Walter Sturminger
Walter Sturminger, * 10. Jänner 1899 Wien, † 14. November 1973 Wien, Jurist, Sammler.
Biografie
Walter Sturminger, Sohn eines Beamten, studierte nach Ableistung des Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. jur.) und trat 1929 in den Dienst der Bundespolizei. 1948 wechselte er aus der Polizeidirektion Wien ins Bundesministerium für Unterricht, in dessen Hochschulsektion er als Referent anfangs die philosophische, später die medizinische Fakultät sowie die fachlich zugehörigen Vereine betreute.
Schon lange bevor Sturminger 1964 in den Ruhestand trat, befasste er sich intensiv mit der Geschichte Wiens. Die Beschäftigung mit den Flugblättern und Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts führte ihn zur Wiener Bibliophilen-Gesellschaft, die er ab 1962 als Präsident leitete. 1943 trat er dem Verein für Geschichte der Stadt Wien bei, 1952 wurde er Vorstandsmitglied des Vereins.
Seine 1955 erschienene "Bibliographie und Ikonographie der Türkenbelagerung Wiens 1529 und 1683" wurde zum Standardwerk und basiert nicht zuletzt auf seiner konkurrenzlos vollständigen Sammlung von bildlichen und gedruckten Quellen zu den beiden Türkenbelagerungen Wiens. Alleine schon der Umfang des Werkes zeigt, welche mühsame Pionierarbeit mit der Erstellung verbunden war. Immerhin weist die Bibliografie 3.082 Druckschriften samt deren jeweiligen Standorten nach. 1968 erschien Sturmingers Werk "Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten". Zuletzt publizierte er seine Forschungen 1973 im Sammelband "Museum Perchtoldsdorf". Bis zu seinen letzten Lebenstagen arbeitete er schließlich an einer minutiösen personen- und ereignisgeschichtlichen Dokumentation der Zweiten Türkenbelagerung als Grundlage für das Jubiläumswerk 1983, das er nur umfassend vorbereiten, dessen Ausarbeitung er jedoch einer jüngeren Kraft überlassen wollte.
Die Universität Wien verlieh ihm in Anerkennung seiner besonderen Verdienste die Würde eines Ehrensenators, 1969 ehrte ihn die Stadt Wien durch die Überreichung der Ehrenmedaille in Gold.
Walter Sturminger starb am 14. November 1973 in Wien 9., auf der Liechtensteinstraße, an den Folgen eines Schlaganfalles. Er wurde ursprünglich auf dem Hernalser Friedhof bestattet und mit Entschluss des Bürgermeisters vom 28. April 1975 in ein ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Zentralfriedhof umgebettet.
Quellen
Literatur
- Isabella Wasner-Peter: Die Sammlung von Türkendrucken aus dem Besitz von Walter Sturminger in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Überblick. [Hausarbeit]. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 2000
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- Erwin M. Auer: In memoriam Dr. Walter Sturminger. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 29 (1974), S. 148 f
- Erich Zöllner: "Walter Sturminger †". In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 82 (1974) 1+2
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
Walter Sturminger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.