Joachim Windhaag
Joachim Windhaag (auch: Windhag), * 21. Februar 1600 Babenhausen, Bayern, † 21. Mai 1678 Schloss Windhaag, Oberösterreich, Beamter.
Biografie
Joachim Windhaag studierte in Ingolstadt (Mag. art. 1620) und Wien (Dr. jur. 1625). Von 1624 bis 1635 stand er im Dienst der oberösterreichischen Landstände, anfangs als Sekretär, ab 1626 als Syndikus und kaiserlicher Rat. Er war von 1636 bis 1678 Rat des Regimentes der niederösterreichischen Lande (Niederösterreichische Landesregierung) und wirkte ab 1652 entscheidend bei der Rekatholisierung Österreichs unter der Enns mit (ab 1657 als Generalkommissär).
Aufgrund seiner Verdienste wurde der Jurist und Beamte nacheinander in den Adels- (1629), Freiherrn- (1651 [Prädikat "von Windhag" unter Fortlassung des eigentlichen Familiennamens]) und Grafenstand (1668) erhoben. Zunächst (1627) war Joachim Windhaag mit Maria Kirchstetter von Kirchstetten (1608−1659) und später (1661) mit Maria Emilia von Sprinzenstein (1630−1686) verheiratet.
Besitzerwerbungen
- unter anderem Haus in Linz (Hauptplatz 23; 1633)
- Herrschaften Windhaag (Oberösterreich; 1636. Dort 1642 bis 1668 und 1673 Bau des Schlosses)
- Reichenau (Niederösterreich, Bezirk Gmünd; 1653)
- Groß Poppen (Niederösterreich, Bezirk Zwettl; 1656)
- Kirchstetten (Niederösterreich, Bezirk Mistelbach; 1656)
- Rosenburg am Kamp (Niederösterreich; 1658)
- Neunzen (Niederösterreich, Bezirk Zwettl; 1658)
In Wien:
- 1637 bis 1648 Mieter des Göttweiger Hofs (1)
- 1648 Kauf des Hauses 1, Bäckerstr. 9 (Windhaagsches Stiftungshaus)
- 1651 Kauf von zwei Gärten in der Roßau (Areal 9, Servitengasse 16−22, Hahngasse 19−25a; nachmals teilweise Gasthaus "Zum weißen Schwan").
Die auf seine Kosten in Frankfurt am Main gedruckte "Topographia Windhagiana" (11656, 21673) enthält Abbildungen aller seiner Besitzungen.
Windhaags Tochter Eva Maria Magdalena (1629 bis nach 1693) trat 1648 gegen den Willen der Eltern ins Dominikanerinnenkloster Tulln ein (Profess 1650) und wurde 1668 Priorin des von ihrem Vater 1667 gestifteten Dominikanerinnenklosters in Wien, das zunächst in der mittelalterlichen Burg untergebracht war. 1680 ließ sie das ererbte Neue Schloss in Wien abbrechen und auf dem Areal 1681 bis 1691 ein neues Klostergebäude errichten (aufgehoben 1782).
Gemäß dem Testament Windhaags (1670) fiel seine Bibliothek von 28.000 Bänden an das Wiener Dominikanerkloster, das zur Unterbringung einen Zubau (1, Postgasse 2) errichtete. Die Bibliotheca Windhagiana wurde 1784 der Universitätsbibliothek einverleibt und bildete so einen ihrer Grundsteine.
Der von Windhaag 1666 für seine Kunstkammer erworbene "Elefantenstuhl" (Elefant) kam nach seinem Tod ins Stift Kremsmünster. Eine marmorne Porträtbüste Windhaags samt Steinwappen wurde 1912 auf der Parzelle 3, Sechskrügelgasse 8, ausgegraben. Hier hatte sich der Garten des 1642 gegründeten und 1782 aufgehobenen Augustiner-Eremiten-Klosters St. Rochus und Sebastian befunden; Windhaag war Mitglied einer dortigen Bruderschaft gewesen. Die Porträtbüste wird nun im Wien Museum verwahrt.
1894 wurde die Windhaaggasse im 1. Wiener Gemeindebezirk nach dem Beamten und Juristen benannt.
Literatur
- Herbert Knittler [Red.]: Adel im Wandel. Politik, Kultur, Konfession 1500−1700. Niederösterreichische Landesausstellung. Rosenburg 12. Mai−28. Oktober 1990. Wien: Amt der NÖ Landesregierung, Abt. III/2, Kulturabteilung 1990
- Helga Litschel [Red.]: Das Mühlviertel. Natur, Kultur, Leben. Oberösterreichische Landesausstellung 1988, 21. Mai bis 30. Oktober 1988 im Schloß Weinberg bei Kefermarkt. Linz: Amt der oö. Landesregierung, Abteilung Kultur, S. 320 ff.
- Österreichische Kunstmonographie. Band 5: Benno Ulm: Das Mühlviertel. Seine Kunstwerke, historische Lebens- u. Siedlungsformen. Salzburg: Verlag St. Peter 1976, S. 138 ff., S. 236 ff.
- Walpurga Oppeker: Joachim von Windhaag. Versuch eines Lebensbildes. In: Fritz Weber [Red.]: 300 Jahre Windhag'sche Stipendienstiftung für Niederösterreich. Wien [u. a.]: Forstamt Ottenstein 1970, S. 7−21
- Ernst Bernleithner: 300 Jahre Topographia Windhagiana. In: Unsere Heimat. Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 8−10 (1956), S. 183−185
- J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch. Band: 4/4/2: S−Z: Niederösterreichischer Adel. Nürnberg: Bauer & Raspe 1918, S. 567
- Hermann Reuther: Fund einer Marmorbüste aus dem 17. Jahrhundert. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1884−1918. Band 29 (1912), S. 105 ff.
- J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch. Band 4/5/A: Oberösterreichischer Adel. Nürnberg: Bauer & Raspe 1904, S. 649 ff.
- Theodor Wiedemann: Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns. Band 5: Die Gegenreformation von dem westphälischen Friedensschlusse bis zu dem josephinischen Toleranzedict. Prag: Tempsky 1886, S. 32 f.