Ignaz Franz Castelli

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Ignaz Franz Castelli (um 1860)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Castelli, Ignaz Vinzenz Franz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. jur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  16554
GNDGemeindsame Normdatei 118667424
Wikidata Q78813
GeburtsdatumDatum der Geburt 6. März 1781
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 5. Februar 1862
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Schriftsteller, Beamter, Dichter
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.10.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 18
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Ignazfranzcastelli.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ignaz Franz Castelli (um 1860)
  • 1., Bäckerstraße 22 (Geburtsadresse)
  • 1., Postgasse 5 (Geburtsadresse)
  • 4., Operngasse 18-20 (Wohnadresse)
  • 1., Ballgasse 4 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 5. Februar 1835, Übernahme: 7. Mai 1835)

Ignaz Vinzenz (ab der Firmung Franz) Castelli, auch "der letzte Wiener" genannt, * 6. März 1781 Stadt (Hornmacherhaus [ehemaliges Pedellhaus der Universität], heute Neubau 1., Bäckerstraße 22, Postgasse 5), † 5. Februar 1862 Stadt 677 (Heiligenkreuzer Hof; Hütteldorfer Ortsfriedhof, seit 22. Juni 1895 Ehrengrab Zentralfriedhof, Gruppe 0; Porträtkopf auf dem Grabstein von Hans Scherpe), Dichter, Beamter.

Biografie

Nach Studium (Dr. jur., Universität Jena) wurde er Beamter der Niederösterreichischen Stände. 1805 verfolgten ihn die Franzosen wegen seiner "Wehrmannlieder", und Castelli musste nach Ungarn fliehen. 1809/1810 war Castelli Herausgeber des "Sammlers", 1810/1811 der "Thalia" und des "Wiener Conversationsblatts".

1811-1814 wirkte er als Theaterdichter am Kärntnertortheater; er verfasste rund 200 Theaterstücke, Lustspiele und Operntexte, bearbeitete viele französische Stücke für das deutsche Theater und stand nicht nur als Dichter, sondern auch als Kritiker in enger Beziehung zur Wiener Bühne; er war einer der fruchtbarsten Autoren seiner Zeit.

Eine Zeitlang wohnte er im sogenannte Bärenmühlenhaus (4., Operngasse 18-20), 1815 zog er mit seiner Lebensgefährtin Friederike Mayer ins Freihaus auf der Wieden; den Sommer verbrachten sie in Friederikes Landhaus in Hütteldorf (14., Rettichgasse 2-4).

Castelli war Mitarbeiter vieler Zeitschriften und lange Zeit Berichterstatter über Wiener Bühnenaufführungen für die "Abendzeitung" in Dresden. 1818 begründete er die Geselligkeitsrunde Ludlamshöhle (die im Gasthaus "Zum Blumenstock" (1., Ballgasse 3), ihren Sitz hatte); 1823 wohnte Castelli 1., Ballgasse 4.

1833-1837 leitete Castelli die Niederösterreichische Landesbibliothek, die unter ihm von der Prälatenstube des Niederösterreichischen Landhauses in die Ratsstube mit dem anschließenden Wappensaal verlegt wurde (wo sie bis 1922 blieb).

Castelli galt als Hauptvertreter des gemütlichen, zuweilen etwas derben Wiener Humors, seine erfolgreichste Publikation waren die "Wiener Lebensbilder", die zunächst als "Humoristische Aufsätze" zwischen 1825 und 1832 in der "Wiener Zeitschrift" erschienen und in mehrmals erweiterten Sammelausgaben als Buch veröffentlicht wurden (1828, 1835, 1844). Obwohl er darin im Vergleich zu den anderen Verfassern des Typus der "Wiener Lebensbilder" am meisten realistische Akzente bei der Darstellung des Alltags vorwiegend des Kleinbürgertums setzte, blieben diese fiktionale Erzählungen.

Castelli war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und gründete 1847 den Tierschutzverein. Seine umfangreiche Sammlung von 12.000 Wiener Schauspielerporträts und Theaterzetteln (seit 1600) wurde von der Hofbibliothek angekauft.

1835 erschien eine Gesamtausgabe seiner Gedichte (sechs Bände), 1843 wurden seine "Sämtlichen Werke" in 16 Bänden herausgegeben (21848; Neue Folge in sechs Bänden 1858), gleichzeitig wurde eine Auswahl seiner Schriften veröffentlicht (22 Bände 1844-1859); 1861 publizierte er "Memoiren meines Lebens" (vier Bände, kommentierte Neuausgabe von Josef Bindtner in "Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich", IX/X [1914]), eine treffende Schilderung der kulturellen Verhältnisse Wiens im Vormärz. Diese Schriften bilden auch eine Quelle für die Lokal- und Theatergeschichte Wiens. Mehrere hundert Autographe (Briefe, Manuskripte, Lebensdokumente) befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Ehrenbürger von Wien (5. Februar 1835) in Anerkennung seiner Dienstleistungen während der Besetzung Wiens durch die Franzosen 1805 sowie seines wohltätigen und schriftstellerischen Wirkens.

Siehe auch Castelligasse.

Werke: Ausgaben der "Lebensbilder"

Quelle

Literatur

  • Barbara Tumfahrt: Ignaz Franz Castelli als Übersetzer französischer Theaterstücke. Ein Beitrag zum österreichischen Übersetzungswesen im 19. Jahrhundert. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 1996
  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 365-378 (zu den "Wiener Lebensbildern")
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Karl Wache: Jahrmarkt der Wiener Literatur. Wien: Bergland-Verlag 1966, S. 13 ff. (Ignaz Franz Castelli. Der Vater der Ludlamshöhle)
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 375
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechen 1961
  • Ignaz Franz Castelli: Untermieter im Parnaß. Eingeleitet und ausgewählt von Franz Stamprech. Graz / Wien [u.a.]: Stiasny 1958
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 538
  • Josef Bindtner: Biographie Castellis. In: Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes. München: Müller 1913 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 9), S. V ff.
  • Walter Martinetz: Ignaz Franz Castelli als Dramatiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1932
  • Friedrich Bermann: Castelli als Zeitdichter. Diss. Univ. Wien. Wien 1927

Weblinks