Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien
Am 7. Dezember 1882 beschloss der Gemeinderat, alljährlich im Anschluss an den Hauptrechnungsabschluss einen kurzen Verwaltungsbericht zu erstatten. Das umfangreiche statistische Material wurde nun - dem Beispiel anderer Städte folgend - in einem eigenen "Statischen Jahrbuch" zusammengefasst. Damit erreichte man einerseits eine Reduktion des Umfanges des Verwaltungsberichtes, andererseits bot sich dadurch auch die Möglichkeit, statistisches Material nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu ordnen und zu bearbeiten sowie vollständig in erweiterter Form in einem Werk zu publizieren.
Das erste Statistische Jahrbuch aus dem Jahr 1883 hatte um die 300 Seiten; nach zehnjährigem Bestehen hatte sich der Umfang bereits mehr als verdoppelt und stieg weiter an, so dass die Jahrgänge 1896 bis 1913 jeweils um die 900 bis 1000 Seiten umfassten. Die sukzessive Umfangserweiterung war auf immer neue Themengebiete zurückzuführen, die im Vorwort des jeweiligen Bandes dokumentiert sind. Bestand das Statistische Jahrbuch 1883 aus 16 Kategorien, umfasste der nächste Band bereits 21. 1903 wurden die Kategorien Vereinswesen sowie Geld-, Kredit- und Versicherungswesen zusammengefasst, was die Anzahl der Kapitel auf 20 reduzierte. Diese Zahl blieb bis zum Ersten Weltkrieg nun konstant.
Ein ab 1886 hinzugekommener Sachregister erleichterte die Durchsuchbarkeit, ab 1889 wurden manche Tabellen um Texterläuterungen angereichert. Zuvor hatte man sich rein auf die Darstellung der statistischen Zahlen mit, falls nötig, beigefügten Anmerkungen beschränkt. Schwierigkeiten in der Beschaffung des statistischen Materials ergaben sich im Jahr 1891 nach der Eingemeindung der Vororte. Personelle Engpässe und Umstrukturierungen bedingten, dass manche statistische Daten noch auf das ehemalige Stadtgebiet begrenzt blieben. Ab 1903 wurde im Jahrbuch zudem eine Inhaltsübersicht der periodischen Publikationen der Magistratsabteilung für Statistik veröffentlicht.
Das Statistische Jahrbuch erschien einmal jährlich. Der Band 1914 ging in Folge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs erst ein Jahr später als üblich in Druck. Dann wurde die Publikation überhaupt eingestellt. Erst im Jahr 1929 erschien wieder ein Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien, wobei es im ersten Jahr gleich zwei Jahrgänge gab. Die beiden Bände unterscheiden sich dadurch, dass der zweite in der Regel eine um ein Jahr größere Zeitspanne bei den Vergleichstabellen umfasst und teilweise auch die Erhebungsgegenstände selbst abweichen.
Für die "Neue Folge" ist kennzeichnend, dass es zwischen 1929 und 1947 unregelmäßig erschien und hinsichtlich des Inhalts sowie der Anzahl der Kategorien keine den früheren Bänden ähnliche Kontinuität erkennbar ist, was vermutlich den mehrfachen politischen Umbrüchen jener Zeit geschuldet ist. Der Umfang ging auf ungefähr ein Drittel zurück und die Jahrgänge erschienen mit teilweise starker Zeitverzögerung. Vor allem jene Jahrbücher, die die Zeit des Nationalsozialismus betreffen, wurden mit Ausnahme des Jahrgangs 1938 erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs herausgegeben. Für die Jahre 1943 bis 1945 fehlen zudem in vielen Bereichen statistisch verwertbare Aufzeichnungen, wie im Vorwort des 1948 erschienenen Bandes nachzulesen ist. Gründe hierfür waren einerseits, dass in den letzten Kriegsjahren von der Zentralstelle in Berlin eine Fortführung der nichtkriegswichtigen Statistiken untersagt wurde, andererseits, dass Material den Kampfhandlungen zum Opfer gefallen ist bzw. von den Dienststellen und Organisationen der NSDAP gegen Ende des Krieges selbst zerstört wurde.
Von 1948 bis 1951 erschien das Statistische Jahrbuch dann erneut einmal jährlich. Der Inhalt folgte wieder einem einheitlichen Aufbau in Art und Anzahl der Kategorien. In den Jahren 1952 bis 1969 war das Jahrbuch mit dem Verwaltungsbericht zum Jahrbuch der Stadt Wien zusammengefasst. Danach erschien es wieder als eigenständige Publikation unter Neustrukturierung der Inhalte. So wurden die Themenbereiche Fremdenverkehr, Kultureinrichtungen und Wahlen nun in eigenen Abschnitten behandelt. Auch die Bezeichnung mancher Kategorien änderte sich, etwa 1975, als das "Wohlfahrtswesen" in "Sozialwesen" umbenannt wurde. 1976 findet sich "Die Wiener Stadtregion" als neue Kategorie, die ab 1978 um Zahlen zur Ostregion (Wien, Niederösterreich und Burgenland) ergänzt wurde. 1994 in "Vienna Region" umbenannt, wurde das Kapitel schließlich 1999 durch "Wien international" ersetzt. Ab 1984 findet sich eine eigene Kategorie "Umwelt", 1997 wurde erstmals das Kapitel- und Inhaltsverzeichnis auf Deutsch und Englisch publiziert.
Ab dem Jahr 2000 wurde der jeweilige Band nicht mehr mit dem Berichtsjahr betitelt, sondern mit dem Erscheinungsjahr, was zur Folge hat, dass es auf den ersten Blick so scheint, als ob es kein Statistisches Jahrbuch für das Jahr 2000 gäbe. Die Daten sind jedoch tatsächlich im Statistischen Jahrbuch 2001 veröffentlicht worden. 2007 erfolgte eine komplette Überarbeitung des Jahrbuches. Es ändert sich nicht nur das Format, sondern auch die Struktur. Die bisherigen 27 Kategorien wurden großteils umbenannt, auf 29 erhöht und fünf Themengruppen (Lebensraum Wien, Menschen in Wien, Wirtschaft in Wien, Politik und öffentliche Verwaltung in Wien sowie Wien im Vergleich) zugeordnet. Außerdem gab es nun statistische Porträts der 23 Wiener Gemeindebezirke. Auf die Übersetzung gewisser Abschnitte ins Englische wurde ab diesem Zeitpunkt jedoch verzichtet. Ein neuerlicher Relaunch 2010 sorgte für eine inhaltliche Erweiterung und größere Detaillierung von Tabellen.