Friedrich Gerold
Friedrich Gerold, * 13. April 1813 Wien, † 7. Oktober 1886 Wien, Buchhändler, Buchdruckereibesitzer, Gemeinderat.
Biografie
Gerold war der Sohn des berühmten Buchhändlers Carl Gerold. Nach Abschluss des Realgymnasiums wandte er sich auf Wunsch des Vaters dem Buchhandel zu. Zunächst trat er in die Hermann'sche Buchhandlung in Frankfurt am Main ein, ging dann nach Brüssel zu Maquardt, arbeitete bei Black & Armstrong in London und bei Brockhaus & Avenarius in Paris. 1838 trat er schließlich gemeinsam mit seinem Bruder Moritz Gerold in das Verlags- und Sortimentsgeschäft seines Vaters ein, der beide 1843 als Compagnons aufnahm.
1841 heiratete Gerold Anna Edle von Hubert, mit der er zwei Söhne hatte, von denen nur einer, Friedrich Gerold (der Jüngere), das Erwachsenenalter erreichte. Am 12. Oktober 1841 fand die Eröffnung der neu errichteten Leihbibliothek "Leihbibliothek von Armbruster's Witwe und Friedrich Gerold" in der 1., Singerstraße Nr. 878 statt. Gerold übernahm die Leitung der von seinem Vater und der Witwe des Leihbibliothekars Carl Armbruster angelegten Büchersammlung und ergänzte sie im Laufe der Zeit mit Neuerscheinungen aus der Buchhandlung. 1861 übernahm Paul Rockensteiner die Leihbibliothek, während die Verbindung der Leihbibliothek mit der Gerold'schen Buchhandlung erhalten blieb.
Von 1849 bis 1855 leitete er das väterliche Geschäft gemeinsam mit seinem Bruder als Geschäftsführer. 1863 wurde Gerold der Kaiser-Franz-Joseph-Orden verliehen und 1865 das Ritterkreuz der kaiserlich französischen Ehrenlegion von Kaiser Napoleon III. Später erhielt er auch den Titel eines kaiserlichen Rates.
Er interessierte sich für das Schulwesen, Schulbücher und Schulbibliotheken. So wurde er 1856 gemeinsam mit Johann Hönig und Johann Scala in ein Spezialkommitee für die Wiedner Oberrealschule gewählt. 1880 nominierte ihn die Bürgerpartei für den Gemeinderat und Gerold wurde von Anfang an konstituierendes Mitglied der Mitte. 1882 trat er dem Wiener Klub unter Johann Prix bei, der 1881 gebildet worden war und gehörte ab 1883 dem Liberalen Fortschrittsklub an. Zwischen 1879 bis 1881 stellte er drei Anträge und eine Interpellation, überwiegend zum Schulwesen, und hielt zwischen 1879 und 1883 91 Referate. Die meisten waren zur Schulsektion, zur Finanzsektion und zum Bauwesen und darüber hinaus noch zur Eisenbahnkommission, Gartenüberwachungskommission und Mittelschuldeputation. Zudem war er 25 Jahre lang Verwaltungsrat der Neusiedler Aktien-Gesellschaft für Papierfabrikation und der k.k. Verkehrsbank. 1885 trat er im Alter von 74 Jahren aus der Firma, die ihre Niederlassung in der 1., Barbaragasse 2 hatte, zurück, die sein Sohn Friedrich Gerold jun. gemeinsam mit Hermann Manz übernahm.
Gerold besaß in Neuwaldegg 35 eine Villa, den Lindenhof. Die Gasse wurde später ihm zu Ehren benannt (17., Geroldgasse 7). Er starb in der 1., Postgasse 6, an der damaligen Adresse der Firma, und wurde am Dornbacher Friedhof bestattet. Das Grabdenkmal wurde 1888 von Anton Schmidgruber errichtet.
Quellen
- Wienbibliothek digital: Partezettel Friedrich Gerold
- ANNO: Friedrich Gerold. In: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 23.10.1886, S. 519
- ANNO: Friedrich Gerold †. In: Buchdrucker-Zeitung, 14.10.1886, S. 1
- ANNO: Carl Gerold's Sohn. In: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 02.05.1885, S. 174
- ANNO: Spezialkomité für die Wiedner Oberrealschule. In: Jahres-Bericht über die Wiener-Kommunal-Oberrealschule in der Vorstadt Wieden, 1865, S. 17
- ANNO: Auszeichnungen. In: Oesterreichiches Buchhändler-Correspondenz, 01.11.1865, S. 274
- ANNO: Franz-Josephs-Orden. In: Ost-Deutsche Post, 21.02.1863
- ANNO: Die große Leihbibliothek geht ins Eigenthum des Herrn Paul Rockenstein über. In: Fremden-Blatt, 02.03.1861
- Wienbibliothek Digital: Verzeichnis sämmtlicher Deutschen Bücher der großen, öffentlichen Leihbibliothek von Armbruster's Witwe und Friedrich Gerold. Wien, 1859
- ANNO: Anzeige. Leihbibliothek von Armbruster's Witwe und Friedrich Gerold. In: Wiener Zeitschrift, 09.10.1841, S. 1288
Literatur
- Brigitte Fiala: Der Wiener Gemeinderat in den Jahren 1879 bis 1883 mit besonderer Berücksichtigung der in diesen Jahren neu eingetretenen Gemeinderäte. Diss. Univ. Wien. Wien 1974, S. 237
- Felix Czeike (Hg.): Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Wien: Forum-Verlag. 1964
Friedrich Gerold im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.