Lederergasse

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Daten zum Objekt
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48° 12' 42.99" N, 16° 20' 55.08" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lederergasse (8), benannt (1778; in ihrer heutigen Ausdehnung 1862) nach dem Wohnhaus des Ledergroßhändlers Philipp Kemeter "Zur großen Haut" (auch "Zur großen Lederhaut"; 8, Lederergasse 5; Besitzer 1705-1739); ursprünglich Hintere (auch Obere) Klostergasse. Die Lederergasse wurde fast gleichzeitig mit der Lange Gasse besiedelt (die ersten Häuser entstanden um 1700). Bis 1787 reichte sie nach Norden nur bis zur Florianigasse; die Demolierung der Dietrichstein-Realität ermöglichte die Fortsetzung in die Vorstadt Alsergrund (hier Gärtnergasse benannt), wo sie bis 1862 bei der Laudongasse endete. Seit 1862 bezieht sich der Name Lederergasse auf den gesamten Straßenzug von der Josefstädter Straße bis zur Skodagasse.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Gebäude

  • Nummer 5: Der Altbau war das Geburtshaus des Komikers Carl Blasel (* 16. Oktober 1831).
  • Nummer 8: 1792-1848 Feuerwehrstadel der Gemeinde Josefstadt, außerdem 1823-1849 Mädchentrivialschule beziehungsweise 1849-1856 Pfarrhauptschule für Mädchen. Das heutige Haus, ein Zinshaus der Piaristen, wurde 1862 erbaut und ist ein Beispiel des romantischen Historismus. Über dem aufwendig gestalteten Portal lesende Knaben sowie das Wappen "Maria Treu", darüber die Statue des Gründers des Piaristenordens, des heiligen Joseph Calasanz, mit seinen Schülern. Ab 1865 wohnte hier der Pädagoge Josef Gugler.
  • Nummer 10: Leichenkammer.
  • Nummer 14: Besitzer war 1707-1726 Dr. Wolfgang Lebzeltern (1666-1732), Leibarzt Josephs I. und 1732 Senior der Universität.
  • Nummer 16: Besitzer war 1787-1808 der Fünfhauser Waffenfabrikant Nikolaus Christoph Oesterlein.
  • Nummer 18: Besitzer war 1795-1817 ebenfalls Oesterlein (1817-1820 Helene Oesterlein).
  • Nummer 23 (Florianigasse 40): Melker Hof.
  • Nummer 23: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
  • Nummer 29: Besitzer war von 1872 bis zu seinem Tod Dr. Alois Monti.
  • Nummer 33: Besitzer war 1870-1914 der Buchdrucker Franz Salzer. Sterbehaus des Kapellmeisters am Josefstädter Theater, Anton Paul Titl († 21. Jänner 1882).

Literatur

  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 47 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 308 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 269