Johann Nepomuk Prix, * 6. Mai 1836 Wien, † 25. Februar 1894 auf einem Ausflug nach Rekawinkel (Gemeinde Pressbaum), Bürgermeister, Rechtsanwalt.
Biografie
1869 wurde Prix in den Gemeinderat gewählt und gehörte diesem bis zu seinem Tod an. 1882 wählte man ihn zum ersten Bürgermeister-Stellvertreter. Er kam aus dem liberalen Fortschrittsklub, mit dessen Unterstützung er am 28. November 1889 zum Bürgermeister gewählt wurde (kaiserliche Bestätigung am 7. Dezember 1889). Wenige Tage nach seiner Wahl beschloss der Gemeinderat am 6. Dezember 1889 im Einvernehmen mit der Regierung die Aufhebung der alten Verzehrungssteuergrenze am Linienwall sowie die Einbeziehung von 43 Vororten in das neue Verzehrungssteuergebiet, womit die Eingemeindungsverhandlungen in ein entscheidendes Stadium traten. Am 19. Dezember 1890 wurde das Eingemeindungsgesetz von Franz Joseph I. gebilligt; Wien erhielt ein neues Gemeindestatut (das am 20. November 1890 in Kraft trat) und damit die zur Schaffung von „Groß-Wien" erforderliche rechtliche Grundlage. 1891 wurden erstmals Gemeinderatswahlen unter Beteiligung der Bevölkerung der Vororte abgehalten. Die administrative Geschäftsübergabe in den Vororten erfolgte aufgrund der Statthaltereikundmachung vom 9. Dezember 1891 mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1892; an diesem Tag nahmen die magistratischen Bezirksämter ihre Tätigkeit auf. Prix schuf einen neuen fortschrittlichen Parteiverband, der auch die bis dahin außerhalb des Klubverbands gestandenen „Wilden" aufnahm. Gestützt auf die unter Eduard Uhl 1883 beschlossene Bauordnung nahm Prix einen Bauzonenplan in Angriff (vollendet 1893) und veranlasste daraufhin die Novellierung der Bauordnung (1893).
Im Gemeinderat kam es zu starken Differenzen mit der von Karl Lueger geführten christlichsozialen Opposition. Die von Prix geübte schärfere Gangart führte aber auch zur Unzufriedenheit im liberalen Lager. Als Prix im Juli 1893 ohne vorherige Befragung des Gemeinderats finanzielle Transaktionen billigte, nutzte Lueger die Gelegenheit, einen Misstrauensantrag gegen ihn einzubringen. Zwar ging dieser zugunsten Prix’ aus, dieser drohte jedoch, ungehalten über die Entwicklung, mit seinem Rücktritt. Obwohl ihn die Fraktion nicht fallenlassen wollte, sah sich Prix desavouiert und trat im Oktober 1893 zurück. Am 4. November 1893 sprach sich der fortschrittliche Parteiverband einstimmig für seine Wiederwahl aus. Prix nahm die Wahl an, verstarb aber wenige Monate danach an einer Herzattacke.
Seine Gattin war Anna (* 1841, † 2. Jänner 1905 Wien), die Tochter des Ignatz Kupetz, † 17. Februar 1887. Sein Grabdenkmal am Zentralfriedhof stammt 1896 von Viktor Tilgner.
Literatur
- Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 59
- Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt, 01.03.1984
- Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 98 (1983/1984), Heft II, S. 227
- Felix Czeike: 700 Jahre Wiener Bürgermeister. In: Wiener Geschichtsblätter 37. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982, S. 1 ff., besonders S. 30 f.
- Felix Czeike: Vizebürgermeisteramt 4. In: Handbuch der Stadt Wien 96. Wien: Verlag für Jugend und Volk (1981/1982), Heft II, S. 33
- Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 332 ff.
- Maria Mayer: Die Bürgermeisterwahlen 1878-1900 im Spiegel der öffentlichen Meinung. Diss. Univ. Wien. Wien 1970, S. 133 ff.
Johann Nepomuk Prix im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.