Dorotheergasse
48° 12' 25.15" N, 16° 22' 8.56" E zur Karte im Wien Kulturgut
Dorotheergasse (1.). Spätestens seit 1314 hieß die Dorotheergasse Färberstraße ("Verberstraße"), später "Unter den Verbern" (beides unter Bezug auf die Anfang des 13. Jahrhunderts von Herzog Leopold VI. nach Wien berufenen flämischen Tuchfärber - siehe Flandrenserprivileg). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts taucht der Name "St. Dorotheengasse" auf (Dorotheerkloster, das sich ab 1414 in der Dorotheergasse befand). Im 16. Jahrhundert finden wir die beiden Bezeichnungen abwechselnd, bis sich ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Bezeichnung Dorotheergasse (in verschiedenen Schreibvarianten) durchsetzt. 1581 wurde das Königinkloster errichtet. Da die Häuser in der Dorotheergasse von Hofwürdenträgern als Wohnsitz bevorzugt wurden, gewann sie im 17. Jahrhundert den Charakter einer Hof- und Klostergasse und zählte im 18. Jahrhundert zu den schönsten Palaststraßen Wiens. Diesem Umstand ist es wohl auch zuzuschreiben, dass 1688 über Auftrag Leopolds I. in der Dorotheergasse eine Probebeleuchtung mittels Straßenlaternen eingeführt wurde.
Gebäude
- Nummer 2-4 (Graben 11): An der Ecke zum Graben steht das Bartolotti-Partenfeld-Palais (in dem sich das Geschäft "Zur Brieftaube" befindet), das letzte erhaltene Barockgebäude am Graben.
- Nummer 3: Das "Grabenhotel" befand sich lange Zeit im Besitz der Familie Leibenfrost; hier wohnte 1913-1919 Peter Altenberg (Gedenktafel); auch Franz Kafka und Max Brod stiegen hier ab (Gedenktafel).
- Nummer 5 Neubau aus dem Jahr 1913
- Nummer 6: Hier wohnte 1821-1823 Franz Grillparzer; Café Hawelka.
- Nummer 9: Starhembergpalais; Gedenktafel für Konradin Kreutzer.
- Nummer 10: ehemaliges Dietrichsteinpalais, auch als Doblingerhaus bekannt.
- Nummer 11: ehemaliges Eskelespalais beziehungsweise Nákopalais; nach Erwerbung und denkmalpflegerischer Restaurierung durch das Dorotheum seit 1982 als "Kunstpalais" bezeichnet und für große Kunstauktionen benutzt. Jüdisches Museum.
- Nummer 12: Sterbehaus von Ignaz Edler von Born, seinerzeit Meister vom Stuhl der Freimaurerloge "Zur wahren Eintracht". Hier befand sich das Wiener Logenhaus der Freimaurer, das am 12. März 1938 gestürmt wurde.
- Nummer 13 und 15 (Spiegelgasse 12-14, Plankengasse 6 und 7): ehemaliger Dorotheerhof (Klosterneuburger Hof, Plankengasse).
- Nummer 17 (Spiegelgasse 16): Dorotheum (errichtet an der Stelle des 1782 von Joseph II. aufgehobenen Dorotheerklosters und der Dorotheerkirche).
- Bei Nummer 16: Evangelische Kirche H. B.
- Nummer 18: Evangelische Kirche A. B.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Orientierungsnummer (ONr.) 1: Pfarre St. Stefan; ungerade ONr. 3-13 und gerade ONr. 2-14: Pfarre St. Michael; ungerade ONr. ab 15 und gerade ONr. ab 16: Pfarre St. Augustin
- ab 1908: ungerade ONr. ab 1 und gerade ONr. ab 16: Pfarre St. Augustin; gerade ONr. 2-14: Pfarre St. Michael
- ab 1926: Pfarre St. Augustin
Bilder
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 35 ff.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 34 ff.
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 65 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 450
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 275 f.
- Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 56
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechanische Wiedergabe [der Ausgabe von 1883]). Band 1. Cosenza: Brenner, S. 425 ff.
- Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 13 f.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 21 ff.
- Hans Pemmer: Häuser und Menschen in der Dorotheergasse. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Band 23. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 1958
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 28 f.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 83 f.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 49
- Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 283 ff.