Julius Newald
Julius Newald , * 11. April 1824 Neutitschein, Mähren (Nový Jičin, Tschechische Republik), † 17. August 1897 Wien, k. k. Zivil- und Militäragent, Bürgermeister.
Biografie
Newald war der Sohn des Buchhändlers Anton Newald († 1834) und dessen Gattin Barbara Zimmer, Bruder des Johann Newald. Newald besuchte das Gymnasium in Troppau und kam 1843 nach Wien, wo er an der Universität seine juridischen Studien abschloss (Dr. jur. 1849) und bei Advokaten, Notaren und der Staatsanwaltschaft praktizierte; 1855 suchte er um die Stelle eines öffentlichen k. k. Zivil- und Militäragenten an, 1864 wurde er in den Gemeinderat gewählt, in dem er sich der von Cajetan Felder gegründeten rechtsliberalen Mittelpartei anschloss. Newalds Tätigkeit konzentrierte sich von Anfang an auf die Finanz- und Rechtssektion, doch wurde er bald auch in andere Gemeinderatskommissionen gewählt. So war er ab 1866 Mitglied der Wasserversorgungskommission, die die Planung und den Bau der 1873 eröffneten Ersten Hochquellenleitung verantwortete. 1857 heiratete er Laura Dirnböck (Tochter des Tuchhändlers Jakob und dessen Gattin Anna Pohl),
Am 9. Juni 1868 rückte er zum zweiten Bürgermeister-Stellvertreter auf. Als Bürgermeister Andreas Zelinka starb (1868), schwankten die Gemeinderäte, ob sie Newald oder Cajetan Felder zu dessen Nachfolger wählen sollten, entschieden dann jedoch für Felder. Newald wurde, auf Felders Vorschlag hin, Obmann der Mittelpartei und war ab 1869 erster Bürgermeister-Stellvertreter. Ab dem 3. Juli 1874 führte er den Titel "Ritter von". Nach Felders Rücktritt (1878) wurde Newald am 13. Juli 1878 auf Vorschlag der Mittelpartei, jedoch mit Unterstützung der Klubs der „Linken" und „Äußersten Linken" sowie des rechtsstehenden „Reformclubs" zum Bürgermeister gewählt. Schon wenige Monate nach Amtsantritt konfrontierte der Gemeinderat Newald mit der bereits fünf Jahre zuvor beschlossenen Wahlordnung: 1880 verlangte Karl Lueger die Ausdehnung des Wahlrechts auf alle in Wien wohnenden österreichischen Staatsbürger, die eine direkte Steuer entrichteten. Newalds Wiederwahl 1881 erfolgte vor allem dank einer spekulativen Zustimmung der Opposition.
Als Wien am 8. Dezember 1881 durch den Ringtheaterbrand erschüttert wurde, geriet Newald ins Schussfeld der Kritik. Die etwas zu offensive Beantwortung einer Anfrage des Gemeinderats Sommaruga bezüglich des „Theaterregulativs" am 22. Dezember 1881 verwickelte ihn mit dem niederösterreichischen Statthalter von Possinger in einen Kompetenzstreit, der sich binnen weniger Wochen zuspitzte. Am 24. Jänner 1882 trat Newald als Bürgermeister zurück. Als am 24. April 1882 der Ringtheaterprozess begann, saß auch Newald auf der Anklagebank. Im Verlauf der Verhandlung erwies sich jedoch, dass Newald durch die Übernahme der Verantwortung lediglich die Nachlässigkeit des Magistrats decken wollte, worauf der Staatsanwalt die Anklage zurücknahm und die Affäre mit einem Freispruch endete. Er starb in der 9., Währinger Straße 22.
Siehe auch Newaldgasse, Newaldhof.
Literatur
- Handbuch der Stadt Wien. Band 98 (1983/1984). Wien: Verlag für Jugend und Volk 1983, S. II/226
- Felix Czeike: Das Wiener Vizebürgermeisteramt und seine Vertreter (1783-1890). Ein Beitrag zur Verwaltungsgeschichte [Teil 4]. In: Handbuch der Stadt Wien 96 (1981/1982), S. II/26 ff.
- Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 321 ff.
- Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 192, 290 ff.
- Helmut Kretschmer: Dr. Julius Newald, Bürgermeister von Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1971
- Maria Mayer: Die Bürgermeisterwahlen 1878-1900 im Spiegel der öffentlichen Meinung. Diss. Univ. Wien. Wien 1970, S. 36 ff.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Biographisch-bibliographisches Lexikon. Augsburg: Literarisches Institut von Haas und Grabherr 1938
- Biographisches Jahrbuch für Altertumskunde (Nekrologe). Band 21. Leipzig: Reisland 1900
Julius Newald im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.