Wiener Lebensbilder

Adalbert Stifter u.a.: Wien und die Wiener, in Bildern aus dem Leben (1844)

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Wiener Lebensbilder. Nach Kai Kauffmann Typus der Stadtbeschreibung, der zur Zeit des Biedermeiers und Vormärz gemeinsam mit dem Typus der "Wiener Korrespondenz" vor allem in Unterhaltungszeitungen, aber auch in Anthologien und Almanachen publiziert wurde und der "die soziale Entfremdung und die politische Entmündigung (der gebildeten Klassen) in der Biedermeierzeit" reflektierte. Im Vergleich zum während der Aufklärung und der Regierungszeit Josephs II. publizierten "Wiener Tableau" tendierten die Lebensbilder mehr zur Erzählung und waren weniger vom Verstand, als durch Gefühl und Phantasie bestimmt.

Während die "Wiener Korrespondenz" über aktuelle Geschehnisse berichtete, sie kommentierte und (technische) Neuerungen propagierte, betonten die "Wiener Lebensbilder" mit fiktionalen Mitteln die Defizite der Modernisierung. Charakteristische Ausprägungen dieses Typus sind Ignaz Franz Castellis ursprünglich in der "Wiener Zeitschrift" 1825-1832 erschienene "Wiener Lebensbilder" (1828, 1835, 1844), Karl Johann Braun von Braunthals "Antithesen" (1834), und schließlich die unter Beteiligung von Adalbert Stifter in Buchform herausgegebene Anthologie "Wien und die Wiener, in Bildern aus dem Leben" (1844, zuvor 1842/1843 in Heftform publiziert).

Wiener Historische Lebensbilder

Als Variante der "Lebensbilder" erschienen ab den 1840er Jahren insbesondere in den Unterhaltungszeitungen historische Artikel, die in Reaktion auf die Modernisierung die Vergangenheit verklärt darstellten und später zu Sammelbänden zusammengefasst wurden; hierzu sind Franz Gräffers "Kleine Wiener Memoiren" (1845-1846) und Realis' "Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien" (1846/1847) zu zählen.

Literatur

• Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 351–429