung dehnt sich der Bau von "Zinskasernen" immer mehr aus. Auf dem ehemaligen Exerzierplatz der Schmelz setzte nach 1918 eine großzügige Verbauung durch die Gemeinde Wien ein ("Nibelungenviertel"). In den Jahren 1954-1958 wird die Wiener Stadthalle als moderner Veranstaltungskomplex errichtet.
Sakralbauten
Reindorfer Kirche, Fünfhauser Kirche, St. Antonius von Padua, Neufünfhauser Pfarrkirche, Unbeflecktes Herz Mariä, Klosterkirche der Armen Schulschwestern, Rudolfsheimer Kirche, Pfarre Akkonplatz, Kalasantinerkirche.
Statistiken
Häuser
1706 bis 1918
1919 bis 2001
Einwohner
1783 bis 1918
1919 bis 2021
1869 bis 1934
Häuserschematismen
Verlinkungen zu Häuserschematismen sind in den jeweiligen Artikeln zu den Vorstädten beziehungsweise Vororten zu finden.
Bezirksvorstehung
- Friedrich Holocher (1891-1897; Holochergasse)
- Eduard Kunz (1897-1918)
- Karl Frey (1918-1934)
- Eduard Klambauer (1934-1938)
- Johann Klugmayer (KPÖ; Juli 1945-16. April 1946)
- Heinrich Hajek (SPÖ; 16. April 1946-28. Februar 1963)
- Leo Mistinger (SPÖ; 28. Februar 1963-18. Juli 1968)
- Maximilian Eder (SPÖ; 18. Juli 1968-1. Juli 1985)
- Kurt Menger (SPÖ; 2. Juli 1985-20. September 1990)
- Friedrich Krammer (SPÖ; 20. September 1990-25. Jänner 1996)
- Ing. Rolf Huber (SPÖ; 25. Jänner 1996-1. Dezember 2003)
- Walter Braun (SPÖ; 1. Dezember 2003-13. März 2008)
- Gerhard Zatlokal (SPÖ; 13. März 2008-10. Oktober 2022)
- Dietmar Baurecht (SPÖ; seit 10. Oktober 2022)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Magistratisches Bezirksamt 15 (1892-1960)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bezirksgericht Fünfhaus (1888-1995)
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 117 ff.
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 314 ff.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Justus Schmidt / Hans Tietze: Wien. Wien: Schroll 1954, S. 171
- Felix Czeike: XV. Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 15)
- Felix Czeike: Rudolfsheim-Fünfhaus. 90 Jahre bei Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien [1980]
- Felix Czeike: Die Entwicklung des Bezirkes Rudolfsheim-Fünfhaus. In: Wiener Geschichtsblätter 36 (1981), S. 20-35
- Monika Griebl: Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus (Wiener Geschichtsblätter 2006 Beiheft 4)
- Leopold Grulich: Bomben auf Wien (ungedr. Man.), Wiener Stadt- und Landesarchiv
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Nebst Quellen und Literaturhinweisen. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 373-389
- Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 220 ff.
- Hans Hautmann / Rudolf Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien: Schönbrunn-Verlag 1980, S. 376 ff.
- Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien: http://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/diverse_Publications/Historisches_Ortslexikon/Ortslexikon_Wien.pdf
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Rudolfsheim-Fünfhaus. [Zwischen Wienfluß und Schmelz]. Wien: Mohl 1978
- Magistrat der Stadt Wien, MA 4 - Wirtschaftsangelegenheiten, MA 66 - Statistisches Amt: Daten über den 15. Bezirk, Wien o.J.
- Magistrat der Stadt Wien, MD - Koordinationsbüro, MA 66 - Statistisches Amt: Wiener Bezirksdaten, 15. Bezirk, Wien 1995
- Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 178 ff.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 261 f.
- Josef Rauchenberger [Hg.] / Friedrich Brunner [Mitarb.]: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex. Rückblick und Zukunft. Wien: PR-Verlag 1990
- Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverl. 1924 (Deutschösterreichische Bücherei, 1), S. 102 ff.
- F. M. Sknorzil: Die ehemaligen großen Wiener Vororte vor 30 Jahren. Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim. In: Alt-Wien 3 (1894), S. 73 ff.
- Statistik Austria: Census 2011 Wien. Ergebnisse zur Bevölkerung aus der Registerzählung. Wien 2013, S. 32.
- Statistik Austria: Census 2011 Gebäude- und Wohnungszählung. Ergebnisse zu Gebäuden und Wohnungen aus der Registerzählung. Wien 2013, S. 152.
- Statistik Austria, Volkszählung 2001. Wohnbevölkerung nach Gemeinden (mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869). Wien 2002, S. 98 f.
- Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2004. Wien 2004
- Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2018, Wien 2018
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 204 ff.
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 317 ff.
- Edgar Weyrich [Hg.]: Rudolfsheim und Fünfhaus. Ein Heimatbuch. Wien: Selbstverlag des Heimatausschusses der Lehereschaft im VI. Wiener Inspektionsbezirke 1922
- Wiener Zeitung, 17.01.2015, S. 19
Weblinks
Referenzen
- ↑ Leopold Grulich: Bomben auf Wien (ungedr. Man.), Wiener Stadt- und Landesarchiv, S. 35.
- ↑ Magistrat der Stadt Wien, MA 4 - Wirtschaftsangelegenheiten, MA 66 - Statistisches Amt: Daten über den 15. Bezirk, Wien o.J.; Magistrat der Stadt Wien, MD - Koordinationsbüro, MA 66 - Statistisches Amt: Wiener Bezirksdaten, 15. Bezirk, Wien 1995.
- ↑ Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2018, Wien 2018, S. 310.
- ↑ Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 117.