Franz Kafka

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Franz Kafka, um 1910.
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kafka, Franz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. jur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  22875
GNDGemeindsame Normdatei 118559230
Wikidata Q905
GeburtsdatumDatum der Geburt 3. Juli 1883
GeburtsortOrt der Geburt Prag 4076310-9
SterbedatumSterbedatum 3. Juni 1924
SterbeortSterbeort Kierling, Niederösterreich 10018897-7
BerufBeruf Dichter, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.06.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BestattungsdatumDatum der Bestattung  11. Juni 1924
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Neuer jüdischer Friedhof Prag-Straschnitz
Grabstelle
BildnameName des Bildes Franz Kafka.jpeg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Franz Kafka, um 1910.

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Franz Kafka, * 3. Juli 1883 Prag, † 3. Juni 1924 Kierling (heute Klosterneuburg), Niederösterreich, Schriftsteller, Jurist, Versicherungsbeamter.

Biografie

Franz Kafka war das älteste von sechs Kindern des Ehepaares Hermann und Julie Kafka, das in Prag ein Geschäft für Galanteriewaren führte. Zwei Brüder starben noch im Kleinkindalter; der jüngsten von drei Schwestern, Ottilie oder Ottla, stand Kafka besonders nahe. Innerhalb der Familie, die jüdischen Glaubens war, wurde Deutsch gesprochen, mit den Angestellten im Geschäft vor allem Tschechisch. Kafkas Freundeskreis aus der Zeit des Jurastudiums an der Universität Prag bestand aus dem späteren Philosophen Felix Weltsch und den angehenden Schriftstellern Oskar Baum, Franz Werfel und Max Brod, der nach Kafkas Tod der Nachlassverwalter und Herausgeber von dessen Œuvre wurde.

Kafka schuf neben seinem Beruf als Jurist bei der "Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag" ein Prosawerk von weltliterarischem Rang, darunter Schlüsseltexte der literarischen Moderne wie die Erzählungen "Das Urteil" und "Die Verwandlung" oder die posthum veröffentlichten Romanfragmente "Der Prozess" und "Das Schloss". Hinzukommt ein Tagebuch- und Briefwerk, das nicht weniger bedeutend ist als die dezidiert literarischen Texte. Franz Blei und Carl Sternheim fällt das Verdienst zu, die ersten Texte Kafkas in ihrer Zeitschrift "Hyperion" (Heft 1, Januar 1908) abgedruckt zu haben.

In seinen knapp 41 Lebensjahren war Franz Kafka, abgesehen von Ausflügen in deutsche Städte und längeren Kuraufenthalten, nur wenig auf Reisen und im Ausland. In Wien und Umgebung hielt er sich unter anderem in den Jahren 1913, 1920 und 1924 auf.

Der unmittelbare Anlass für den Wienbesuch 1913 war der im Reichsratsgebäude von 9. bis 13. September tagende "II. Internationale Kongreß für Rettungswesen und Unfallverhütung", an dem Kafka als Delegierter der Prager "Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt" teilnahm. Kafka reiste am 6. September an und wohnte im Hotel Matschakerhof. Die feierliche Begrüßung des Kongresses fand am 8. September bei einem abendlichen Empfang im Rathaus statt. An diesem Tag hatte Kafka bereits Vorträgen des "XI. Zionistenkongresses" beigewohnt, der seit 2. September im Gebäude des Wiener Musikvereins abgehalten wurde. Die Kontakte zur Wiener Schriftstellerszene beschränkte Kafka auf ein Minimum; er besuchte Albert Ehrenstein in dessen Wohnung in Ottakring; danach entstand im Prater das bekannte Gruppenfoto, das Kafka, Ehrenstein, Otto Pick und Lisa Kaznelson in einer Flugzeugkulisse zeigt. Kafkas frustriertes Resümee des Wienaufenthalts, besonders den „Internationalen Kongreß für Rettungswesen und Unfallverhütung“ betreffend, lautete: "Die Tage in Wien möchte ich aus meinem Leben am liebsten ausreißen undzwar von der Wurzel aus, es war ein nutzloses Jagen und etwas Nutzloseres als ein solcher Kongreß läßt sich schwer ausdenken."[1] Am 14. September reiste Kafka Richtung Triest ab und hängte an die Dienstreise einen Urlaub bzw. Kuraufenthalt in Venedig und in Riva am Gardasee an.

Für Kafkas kompliziertes Liebesleben war ein Wienaufenthalt im Jahr 1920 von großer Bedeutung. Kafka, unheilbar an Lungentuberkulose erkrankt, war von April bis Ende Juni auf Kur in Meran. Seine damalige Verlobte, die Pragerin Julie Wohryzek, hatte Kafka dazu bringen wollen, bei seiner Rückreise über München zu fahren, um dort mit ihr zusammenzutreffen. Kafka aber, seit Monaten in einen intensiven Briefwechsel mit Milena Jelenská (1896–1944) verstrickt, machte stattdessen Zwischenstation in Wien, wo Jelenská seit 1918 mit ihrem Mann Ernst Pollak lebte. Er kam am 29. Juni in Wien an und verbrachte vier Tage gemeinsam mit Jelenská, darunter seinen 37. Geburtstag. Zurück in Prag löste Kafka die Verlobung mit Julie Wohryzek.

Am längsten hielt sich Kafka aus medizinischen Gründen in Wien auf. Nach einigen Tagen im Sanatorium "Wiener Wald" im niederösterreichischen Ortmann Anfang April 1924 ließ er sich in der Klinik für Hals- und Kehlkopfkrankheiten des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (Laryngologische Klinik) behandeln. Kafka war dort Patient von 10. bis 19. April und musste währenddessen das Sterben des Bettnachbarn Josef Schrammel miterleben, der wie Kafka an Kehlkopftuberkulose litt. Nach Schrammels Tod verließ Kafka die Klinik und verbrachte seine letzten Wochen im Sanatorium Dr. Hugo Hoffmann in Kierling bei Klosterneuburg. Seine Gefährtin Dora Diamant und sein Freund Robert Klopstock, ein Medizinstudent aus Prag, pflegten Kafka bis zu seinem Tod am 3. Juni 1924. Zwei Tage später wurde der Leichnam nach Prag überführt, wo das Begräbnis am 11. Juni 1924 stattfand.

Rotraut Hackermüller, deren Vorlass in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt wird, hat die letzten Lebenswochen Kafkas, die er in Niederösterreich und Wien zubrachte, recherchiert, Zeitzeugen interviewt und fotografiert. Außerdem machte sie bedeutende biografische Dokumente ausfindig, so etwa ein Krankenblatt aus der Laryngologischen Klinik in Wien, auf dem Kafkas Fieberkurve eingezeichnet ist und das in der Eröffnungsausstellung des Literaturmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek zu sehen war.

Nach dem Schriftsteller wurden 1956 die Kafkastraße und 1984 der Kafkasteg im 2. Wiener Gemeindebezirk benannt.

Quellen

Werke (Auswahl)

  • Franz Kafka: Betrachtung. Leipzig: Rowohlt 1913 [erschienen im Dezember 1912]
  • Franz Kafka: Der Heizer. Ein Fragment. Leipzig: Wolff 1913 (= Der jüngste Tag, 3)
  • Franz Kafka: Die Verwandlung. Leipzig: Wolff 1915 (= Der jüngste Tag, 22/23)
  • Franz Kafka: Das Urteil. Eine Geschichte. Leipzig: Wolff 1916 (= Der jüngste Tag, 34)
  • Franz Kafka: Ein Landarzt. Kleinere Erzählungen. Leipzig: Wolff 1919
  • Franz Kafka: In der Strafkolonie. Leipzig: Wolff 1919
  • Franz Kafka: Ein Hungerkünstler. 4 Geschichten. Berlin: Die Schmiede 1924
  • Franz Kafka: Der Prozeß. Berlin: Die Schmiede 1925
  • Franz Kafka: Das Schloss. Roman. München: Wolff 1926
  • Franz Kafka: Amerika. Roman. München: Wolff 1927
  • Franz Kafka: Briefe an Milena. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Willy Haas. Frankfurt am Main: S. Fischer 1952
  • Max Brod / Franz Kafka: Eine Freundschaft. Briefwechsel. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main: S. Fischer 1989

Literatur

  • Peter Stuiber: Vom Verstummen. Kafka in Kierling. In: Wien Museum Magazin, 11.01.2024
  • Manfred Müller: Franz Kafkas Fieberkurve. In: Das Literaturmuseum. 101 Objekte und Geschichten. Hg. von Bernhard Fetz. Mitarbeit Miriam Rainer. Salzburg / Wien: Jung und Jung 2015, S. 138f.
  • Reiner Stach: Kafka. Die frühen Jahre. Frankfurt am Main: S. Fischer 2014
  • Reiner Stach: Kafka. Die Jahre der Erkenntnis. Frankfurt am Main: S. Fischer 2008
  • Reiner Stach: Kafka. Die Jahre der Entscheidungen. Frankfurt am Main: S. Fischer 2002
  • Franz Kafka. Eine Chronik. Zusammengestellt von Roger Hermes, Waltraud John, Hans-Gerd Koch und Anita Widera. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 1999
  • W. G. Sebald: Dr. K.s Badereise nach Riva. In: Ders.: Schwindel. Gefühle. Frankfurt am Main: Eichborn 1990, S. 161–191
  • Rotraut Hackermüller: Das Leben, das mich stört − eine Dokumentation zu Kafkas letzten Jahren 1917−1924. Wien / Berlin: Medusa 1984

Weblinks

Referenzen

  1. Brief an Max Brod vom 16.09.1913; Max Brod / Franz Kafka: Eine Freundschaft. Briefwechsel. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main: S. Fischer 1989, S. 128