Gewista
Gewista, städtisches Ankündigungsunternehmen. Ausgehend von dem Gedanken, die öffentlichen Verkehrsmittel als Werbeträger zu nutzen (Herbst 1919), entschloss sich die Direktion der Wiener Straßenbahn (nach einer unbefriedigend verlaufenen Ausschreibung), eine eigene Reklameabteilung einzurichten. Als diese erfolgreich war, ergab sich infolge der großen Nachfrage die Notwendigkeit, weitere Objekte für Reklamezwecke heranzuziehen. Das führte zur Gründung einer eigenen Unternehmung (Gemeinderatsbeschluss von 30. September 1921; Gewista = Abkürzung für Gemeinde Wien städtisches Ankündigungsunternehmen), die am 8. November 1921 beim Handelsgericht registriert wurde[1].
Als 1923 das gemischtwirtschaftliche Unternehmen WIPAG - Wiener Plakatier-AG gegründet wurde, beteiligte sich die Gemeinde Wien im Wege der Gewista an diesem mit einem Anteil von 65 %; die WIPAG wurde 1938 aufgelöst. Seither führt die Gewista im Rahmen ihrer Gesamttätigkeit den Plakatanschlag als eigenen Geschäftszweig. Der verstärkt einsetzende Bedarf an Lichtreklame (1924), die außer Dienst gestellten Gaskandelaber der öffentlichen Beleuchtung und die Übernahme der Stadtbahn (1925) boten der Gewista neue Möglichkeiten. Die schweren Verluste an den Plakatierungsflächen (Plakatwände und Litfaßsäulen) während des Zweiten Weltkriegs konnten rasch behoben werden (1950: 90.000 Quadratmeter Anschlagfläche), in der Folge kam es zu einem weiteren Ausbau. Seit 1951 wird eine Plakatbewertungsaktion durchgeführt. 1964 wurde die Gewista eine Ges.m.b.H.
1974 gliederte man die Gewista in die Wiener Holding ein. In der Folge entwickelte sich die Gewista zum Spitzenunternehmen der österreichischen Außenwerbung. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs expandierte die Gewista in den mittelosteuropäischen Raum. Sie gründete Tochterunternehmen in Prag und Pressburg/Bratislava und beteiligte sich an der ungarischen Firma Europlakat. 1993 übernahm die Bank Austria die Mehrheitsanteile und übertrug diese 2000 an die Stiftungstochter B&C Holding. In diesem Jahr stieg auch der französische Außenwerbekonzern JCDecaux in das Unternehmen ein, der 2002 zum Mehrheitseigentümer wurde.
1998 startete die Gewista mit der elektronischen Werbung in den U-Bahn-Stationen, 2003 wurde das Citybike-System (Gratisfahrrad-Konzept) für die Stadt Wien entwickelt. 2004 wurde entlang stark frequentierter Straßenzüge mit der Installierung neuartiger Werbeträger ("Rolling Boards", das sind auf Bildschirmen in langsamer Abfolge wechselnde ["abrollende"] Werbebilder) begonnen. Weitere Expansionen und Töchtergründungen festigten die Marktposition im In- und Ausland. Auch neue Möglichkeiten im Zuge der Digitalisierung (digitale "Out of Home-Werbung") werden genützt.
2016 gehörten der Gewista Gruppe 349 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Sie verfügte über rund 17.000 Plakatstellen, 8.000 City Lights, 680 Rolling Boards, 1.500 Litfaßsäulen sowie rund 23.500 Werbeflächen im U-Bahn-, Straßenbahn- und Bus-Bereich.
1975 wurde der historische Plakatbestand der Gewista von der damaligen Wiener Stadt- und Landesbibliothek (heute: Wienbibliothek im Rathaus) übernommen und wird seither laufend aktualisiert.
Literatur
- Das neue Wien. Städtewerk. Hg. unter offizieller Mitwirkung der Gemeinde Wien. Band 4. Wien: Elbemühl 1928, S. 135 ff.
- Bernhard Denscher [Red.]: Tagebuch der Straße. Geschichte in Plakaten [eine Publikation der Wiener Stadt- und Landesbibliothek]. Wien: Österreichischer Bundesverlag [u.a.] 1981
- Gewista: Marktposition [Stand: 31.01.2017]
- Gewista: Geschichte [Stand: 31.01.2017]
- Gewista: Organigramm [Stand: 31.01.2017]