Post
48° 12' 36.77" N, 16° 22' 44.86" E zur Karte im Wien Kulturgut
Friedrich III. und Maximilian I. beauftragten 1488 Janetto von Taxis mit dem Aufbau eines Postkursnetzes; bereits 1489 lässt sich ein Postkurs von Innsbruck nach Mecheln (NL) nachweisen. In Wien wurde unter Maximilian Anfang des 16. Jahrhunderts eine kaiserliche Postanstalt errichtet. 1570 wurde das Postregal in den Erbländern als erbliches Lehen an die Reichsgrafen Paar verliehen und das "Obriste Hofpostmeisteramt" als oberste Postbehörde geschaffen; die Kanzleien und Stallungen des Erblandpostmeisters waren im Paarpalais (1, Wollzeile 30) untergebracht; das Hofpostamt ("Briefpost") übersiedelte um 1700 in die Große Schulerstraße und 1849 ins ehemalige Hauptmautgebäude (Hauptpostgebäude). 1722 erklärte Karl VI. die Post zum Staatsmonopol, wodurch die Familie Paar das Postrecht verlor.
Bis ins 18. Jahrhundert waren die Postkutschen praktisch die einzigen Verkehrsmittel, wenn man von Wien abreisen wollte, wenn man von den allmählich aufkommenden Landkutschen für den Verkehr in die Umgebung absieht. Für die Postzustellung und den Personenverkehr in andere Städte standen Poststellfuhren zur Verfügung, die bereits fixe Routen, Tarife, Abfahrtszeiten und Standorte (meist vor größeren Gasthöfen) anboten (erstmals 1730 nach Graz). Den Postkutschen wurden in verschiedenen Ordnungen Vorrechte gegenüber Privaten zugebilligt (wie beispielsweise das Fahren mit vier Pferden "nach Postart", das Benützen der "Poststraßen" [beispielsweise die Linzer Poststraße], die Bekleidung der Kutscher mit posteigenen Livreen, der Pferdewechsel in bestimmten Poststationen, die Einhaltung eines fixen Fahrplans und die Benützung des Posthorns). Neben dem Fernverkehr stellte sich aber auch im Nahbereich das Bedürfnis nach einem Zustelldienst ein; in Wien, Graz und Prag errichtete man von privater Seite innerstädtische Zustelldienste (Klapperpost, Kleine Post). Mit der Gründung des Rheinbunds und der Niederlegung der römisch-deutschen Kaiserwürde durch Franz II. 1806 verlor die Familie Thurn und Taxis das Amt des Reichsgeneralpostmeisters.
Durch die Einführung der "Eilpost" wurde der Personenverkehr beschleunigt (die ersten Eilpostwagen verkehrten 1823 nach Pressburg und Brünn). Am 25. Mai 1817 wurde die weitere postalische Zusammenarbeit mit der k. k. österreichischen Staatspost durch einen Postvertrag geregelt, der 1843 ergänzt wurde und wesentliche Schritte zur Vereinheitlichung des Verkehrs- und Postwesens brachte. 1829 wurde die Postwagen-Hauptexpedition mit dem Obristen Hofpostmeisteramt zu einer Zentralbehörde, der "K. k. Obersten Hofpostverwaltung", verschmolzen. 1830 wurde die Wiener Stadtpost geschaffen (Einteilung von Stadt und Vorstädten in sechs Hauptbezirke und diese in 46 Bestellbezirke [für jeden derselben war ein Briefträger zuständig, der fünfmal täglich die Post zustellte]); in jedem Hauptbezirk wurde ein Filialpostamt errichtet; die Leitung oblag dem Stadtpost-Oberamt in der Wollzeile. Nach langjährigen Verhandlungen nahm schließlich am 1. Juli 1850 der Deutsch-Österreichische Postverein seine Tätigkeit auf, der bis zu seinem Ende 1866/1867 etwa 72 Millionen Menschen betreute.
Durch den Postvereinsvertrag konnten ein gemeinschaftlicher Vereinstarif sowie einheitliche Entfernungsmessung und Gewichtsfeststellung vereinbart werden. 1848 wurde eine starke Preisermäßigung für Briefe vorgenommen, 1850 in Österreich die Briefmarke und 1869 die Correspondenz-Karte eingeführt; 1850 wurden erstmals Brief-(einwurf-)kästen an Häusern angebracht (1890 rund 1.000, 1900 rund 1.400, 1914 rund 1.700).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Postverkehr in ganz Österreich am 1. Oktober 1945 aufgenommen; am 6. September 1946 wurde die Zensur der Inlandspost und am 1. September 1953 die Postkontrolle der Alliierten zur Gänze aufgehoben. 1966 wurden zur Vereinfachung der Zustellung Postleitzahlen eingeführt, Hausbrieffächer für die Postzustellung wurden im 1. Bezirk schon ab 1930, generell 1960-1970 angebracht.
Siehe auch: Hauptpostamt, Hauptpostgebäude, Post, Kleine (Klapperpost), Postbüchl, Postleitzahl, Postsparkassenamt, Post- und Telegraphendirektion, Post- und Telegraphenmuseum, Postzentrum Erdberger Lände, Rohrpost, Telefon, Telegraf.
Literatur
- Eduard Effenberger: Geschichte der österreichischen Post. Wien: Verlag der Zeitschrift für Post und Telegraphie 1913
- Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1958, S. 749 ff.
- Gottfried North: Die Post. Ihre Geschichte in Wort und Bild. Heidelberg: Decker 1988
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 15 (Briefträger)
- Stefan Seitschek: Die "Verstaatlichung" der Post 1722. In: Stefan Seitschek / Herbert Hutterer / Gerald Theimer [Hg.]: 300 Jahre Karl VI. 1711-1740. Spuren der Herrschaft des "letzten" Habsburgers. Begleitband zur Ausstellung des Österreichischen Staatsarchivs. Wien: Österreichisches Staatsarchiv 2011, S. 169-177
- Zwei Jahrtausende Postwesen. Vom cursus publicus zum Satelliten. Katalog Halbturn 1985