Klosterneuburger Hof
Klosterneuburger Hof (1).
Wie andere Klöster besaß auch das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg Höfe in Wien, die als Quartier für Konventmitglieder sowie zur Verwaltung der Besitzungen, zur Lagerung landwirtschaftlicher Produkte (Wein) und zur teilweisen Vermietung dienten.
1) 1., Postgasse: Im Bereich der Alten Universität besaß das Stift drei Häuser, die es um 1190 von einem gewissen Ranger als Geschenk erhalten hatte. Es handelt sich vielleicht um jenes Objekt bei den Predigern, das Abt und Konvent von Klosterneuburg 1260 an das Stift Lilienfeld verkauften und das nach der Veräußerung an Herzog Albrecht III. 1385 im neuerbauten Collegium ducale der Universität aufging.
2) 1., Vor dem Schottentor (etwa 1., Kreuzung Schottenring-Heßgasse): Der Hof wurde vom Stift vielleicht schon 1260, nachweisbar jedoch vor 1292 erworben und als Neuburger Hof bezeichnet; großer einstöckiger Komplex mit Wohnräumen, Stallungen, Weinkeller (beliebter Weinausschank) und Kapelle (erbaut um 1306, "St. Philipp und Jakob"); Zubauten entstanden um 1492/1499. Der Hof brannte während der Ersten Türkenbelagerung 1529 ab, die Ruinen wurden 1540 abgetragen.
3) 1., Minoritenplatz 5: Nach vorübergehender Einmietung im Baumgartenberger Hof (1., Schottengasse 1, Teinfaltstraße 2; 1540) und in einem Trakt des Dorotheerhofs (1547) erwarb das Stift 1581 ein Haus beim Minoritenkloster (Verkauf 1604).
4) 1., Renngasse 10: Vom Stift 1604 um 6.400 Gulden gekauft und 1749/1750 nach Plänen von Matthias Gerl (jene von Donato Felice d'Allio waren als zu aufwendig verworfen worden) neu erbaut; einfache Fassade, im Inneren Haupttreppe mit prächtigem Geländer, Hauskapelle (mit Deckenfresko von Anton Schuncko), Weinkeller (Weinausschank an der Seitenfront Wächtergasse). Nach Aufhebung des Stifts (1941) kam das Objekt 1942 in das Eigentum des Deutschen Reichs. Am 12. März 1945 wurde es durch Bomben zerstört. Die 1947 dem Stift zurückgestellte Ruine wurde, da der Wiederaufbau zu kostspielig gewesen wäre, am 30. Dezember 1961 verkauft.
5) 1., Renngasse 12 (Palais Windisch-Graetz): Das vom Stift 1936 erworbene Objekt ist seit 1959 Sitz der stiftlichen Güterverwaltung.
6) 1., Dorotheergasse 11 (Plankengasse 7, Spiegelgasse 12) und Dorotheergasse 13 (Plankengasse 6, Spiegelgasse 14): Der auf dem gesamten Areal befindliche, vormalige dem Chorherrenstift St. Dorothea gehörende Hof (Dorotheerhof) wurde nach Aufhebung dieses Klosters (1796) verstaatlicht und 1800 vom Stift Klosterneuburg erworben, das ihn abbrechen ließ. An seiner Stelle entstanden 1803-1807 zwei Miethäuser, zwischen denen eine Gasse angelegt wurde (Neuburger Gasse, 1862 in die Plankengasse einbezogen).
Quellen
Literatur
- Richard Perger: Zum ältesten Wiener Hausbesitz des Stifts Klosterneuburg. In: Jahrbuch Stift Klosterneuburg, Neue Folge 10 (1979) S. 83 ff.
- Floridus Röhrig: Die Klosterneuburger Stiftshöfe. In: Jahrbuch Stift Klosterneuburg, Neue Folge 9 (1975), S. 211 ff.