48° 11' 30.46" N, 16° 24' 44.79" E zur Karte im Wien Kulturgut
Österreichisches Staatsarchiv (3., Nottendorfer Gasse 2).
Bis 1938 waren die staatlichen Archive Österreichs den fachlichen zuständigen Zentralbehörden unterstellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Österreichische Staatsarchiv 1945 gegründet, in den beiden folgenden Jahren wurden die historisch gewachsenen Teilarchive Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Finanzarchiv, Hofkammerarchiv (seit 1947 Organisationseinheit „Finanz- und Hofkammerarchiv") und Kriegsarchiv unter der Leitung einer Generaldirektion zusammengeschlossen und gesamt dem Bundeskanzleramt unterstellt. Das Archiv für Verkehrswesen trat als neue Abteilung hinzu. 1983 kam es zur Gründung des Archivs der Republik und in der Folge zur Auflösung der Abteilung Verkehr, deren Bestände auf das Allgemeine Verwaltungsarchiv (bis 1918) und das Archiv der Republik (seit 1918) aufgeteilt wurden.
Bestände und Sammlungen
Die historisch gewachsenen Präsenzbibliotheken der Teilarchive wurden 1984 in einer Bibliothek des Österreichischen Staatsarchivs zusammengefasst. Das Österreichische Staatsarchiv verwahrt das Behördenschriftgut des römisch-deutschen Reichs (älteste Urkunde von 816) sowie das der Verwaltung des Kaisertums Österreich 1804-1918 in seinen historischen Abteilungen. Neben diesem Schriftgut verfügt das Österreichische Staatsarchiv über eine bedeutende Nachlasssammlung sowie große Karten- und Plansammlungen in den einzelnen Abteilungen. Die im Österreichischen Staatsarchiv verwahrten Akten, die von der Gegenwart zurückgerechnet älter als 30 Jahre sind, stehen unter Einhaltung der Bestimmungen des Daten- und Personenschutzes der wissenschafltichen und privaten Forschung offen. Auf begründetes Ansuchen ist eine Verminderung der Sperre auf 20 Jahre möglich; bei ausländischen Benutzern gilt die Reziprozität bei der Akteneinsicht.
Archivgebäude und Standorte
Während das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in einem 1902 und das Hofkammerarchiv in einem 1848 fertiggestellten und somit im ältesten erhaltenen mitteleuropäischen Archivzweckbau untergebracht sind (das Gebäude mit seinem typischen Prunkstiegenhaus und seiner kunstvoll gestalteten Eisenkonstruktion [nach Wehdorn „eine der großartigsten der Welt"] wurde 2001-2003 nach Plänen des Revitalisierungsspezialisten Manfred Wehdorn denkmalpflegerisch restauriert und gleichzeitig mit den modernsten technischen Ausstattungen versehen [Belüftung, Alarmsystem, Feuerschutz]), waren die übrigen Abteilungen in adaptierten Gebäuden situiert. Am 28. April 1988 konnte für diese ein Zentralarchiv (3, Nottendorfer Gasse 2; erbaut 1981-1986 nach Plänen der Architekten Requat und Reinthaller, Skulpturen von Rudolf Kedl) eröffnet werden. Hier befinden sich alle Abteilungen mit Ausnahme des Haus-, Hof-, und Staatsarchivs (1, Minoritenplatz 1) sowie die Restaurierwerkstätte und die Reproabteilung. Der frühere Standort des Finanz- und Hofkammerarchivs (1, Johannesgasse 6) wird seit dem Jahr 2015 als Literaturmuseum genutzt.
Publikationsreihe
Seit 1948 verfügt das Österreichische Staatsarchiv über ein eigenes Publikationsorgan, die Mitteilungen des Österreichischen Staatarchivs (MÖSTA). Auch die für den schriftlichen Denkmalschutz zuständige Behörde, das Archivamt, ressortiert fachlich und personell beim Österreichischen Staatsarchiv.
Generaldirektoren
- 1945–1955 Leo Santifaller
- 1955 Oskar Regele, interimistischer Leiter
- 1956–1967 Gebhard Rath
- 1968–1972 Hanns Leo Mikoletzky
- 1973–1975 Walter Goldinger
- 1976–1978 Richard Blaas
- 1979–1986 Rudolf Neck
- 1987–1993 Kurt Peball
- 1994–2011 Lorenz Mikoletzky
- 2012–2019 Wolfgang Maderthaner
- 2019 Manfred Fink (interimistischer Leiter)
- seit November 2019 Helmut Wohnout
Literatur
- Bundeskanzleramt (Hrsg.): Das Österreichische Staatsarchiv. Geschichte - Leistung - Aufgabe. Eine Dokumentation anläßlich der Eröffnung des Neubaus am 28. April 1988. Wien 1988
- Lorenz Mikoletzky: Die österreichischen Archive und Europa - Das Österreichische Staatsarchiv. In: Scrinium 1995, Uf.
- Ludwig Bittner [Hg.] / Fritz von Reinöhl: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs aufgebaut auf der Geschichte des Archivs und seiner Bestände. Band 5: Sach- und Namensweiser. Wien: Holzhausen 1940
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 30
- Werner Rosenberger: Heimliches Baujuwel von Weltrang. In: Kurier, 23.10.2003, S. 28