Friederike Mayröcker

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Mayröcker, Friederike
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. h. c.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34088
GNDGemeindsame Normdatei 118732404
Wikidata Q93614
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. Dezember 1924
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 4. Juni 2021
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Schriftstellerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  1945 bis heute
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 13.08.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  17. Juni 2021
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G, Nummer 29

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • ist Lebensgefährtin oder Lebensgefährte von Ernst Jandl

  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 24. November 2004, Übernahme: 16. Dezember 2004)
  • Günter-Eich-Preis (Verleihung: 2017)
  • Österreichischer Buchpreis (Übernahme: 2016)
  • Ehrendoktorat der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Übernahme: 11. November 2015)
  • Ehrenbürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 2014, Übernahme: 3. Juni 2015)
  • Buchpreis der Wiener Wirtschaft (Verleihung: 2014)
  • Niederösterreichischer Kulturpreis (Verleihung: 2013)
  • Literaturpreis der Stadt Bremen (Verleihung: 2011)
  • Georg-Büchner-Preis (Verleihung: 2001)
  • Anton-Wildgans-Preis (Übernahme: 14. April 1982)
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 3. Februar 1987)
  • Österreichischer Würdigungspreis für Literatur (Übernahme: 4. März 1974)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 16. November 1999, Übernahme: 24. Februar 2000)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 25. Juni 1985, Übernahme: 7. November 1985)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 15. September 1976)
  • Großer Österreichische Staatspreis für Literatur (Übernahme: 3. Juni 1982)
  • Georg-Trakl-Preis (Übernahme: 3. Februar 1977)

Friederike Mayröcker, * 20. Dezember 1924 Wien, † 4. Juni 2021 Wien, Schriftstellerin.

Biografie

Friederike Mayröcker kam in Wien zur Welt, wo sie nach privater Volksschule, Hauptschule und Kaufmännischer Wirtschaftsschule die Lehramtsprüfung in Englisch ablegte. Die Matura holte sie 1950 extern nach. Von 1946 an war Mayröcker als Englischlehrerin an Wiener Knaben- und Mädchenhauptschulen tätig, im Jahr 1969 ließ sie sich zugunsten einer Karriere als freie Schriftstellerin vom Lehrberuf beurlauben. Seit 1977 lebte sie in Frühpension.

Erste literarische Arbeiten entstanden bereits 1939, zu Veröffentlichungen kam es erst nach 1945, als Otto Basil seine 1938 von den Nationalsozialisten verbotene Zeitschrift "Der Plan" wiederbegründete und junge Talente förderte. Mayröckers Gedichte finden sich in namhaften Anthologien wie "Die Sammlung", "Stimmen der Gegenwart", "Wien von A bis Z", "Weg und Bekenntnis", "Ernstes kleines Lesebuch" sowie "Geliebtes Land". Ihre erste selbstständige Publikation erschien 1956 unter dem Titel "Larifari" im Rahmen der Reihe "Neue Dichtung aus Österreich". Seit 1954 lebte sie in - zum Teil auch künstlerischer - Partnerschaft mit dem Autor Ernst Jandl, die erst mit dessen Tod im Jahr 2000 endete.

Die enorm produktive Autorin hat mehr als 100 Buchveröffentlichungen vorgelegt, wobei vor allem ihre Vielseitigkeit erstaunlich ist. Die vom Surrealismus beeinflussten Gedichte und Prosastücke der Frühzeit wurden in den späten 1960er Jahren etwa von experimentellen Hörspielen abgelöst. Das gemeinsam mit Ernst Jandl verfasste Hörspiel "Fünf Mann Menschen" erhielt den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden (1969). Mayröckers Werke für das Radio sind in den Bänden "Drei Hörspiele" (1975), "Schwarmgesang" (1979) und "Bocca della verità" (1981) versammelt. 1991 wurde "Nada. Nichts" bei den Wiener Festwochen uraufgeführt.

Sowohl mit ihrer vielfach ausgezeichneten Lyrik als auch mit ihrer Prosa gelang es Mayröcker, eine völlig eigenständige Dichtung zu schaffen, die mit der Zuschreibung "experimentell", die man besonders auf ihr Frühwerk anwandte, unzureichend beschrieben ist – ihr Schreiben entzieht sich Kategorisierungen. Auch wenn ihre Texte oft von einer Ich-Erzählinstanz aus gestaltet sind, greift hier keine biografistische Lesart, vielmehr fallen Leben und Werk bei Mayröcker in eins. Das spiegelte sich auch in ihrer Lebens- und Arbeitssituation wider: Die beiden Wiener Wohnungen Mayröckers im 5. Gemeindebezirk waren legendäre Landschaften aus Zetteln, Notizen, Manuskripten, Typoskripten. In dem Film "Das Schreiben und das Schweigen" (2008) von Carmen Tartarotti bekommt man Einblicke in dieses räumliche Ineinanderfließen von Schreiben und Leben.

Nach ihrem 1975 erfolgten Wechsel zum Suhrkamp Verlag eroberte sich die Autorin eine Leserschaft von beachtlicher Breite. Dies gilt auch für die Kinderbuchautorin Mayröcker, die ihre Texte bisweilen mit eigenen Zeichnungen versah ("Sinclair Sofokles der Baby-Saurier", 1971; "Meine Träume ein Flügelkleid", 1974; "Pegas das Pferd", 1980; "Ich, der Rabe und der Mond", 1981; "Zittergaul", 1989). "Alle meine Kinderbücher", heißt es in einem Interview, "habe ich für Kinder von Freunden geschrieben". Ein berührendes Buch legte Mayröcker mit "Und ich schüttelte einen Liebling" (2005) vor, das sie ihrem Lebens- und Schaffenspartner Ernst Jandl widmete. Ihrem "Requiem für Ernst Jandl" (2001), unmittelbar nach dessen Tod geschrieben, verdanke sie sogar ihr Leben: "Ich habe mir nicht gedacht, dass ich ohne ihn weiterleben könnte. Bald sind es zehn Jahre, dass er tot ist. Der große Schmerz ist nicht mehr da. Aber die große Sehnsucht, ihn noch einmal zu sprechen, ihn noch einmal zu sehen." Der im Frühjahr 2018 erschienene Band "Pathos und Schwalbe" versammelt Texte, die auf Notizen während eines längeren Krankenhausaufenthalts im Jahr 2015 zurückgehen. Ihre letzte Publikation "da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete" zeugt von der ungebrochen frischen Schaffenskraft der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 96-jährigen Dichterin.

Die Stadt Wien zeichnete Friederike Mayröcker erstmals 1976 aus und erkannte ihr den Preis der Stadt Wien für Literatur zu, 1982 erhielt sie den Großen Österreichischen Staatspreis und 2001 die wichtigste literarische Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, den Georg-Büchner-Preis. Nachdem man ihr 2004 den Ehrenring der Stadt verliehen hatte, wurde ihr 2015 mit der Zuerkennung der Ehrenbürgerschaft die höchste Ehrung der Stadt Wien zuteil. 2016 erhielt sie als erste Autorin den neu geschaffenen Österreichischen Buchpreis für "fleurs", das mit den Bänden "études" (2013) und "cahier" (2014) eine Art poetische Trilogie bildet.

Ab 1980 überließ Mayröcker der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus schrittweise einen gewichtigen Teil ihres schriftstellerischen Vorlasses zum Entstehungszeitraum 1965 bis 2007 (22 Inventarnummern, 34 Archivboxen), ein weiterer Teil des Vorlasses wurde 2019 von der Österreichischen Nationalbibliothek erworben.

Friederike Mayröcker wurde im Ehrengrab ihres Lebensgefährten Ernst Jandl beigesetzt.

Werke (Auswahl)

  • Friederike Mayröcker: Larifari. Ein konfuses Buch. Wien: Bergland-Verlag 1956 (Neue Dichtung aus Österreich, 18)
  • Friederike Mayröcker: Tod durch Musen. Poetische Texte. Mit einem Nachwort von Eugen Gomringer. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1966
  • Friederike Mayröcker: Sägespäne für mein Herzbluten. 39 Gedichte. Mit 7 Zeichnungen der Autorin. Berlin: Rainer 1967
  • Friederike Mayröcker: Minimonsters Traumlexikon. Texte in Prosa. Mit einem Nachwort von Max Bense. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1968
  • Friederike Mayröcker: Fantom Fan. Hamburg: Rowohlt 1971
  • Friederike Mayröcker: Sinclair Sofoklos der Baby-Saurier. Mit Bildern von Angelika Kaufmann. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1971
  • Friederike Mayröcker: Arie auf tönernen Füszen. Metaphysisches Theater. Neuwied [u. a.]: Luchterhand 1972
  • Friederike Mayröcker: Je ein umwölkter Gipfel. Erzählung. Darmstadt / Neuwied: Luchterhand 1973
  • Friederike Mayröcker: Augen wie Schaljapin bevor er starb. Illustriert von Peter Pongratz. Dornbirn: Vorarlberger Verlags-Anstalt 1974 (Zeitwörter, 4)
  • Friederike Mayröcker: Das Licht in der Landschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975
  • Friederike Mayröcker: Fast ein Frühling des Markus M. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1976
  • Friederike Mayröcker: Rot ist unten. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1977
  • Friederike Mayröcker: Schwarmgesang. Szenen für die poetische Bühne. Berlin: Rainer 1978
  • Friederike Mayröcker: Die Abschiede. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980
  • Friederike Mayröcker: Gute Nacht, guten Morgen. Gedichte 1978−1981. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982
  • Friederike Mayröcker: Magische Blätter. [5 Bde.] Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983−1999
  • Friederike Mayröcker: Reise durch die Nacht. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984
  • Friederike Mayröcker: Das Herzzerreißende der Dinge. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985
  • Friederike Mayröcker: Mein Herz mein Zimmer mein Name. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988
  • Friederike Mayröcker: Stilleben. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991
  • Friederike Mayröcker: Hineinversäumte hineinversäumende Nacht. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1992 (Magazin der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 3)
  • Friederike Mayröcker: Das besessene Alter. Gedichte 1986−1991. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1992
  • Friederike Mayröcker: Lection. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994
  • Friederike Mayröcker: Das Licht in der Landschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994 (Bibliothek Suhrkamp, 1164)
  • Friederike Mayröcker: Notizen auf einem Kamel. Gedichte 1991−1996. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1996
  • Friederike Mayröcker: Das zu Sehende, das zu Hörende. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997
  • Friederike Mayröcker: brütt oder Die seufzenden Gärten. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998
  • Friederike Mayröcker: Gesammelte Prosa. [5 Bde.] Hg. von Klaus Reichert in Zusammenarbeit mit Marcel Beyer und Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001
  • Friederike Mayröcker: Requiem für Ernst Jandl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001
  • Friederike Mayröcker: Mein Arbeitstirol. Gedichte 1996−2001. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003
  • Friederike Mayröcker: Gesammelte Gedichte. 1939−2003. Hg. von Marcel Beyer. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2004
  • Friederike Mayröcker: Und ich schüttelte einen Liebling. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005
  • Friederike Mayröcker: Paloma. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008
  • Friederike Mayröcker: dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif. Gedichte 2004−2009. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009
  • Friederike Mayröcker: Ich bin in einer Anstalt. Fusznoten zu einem nichtgeschriebenen Werk. Berlin: Suhrkamp 2010
  • Friederike Mayröcker: Vom Umhalsen der Sperlingswand, oder 1 Schumannwahnsinn. Berlin: Suhrkamp 2011
  • Friederike Mayröcker: Ich sitze nur GRAUSAM da. Berlin: Suhrkamp 2012
  • Friederike Mayröcker: études. Berlin: Suhrkamp 2013
  • Friederike Mayröcker: cahier. Berlin: Suhrkamp 2014
  • Friederike Mayröcker: fleurs. Berlin: Suhrkamp 2016
  • Friederike Mayröcker: Pathos und Schwalbe. Berlin: Suhrkamp 2018
  • Friederike Mayröcker: da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete. Berlin: Suhrkamp 2020


  • Ernst Jandl und Friederike Mayröcker: Fünf Mann Menschen. Hörspiele. Neuwied: Luchterhand 1971

Quellen

Literatur

  • Alexandra Strohmaier / Inge Arteel [Hg.]: Mayröcker-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung. Berlin: Metzler 2024
  • Inge Arteel / Eleonore De Felip [Hg.]: Fragen zum Lyrischen in Friederike Mayröckers Poesie. Berlin: Metzler 2020
  • Johann Georg Lughofer [Hg.]: Friederike Mayröcker: Interpretationen, Kommentare, Didaktisierungen. Wien: Praesens Verlag 2017
  • Inge Arteel: Friederike Mayröcker. Hannover: Wehrhahn 2012
  • Hermann Korte [Hg.]: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (KLG). Begründet von Heinz Ludwig Arnold. edition text + kritik. München 2012
  • Alexandra Strohmaier [Hg.]: Buchstabendelirien. Zur Literatur Friederike Mayröckers. Bielefeld: Aisthesis 2009
  • Renate Kühn [Hg.]: Friederike Mayröcker oder "das Innere des Sehens". Studien zu Lyrik, Hörspiel und Prosa. Bielefeld: Aisthesis 2002
  • Klaus Kastberger: Reinschrift des Lebens. Friederike Mayröckers "Reise durch die Nacht". Edition und Analyse. Wien [u. a.]: Böhlau 2000 (Forschung / Österreichisches Literaturarchiv, 6)
  • Gerhard Melzer [Hg.]: Friederike Mayröcker. Graz / Wien: Droschl 1999
  • Bernhard Kraller: Friederike Mayröcker − die herrschenden Zustände. Fotografien von Reinhard Öhner. Wespennest, Sonderheft 1999
  • Daniel Riess-Beger [Hg.]: Lebensveranstaltungen. Erfindungen, Findungen einer Sprache. Friederike Mayröcker. Zirkular, Sondernummer 43. Wien: Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur 1994


Friederike Mayröcker im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks