Ehrengräber
Ehrengräber der Stadt Wien.
Ehrengräber sind besonders gewidmete Grabstellen der Stadt Wien. Je nach Ort und Widmung der Grabstelle wird zwischen Ehrengräbern und ehrenhalber gewidmeten Gräbern unterschieden. Auch historische Gräber sind besonders gewidmete Grabstellen, aber keine Ehrengräber im engeren Sinn. Im Gegensatz zu Ehrengräbern und ehrenhalber gewidmeten Gräbern steht bei der Widmung historischer Gräber nicht der Ehrungscharakter einer Persönlichkeit im Vordergrund, sondern das Anliegen der Stadt, bestehende Grabstellen auf Wiener Friedhöfen aus historischen, kunst- oder kulturhistorischen Gründen zu erhalten.
Definition besonders gewidmeter Gräber der Stadt Wien
Ehrengrab
Ehrengräber im engeren Sinn befinden sich ausschließlich am Wiener Zentralfriedhof in den Gruppen 14 A, 14 C, 32 A, 32 C, 33 G, 0 Reihe 1, und in der Präsidentengruft. Ehrengräber gibt es aber auch auf den konfessionellen (unter anderem evangelischen, jüdischen, katholischen) Friedhöfen Wiens. Bei diesen Gräbern trägt die Stadt Wien automatisch für die gärtnerische und bauliche Obhut Sorge. Die bauliche Obhut beinhaltet über die regelmäßige Überprüfung der Grabausstattung auf Stand- und Verkehrssicherheit hinaus auch notwendige Instandhaltungsmaßnahmen.
Ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmetes Grab
Ehrenhalber gewidmete Gräber befinden sich auf dem Wiener Zentralfriedhof in der Gruppe 40 (Ehrenhain), in allen anderen Gruppen des Wiener Zentralfriedhofes und auf allen anderen Friedhöfen in Wien. Sofern noch Angehörige für die Grabpflege sorgen, werden die Gräber ohne Obhut gewidmet, wenn keine Angehörigen mehr leben, trägt die Stadt auch für die gärtnerische Grundpflege und bauliche Obhut Sorge.
Historisches Grab
Die Widmung historischer Gräber ist auf allen Wiener Friedhöfen möglich. Mit dieser Widmung werden unter anderem bedeutende Grabstellen vor der Auflassung bewahrt. Da in der Regel keine Angehörigen mehr leben, die für die Pflege sorgen können, wurden bis jetzt alle historischen Gräber mit baulicher und gärtnerischer Obhut gewidmet. Als erstes historisches Grab wurde 2013 die Grabstelle für die Opfer des Ringtheaterbrands am Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 30 A, gewidmet (siehe: Mahnmal für die Opfer des Ringtheaterbrands.
Das Benützungsrecht aller gewidmeten Gräber ist auf Friedhofsdauer, das bedeutet, dass diese Grabstätten bestehen, solange der Friedhof existiert.
Die Anzahl aller gewidmeten Gräber verändert sich laufend, derzeit (2021) gibt es über 2.000 gewidmete Gräber auf allen Friedhöfen in Wien.
Zuerkennung, Umwidmung und Aberkennung
Die Zuerkennung eines Ehrengrabes bzw. eines ehrenhalber gewidmeten Grabes in Wien ist an besondere Verdienste für die Stadt geknüpft. Die Stadt Wien widmet so ihren Bürgerinnen und Bürgern, die sich in den Bereichen Kultur, Kunst, Wissenschaft, Bildung, Sport, Politik und Verwaltung, Philanthropie, Lebensrettung und Katastrophenhilfe, insbesondere bei Einsatz des eigenen Lebens, um die Stadt verdient gemacht haben, eine letzte Ehrenstätte. Auch gemeinnützige (karitative) und ehrenamtliche Tätigkeiten, die über einen längeren Zeitraum ausgeübt wurden, sowie Verdienste um die Landesverteidigung können ausschlaggebend für die Widmung einer Grabstelle sein. Die Zuerkennung historischer Gräber erfolgt aus historischen, kunst- oder kulturhistorischen Gründen oder durch Umwidmung ehemaliger Ehrengräber bzw. ehrenhalber gewidmeter Gräber, wenn eine Ehrung der beerdigten Person nicht mehr zeitgemäß erscheint, die Grabstelle aber dennoch aus anderen Gründen erhaltenswürdig ist.
Die Zuerkennung aller gewidmeten Gräber erfolgt auf Antrag der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) durch den Wiener Bürgermeister. Die Kulturabteilung verwaltet die Ehrengräber und stellt die Mittel für die bauliche und gärtnerische Obhut zur Verfügung.
Auch die Aberkennung eines Ehrengrabes bzw. ehrenhalber gewidmeten Grabes erfolgt wie die Zuerkennung durch den Bürgermeister besonders dann, wenn aus zeitgenössischer Sicht Zweifel an der Biografie und insbesondere an der politischen Einstellung der Geehrten aufkommen.
2003 beschloss der Wiener Gemeinderat nach einer öffentlich geführten Diskussion über den Fortbestand von Grabwidmungen aus der NS-Zeit die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung der Widmungen von Ehrengräbern durch die nationalsozialistische Stadtverwaltung in Wien. Zu den Aufgaben und Ergebnissen der Kommission siehe: Kommission zur Prüfung der Grabwidmungen in der NS-Zeit (1938 bis 1945)
2011 – 2012 beschäftigte sich eine weitere Kommission mit den Grabwidmungen aus der Zeit des Ständestaats. Zu den Aufgaben und Ergebnissen der Kommission siehe: Kommission zur Prüfung der Grabwidmungen im Ständestaat (1934 bis 1938)
Geschichte der Ehrengräber
Seit der Eröffnung des Wiener Zentralfriedhofs im Jahr 1874 wurde der Friedhof von der Wiener Bevölkerung besonders wegen der Trostlosigkeit des Areals und seiner Lage weit außerhalb der Stadt kritisiert. Die Anfahrt zum Friedhof war zeitintensiv, anstrengend und wenig lohnend, da sich die Ausgestaltung des Friedhofs lange hinzog. Um diesem negativen Image entgegen zu wirken und die Attraktivität des Friedhofes zu steigern, beschloss der Wiener Gemeinderat 1881 die Errichtung von Ehrengräberanlagen. Dazu wurde Archivdirektor Karl Weiß mit der Erstellung einer Liste von Persönlichkeiten beauftragt, deren Verdienste die Widmung eines Grabes auf Kosten der Stadt rechtfertigen würden. Auf Weiß' Vorschlag hin wurden dann die sterblichen Überreste berühmter Persönlichkeiten von anderen Friedhöfen, in erster Linie von den zur Auflassung bestimmten Vorortefriedhöfen, auf den Wiener Zentralfriedhof verlegt. Prominente Beispiele dafür sind unter anderem Ludwig van Beethoven und Franz Schubert, deren ursprüngliche Gräber auf dem Areal des heutigen Schubertparks als Grabdenkmäler ebenfalls erhalten sind.
Liste der Ehrengräber
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 517 Einträge von Personen, die in einem Ehrengrab bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Ignaz Abeles | Arzt Fußballfunktionär | 4 November 1874 | 27 Juli 1942 | Gruppe 19, Reihe 21A, Nummer 13 | |
Alfred Adler | Arzt Tiefenpsychologe | 7 Februar 1870 | 28 Mai 1937 | Gruppe 33G, Nummer 43 | |
Guido Adler | Musikwissenschafter | 1 November 1855 | 15 Februar 1941 | Gruppe 32 C, Nummer 51 | |
Max Adler (Soziologe) | Soziologe Philosoph | 15 Januar 1873 | 28 Juni 1937 | Gruppe 6, Reihe 19A, Nummer 21 | |
Michael Adler | Fabrikant Interessenvertreter Messerschmied | 2 Juni 1856 | 23 Oktober 1905 | Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 45 | |
Fred Adlmüller | Couturier Modeschöpfer | 16 März 1909 | 26 September 1989 | Gruppe 33G, Nummer 77 | |
Josef Afritsch | Gemeinderat Stadtrat Bundesminister Gartentechniker | 13 März 1901 | 25 August 1964 | Grab 14C, Nummer 23 | |
Rosa Albach-Retty | Schauspielerin | 26 Dezember 1874 | 26 August 1980 | Gruppe 32 C, Nummer 50 | |
Eduard Albert | Chirurg | 20 Januar 1841 | 25 September 1900 | Gruppe 14A, Nummer 5 | |
Rudolf von Alt | Maler | 28 August 1812 | 12 März 1905 | Gruppe 14 A, Nummer 52 | |
… weitere Ergebnisse |
Quellen
Literatur
- Robert Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Wiener Zentralfriedhof. Ehrengräber auf dem Städtischen Friedhof. Wien: Schmid 2012
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 155 f.
- Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 59 ff.
- Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 19 ff. (Gruppe O), 38 ff. (Gruppe 32A), 50 ff. (Gruppe 14A), 60 ff. (Gruppe 32C), 73 ff. (Gruppe 33G), 76 ff. (Gruppe 14C), 87 ff. (Ehrenhain Gruppe 40)
- Hans Havelka: Zentralfriedhof. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 30), S. 20 ff.
- Friedhöfe Wien [Hg.]: Ehrengräber. 2 Bände. Wien: Eigenverlag 2019
- Willi Weinert: "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof und zu Opfergräbern auf Wiens Friedhöfen. Wien: Wiener Stern Verlag 2017
- Listen im Handbuch der Stadt Wien