Eduard Uhl
Eduard Uhl , * 12. Dezember 1813 Josefstadt, † 01. Dezember 1892 Wien, Privatier, Hausbesitzer, Bürgermeister.
Biografie
Eduard Uhl wurde in 1813 in der Neuschottengasse 131 (heute: 8., Piaristengasse 7) in der damaligen Vorstadt Josefstadt geboren. Sein Geburtshaus wurde 1944 samt Gedenktafel [enthüllt 11. November 1913] durch Bomben zerstört.
Er widmete sich nach Besuch des Piaristengymnasiums naturwissenschaftlichen Studien, konnte diese jedoch, da ihn der Vater (ein Arzt) für eine Beamtenlaufbahn vorsah, nicht vollenden; seinen Magistratsdienst begann Uhl 1832 im Hauptdepositenamt.
Als sein Vater 1840 starb, quittierte er den Dienst, betrieb wieder naturwissenschaftliche und historische Studien und lebte dank des väterlichen Erbes (zu dem auch sein Geburtshaus gehörte) als Privatier. Während der Revolution 1848 war Uhl Hauptmann in der sechsten Kompanie der Nationalgarde am Alsergrund und erwarb sich durch sein offenes Eintreten für die Rechte bürgerlicher Freiheit die Sympathie und das Vertrauen weiter Kreise. Da er auch in der neoabsolutistischen Ära am liberalen Gedankengut festhielt, übte er in den 1850er-Jahren kein öffentliches Amt aus. 1861 wurde er in den Gemeinderat gewählt (Beschäftigung insbesesondere mit Fragen der Wasserversorgung und der Donauregulierung). 1865 wurde er Mitglied der Wasserversorgungskommission. Zusätzlich zum politischen Engagement setzte er auch Teile seines Privatvermögens ein, um zur schnelleren Realisierung der Ersten Hochquellenleitung beizutragen.
Politisch schloss er sich der liberalen Mittelpartei an, war aber dank seines sachlich-taktvollen Verhaltens auch bei anderen Fraktionen und durch volkstümliches Auftreten und Hilfsbereitschaft bei der Bevölkerung beliebt. Ab 1862 Schriftführer des Gemeinderats, wurde Uhl 1875 zum zweiten und 1878 zum ersten Bürgermeister-Stellvertreter, 1878 auch in den Niederösterreichischen Landtag und nach dem Rücktritt von Julius Newald am 9. Februar 1882, da sich die anderen Fraktionen des Gemeinderats auf keinen Kandidaten einigen konnten, zum Bürgermeister gewählt. Er bemühte sich um einen Ausgleich mit der Opposition und setzte als Schwerpunkte die Reorganisation des Feuerlöschwesens, den Ausbau der Approvisionierungsanlagen (Schlachtbetriebe) und die Errichtung von Waisenhäusern.
In seine Amtszeit fiel die Eröffnung des neuen Rathauses 1883.
Uhls Bürgermeisterära wurde vom unaufhaltsamen Vordringen der antiliberalen Opposition überschattet (1885 kleine Wahlrechtsreform, 1887 Gründung des Christlichsozialen Vereins). Mehrmals einigte man sich auf eine Wiederwahl nur deshalb, weil man ihn anderweitig nicht zu versorgen wusste (Uhl hatte 1873 sein Vermögen, nicht zuletzt infolge einer schlechten Anlageberatung, die man Newald zur Last legte, weitgehend eingebüßt). Als er von Johann Prix immer stärker attackiert wurde, trat Uhl am 14. November 1889 aus Altersgründen zurück. Ab 1884 Landmarschall-Stellvertreter von Niederösterreich.
Eduard Uhl war zweimal verheiratet: 1840 heiratete er Rosalia Dobsch (1815-1859) und als Witwer 1871 Thekla Janka (1827-1914).
Am 14. November 1889 machten ihn die Stadt Wien zu ihrem Ehrenbürger. Sein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof zeigt ein Marmorrelief [Brustporträt] von Carl Anselm Zinsler). Am 16. März 1890 wurde ihm der Titel "Ritter von" verliehen.
Nach dem Politiker wurde der Uhlplatz benannt.
Literatur
- Richard Perger: Eduard Uhl - ein Urwiener als Bürgermeister. In: Wiener Bürgermeister und die Josefstadt. Eine Ausstellung im Bezirksmuseum Josefstadt ... Red. Elfriede Faber. Wien: Bezirksmuseum Josefstadt 1996, S. 17 ff. (Katalog des Bezirksmuseums Josefstadt, 3)
- Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 64
- Handbuch der Stadt Wien. Band 99/II. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1984/1985, S. 236
- Felix Czeike: Vizebürgermeisteramt 4. In: Handbuch der Stadt Wien 96 (1981/1982), II, S. 30 f.
- Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte.Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 328 ff.
- Gertrud Maria Hahnkamper: Der Wiener Gemeinderat zwischen 1861 und 1864, Bd. 2, Teil 3. Dissertation an der Universität Wien. Wien 1973, S. 572 ff.
- Oesterreichischer Wappenalmanach. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler 1969, S. 28 f.
- Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: A.B.Z.-Verlag 1948, S. 142f
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 382, 457
- Constantin v. Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 48: Trzetrzewiński – Ullepitsch. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1883
- Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 192, 292
Eduard Uhl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.