Wiener Festwochen
Die Festwochen in Wien und Niederösterreich fanden 1927 zum ersten Mal statt, der damalige Bundespräsident Michael Hainisch umriss den Zweck der Veranstaltung: "Mögen Wien, die herrliche Stadt am Donaustrande, und Niederösterreich, das blühende Land der Berge und Burgen, durch die Festwochen viele neue Freunde gewinnen, die gerne und bald zu uns wiederkommen“. Der Impetus, tourismusfördernd zu sein, führte zu einem wenig innovativen Programm. Ohnehin stattfindende Kultur- und Sportveranstaltungen wurden in das Programm aufgenommen, dazu kamen eigens organisierte Veranstaltungen.
Das Jahr stand im Zeichen der Schubert-Zentenarfeiern mit dem riesigen Sängerbundesfest, das Hunderttausende Gäste nach Wien brachte; die Fremdenverkehrskommission der Bundesländer Wien und Niederösterreich wurde mit der Schubertfeier der Gemeinde Wien betraut. Ab 1929 fanden die Festwochen nur mehr in Wien statt.
Mit Februar 1934 änderte sich die Situation auch in Bezug auf die Fremdenverkehrskommission. So schrieb "Die Stunde" am 17. März, dass derzeit unklar sei, ob die Wiener Festwochen in diesem Jahr stattfinden könnten, "umso mehr, als durch die Verhaftung einer Reihe von Vorstandsmitgliedern der Fremdenverkehrskommission, darunter auch des früheren Vizebürgermeisters Georg Emmerling und des Stadtrates a. D. Hugo Breitner die Frage der zukünftigen Zusammensetzung und Tätigkeit des Vorstandes der Fremdenverkehrskommission überhaupt gelöst werden mußte.“ Nach einer Sitzung des Festwochenausschusses sei aber festgestellt worden, „daß die Fremdenverkehrskommission als privater Verein vollkommen unabhängig von der früheren Gemeindeverwaltung ihre Aufgaben erfüllt hat und ihr Weiterbestand durch das Ausscheiden zweier früherer Ausschußmitglieder, […] in keiner Weise gefährdet erscheint.“ Die Festwochen in Wien fanden tatsächlich bis 1937 weiter statt, die massiven politischen Veränderungen schlugen sich im Programm wenig nieder. Nach dem sogenannten "Anschluss wurde der Wiener Festausschuss aufgelöst.
Die erste Nachfolgeveranstaltung nach dem Zweiten Weltkrieg, eine Musik- und Theaterfestwoche, fand 1947 statt, Institutionalisiert wurde das Festival am 26. Mai 1951 auf Initiative des Kultur-Stadtrates Hans Mandl.
1955 wurden auch die Bezirke als Veranstaltungsorte miteinbezogen, 1956 mittels einer Beschilderungsaktion kulturell bedeutsame Gebäude; 1958 fanden erstmals Europagespräche statt.
Im Lauf der Jahrzehnte haben sich die Wiener Festwochen zu einem europaweit beachteten Sommerfestival mit alljährlichen neuen Glanzpunkten entwickelt, das bedeutende Künstler und Ensembles nach Wien holt und sich auch positiv auf die Tourismusbilanz auswirkt. Das Programmangebot umfasst durchschnittlich 40 Produktionen mit 175 Vorstellungen und 70 Konzerten, die in Summe von rund 180.000 Menschen besucht werden. Spielstätten sind unter anderem das Theater an der Wien (seit 1961), das Konzerthaus und das MuseumsQuartier. Traditionell werden die Festwochen mit einer Openair-Veranstaltung auf dem Rathausplatz eröffnet.
Aus den Festwochen heraus entwickelte sich der Wiener Musiksommer, der von 1991 bis zur Einstellung 2006 unter den Namen "KlangBogen Wien" firmierte.
Intendanz
- 1951–1958: Adolf Ario
- 1958: Rudolf Gamsjäger
- 1960–1964: Egon Hilbert
- 1964–1977: Ulrich Baumgartner
- 1978–1979: Gerhard Freund
- 1980–1984: Programmdirektorium
- 1984–1991: Ursula Pasterk
- 1991–1996: Klaus Bachler
- 1997: Wolfgang Wais
- 1998–2001: Programmdirektorium
- 2002–2013: Luc Bondy
- 2014–2016: Markus Hinterhäuser
- 2017–2018: Tomas Zierhofer-Kin
- 2019–2023 : Christophe Slagmuylder
- 2024-: Milo Rau
Videos
Literatur
- Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 452
- Bernhard Hachleitner: Eine untrennbare Beziehung? Gemeinsame Unternehmungen der beiden Bundesländer. In: Wien wird Bundesland. 100 Jahre Wiener Stadtverfassung und die Trennung von Niederösterreich. Wien: Wienbibliothek im Rathaus / Salzburg: Residenz Verlag 2020, S. 129 f.
- Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. 1972, S. 101 f.
- Egon Hubert: Zur Idee der Wiener Festwoche. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 18 (1963), S. 201 ff.
- Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 789 f.
- Wiener Festwochen Almanach 1966. 300 Jahre Österreichische Kulturgeschichte. 1966
- Österreichisches Musiklexikon online: Wiener Festwochen
- Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Band 42, Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1978, S. 249 ff.