Um eine nachhaltige Intensivierung der Betreuung und Verwaltung der Beteiligungen der Stadt Wien sowie eine zeitgemäße Führung der Gesellschaften zu bewirken, stellte der Magistrat über Initiative von Bürgermeister Leopold Gratz am 17. April 1974 an den Gemeinderat den Antrag, die Stadt Wien möge sich an der neu zu gründenden "Wiener Allgemeinen Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH - Wiener Holding" beteiligen (Gemeinderatsbeschluß vom 31. Mai 1974). Am 7. Juni 1974 wurde der Gesamtvertrag abgeschlossen, am 27. Juni die Wiener Holding ins Handelsregister eingetragen.
Gleichzeitig beschloß der Gemeinderat die sogenannte Holding-Doktrin, in der unter anderem auch die kommunalpolitischen Zielsetzungen festgehalten wurden. Folgende Tochterunternehmen und verwaltete Gesellschaften wurden in der Wiener Holding zusammengefasst:
- Wiener Messe
- Wiener Porzellanmanufaktur Augarten
- Biomüll GmbH
- EKAZENT
- Entsorgungsbetriebe Simmering
- Fertigteilbau Wien
- GESIBA
- GEWISTA
- GUSTANA
- Jugend und Volk Verlagsgesellschaft
- Kahlenberg Gesellschaft
- Kunststoffrückgewinnungsgesellschaft
- Kurbetrieb Heilquelle Oberlaa (Oberlaaer Kurzentrum)
- J. Odelga
- OPTIMED
- Österreichische Viehverwertung "Austrovieh"
- Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft
- Serotherapeutisches Institut Wien
- Theater an der Wien Betriebsgesellschaft
- Tierkörperverwertung
- WIBEBA
- Wiener Verkehrsverein und Lager Ausbau- und Vermögensverwaltungsgesellschaft
- Wiener Kühlhaus Frigocandia
- Wiener Stadthalle - KIBA Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft
- Wiental-Sammelkanal-Gesellschaft
- WIGAST,
- weiters Gesellschaften in Verwaltung der Holding (Heizbetriebe Wien, Kabel-TV-Wien, Wiener Hafen).
Ende der 1980er Jahre beschäftigte der Konzern 6.000 bis 7.000 Menschen und lag damit im Ranking der größten österreichischen Betriebe unter den Top 30. Zu den 32 Tochterunternehmen bzw. verwalteten Gesellschaften gesellten sich noch rund 30 Enkelgesellschaften, an denen die Töchter mit über 50 Prozent beteiligt waren. 1989 wurden 49 Prozent der Anteile der Stadt Wien an Banken und Versicherungen veräußert. In einem zweiten Privatisierungsschritt zog sich die Stadt Wien 1993 auf einen Anteil von 21 Prozent zurück, wobei namhafte Anteile von der Bank Austria übernommen wurden. Nur mehr wenige wichtige Unternehmen von öffentlichem Interesse blieben in der Holding.
2002 kam es zu einer Trendwende und die Stadt Wien fasste den Beschluss, den Konzern, der 2003 in "Wien Holding" umbenannt wurde, unter neuen Rahmenbedingungen wieder auszubauen. Ein Teil der ursprünglich gehaltenen Betriebe wurde wieder integriert. In besonders starker Weise stieg der reorganisierte Konzern nun im Stadtentwicklungsbereich ein. Ende 2017 fanden 75 Unternehmen unter dem Dach der Holding, die sich im Eigentum der Stadt Wien befindet, Platz. Der Konzern ist vor allem in den Bereichen Kultur, Immobilien, Logistik und Medien tätig und beschäftigt rund 2.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei handelt es sich um einen Mix von gewinnorientierten Unternehmen und Organisationen mit gemeinwirtschaftlichen Aufgaben. 2017 erwirtschaftete der Konzern einen Gesamtumsatz von 545 Millionen Euro, wobei der Immobilienbereich der umsatzstärkste Sektor ist.
Zu den wichtigsten Teilunternehmungen zählten 2018:
- ARWAG Holding AG mit zahlreichen Subgesellschaften
- GESIBA Gemeinnützige Siedlungs- und Bau-AG
- Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft
- Tech Gate Vienna Wissenschafts- und Technologiepark GmbH
- Therme Wien GmbH & Co KG
- Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft
- Wiener Messe Besitz GmbH
- Haus der Musik Betriebsgesellschaft
- Jüdisches Museum der Stadt Wien GmbH
- Kunst Haus Wien GmbH
- Vereinigte Bühnen Wien GmbH
- Wiener Stadthalle Betriebs- und Veranstaltungsgesellschaft
- WTH Wien Ticket Holding GmbH
- Central Danube Region Marketing & Development GmbH
- Wiener Hafen GmbH & Co KG
- ebswien Hauptkläranlage GmbH
- ÖKO Media & Marketing Services GmbH
- WH Medien GmbH
Literatur
- Wien Holding will Schwerpunkt auf Immobilien setzen. In: Wiener Zeitung, 22.06.2018
- Öffentliche Wirtschaft und Gemeinwirtschaft in Österreich. Grundlagen, Entwicklungen, Dimensionen. Das Handbuch. Hg. vom Verband der Öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs. Wien: Manz 1992, S. 453 ff.