Postgasse
48° 12' 35.04" N, 16° 22' 44.04" E zur Karte im Wien Kulturgut
Postgasse (1), benannt (1862) nach dem Postverwaltungsgebäude (Postgasse 8-12, Barbaragasse 2, Dominikanerbastei 1-15, Auwinkel 4), das 1851 an der Stelle des Hauptmautgebäudes (1, Postgasse 10, Dominikanerbastei 11) und angrenzender Häuser errichtet worden war. Bis dahin führten einzelne Teile des Straßenzugs verschiedene Namen:
1) Das Teilstück zwischen Wollzeile und Ausmündung der Schönlaterngasse hieß im 14. Jahrhundert (und noch 1514) Bei den Predigern, 1547 Zu den Predigern (unter Bezugnahme auf das Predigerkloster), einige Parzellen sind im 14./15. Jahrhundert auch unter der Benennung Auf dem (niederen) Steig bekannt (das Niveau wurde erst 1851 abgesenkt [wodurch auch die Treppe zum Hauptportal der Dominikanerkirche notwendig wurde]).
2) Das Teilstück zwischen Wollzeile und Bäckerstraße hieß 1786 und 1848 Bockgasse (nach dem (bereits 1701 belegten) Hausschild "Zum blauen Bock" [Postgasse 1, Wollzeile 35]).
3) Das Teilstück zwischen Bäckerstraße und Ausmündung der Schönlaterngasse hieß 1563/1564 Predigerplatz; 1701, 1786 und 1848 ist die Bezeichnung Dominikanerplatz (1770 Dominikanerplätzl) nachweisbar; der bis ins 16. Jahrhundert zum alten Fleischmarkt gerechnete Abschnitt ab der Schönlaterngasse wurde später ebenfalls in den Dominikanerplatz einbezogen. Die Postgasse verläuft in ihrem mittleren Bereich am Rand eines der ältesten Teile der Innenstadt.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre St. Stefan; Rest: Pfarre Dominikaner
- ab 1908: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-5: Pfarre St. Stefan; Rest: Pfarre Dominikaner
Gebäude
- Nummer 1: Sgraffito von Leopold Schmid an der Fassade (Arbeiter am Spinnrad, Webstuhl und anderes darstellend); in dieser Gegend hatten im Mittelalter Walker, Weber, Färber und Wollhändler ihren Sitz.
- Nummer 2: Dominikanerhof, Zinshaus des Dominikanerkonvents, errichtet 1936/1937
- Nummer 4: Dominikanerkirche "Sta. Maria Rotonda" (samt dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden und nach dem Ersten Weltkrieg verkleinerten Kloster).
- Nummer 4a: Inschrift, die auf die Bibliothek von Johann Joachim Reichsgraf von Windhaag hinweist, die dieser zur öffentlichen Benützung einrichtete (1678).
- Nummer 6: Wohnhaus, erbaut nach Plänen von Eduard van der Nüll; hier wohnte 1867 Johannes Brahms. Im Hausflur Siegfried-Statue von Anton Dominik Fernkorn (um 1851).
- Nummer 7: Alte Universität (Rückseite); über dem Torbogen Strahlenkranz mit IHS als Zeichen der Jesuiten.
- Nummer 8-10: ehemaliges Hauptmautgebäude (1773) beziehungsweise ab 1847, nach Fertigstellung des Hauptzollamts (3, Hintere Zollamtsstraße 4; erbaut 1840–1844) Hauptpostgebäude (Obersthofpostdirektion, "Fahrende Extrapost"; heute Paketpostamt;
- Nummer 8 und 10 wurden 1852 durch Paul Sprenger einheitlich fassadiert). Hier befanden sich ursprünglich (Nummer 8) das Barbarastift beziehungsweise die Rosenburse. Im Winter 1815/1816 wohnte im damaligen Haus Ludwig van Beethoven.
- Nummer 9: ehemalige Universitätsbibliothek, heute Universitätsarchiv.
- Nummer 10: Barbarakirche (griechische [unierte] Kirche), erbaut von Paul Sprenger.
- Nummer 14: Fassadenmosaik, das die Entwicklung der Post zum Thema hat.
- Nummer 19: Hier stand bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das beliebte Café Silier (Gedenktafel im Hausflur).
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 131 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 81 f.
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 69 f.